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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Schönes – vielleicht aber auch unvorstellbar Entsetzliches. Sie konnte den Unterschied nicht bestimmen, und vielleicht gab es auch keinen.
    »Nun wisst ihr es.« Landras verbeugte sich auf den Knien so tief, dass seine Stirn fast den Boden berührte. »Erhabene.«
    Die tausendfachen Schmerzen, die allesamt immer noch da und nur an den Rand ihres Aufmerksamkeitshorizonts zurückgewichen waren, wo sie ihr Denken nicht allzu sehr beeinträchtigen konnten (sie aber fröhlich weiterquälten), erloschen einer nach dem anderen, und sie spürte auch, wie ihre kaum weniger zahlreichen Wunden endgültig zu bluten aufhörten und sich zu schließen begannen; weder rasch noch vollständig, aber sie taten es.
    »Das ist ...«, flüsterte sie.
    »Die Macht des Elfenzorns«, sagte Landras. »Eiranns Erbe, Prinzessin. Die Magie der Alten, die sich nur der rechtmäßigen Erbin der Macht offenbart. Nun weiß ich, dass Ihr es seid.«
    »Eine Nummer kleiner hätte es auch getan, Schild«, sagte Pia lahm. »Und hört endlich auf, den Boden zu küssen. Ich hasse Kriecher.«
    Landras hob zwar gehorsam den Kopf, aber seine Haltung blieb auf schwer zu beschreibende Art unterwürfig, und seine Augen leuchteten. »Wie Ihr befehlt, Erhabene.«
    »Und hör mit diesem Erhabene- Gebrabbel auf !«, fauchte sie. »Ich hasse das.«
    »Wie Ihr befehlt, Prinzessin.« Landras schien einen Momentlang darauf zu warten, dass sie erneut widersprach, deutete aber dann nur ein weiteres Nicken an und stand auf. Die Bewegung war mühsam und Lichtjahre von der natürlichen Eleganz entfernt, die sie an seinem Volk immer schon bewundert hatte, und Pia fiel überhaupt jetzt erst auf, in was für einem bejammernswerten Zustand sich der Schattenelb befand. Seine Rüstung war zerbeult und hoffnungslos zerschlagen. An zahllosen Stellen sickerte Blut darunter hervor, und auch an seinem Hals befand sich ein hässlicher Schnitt, tief und deutlich weniger als einen Fingerbreit von der Schlagader entfernt. Als er zurücktrat, sah sie, dass er humpelte.
    »Ruht Euch aus, Prinzessin«, sagte er. »Ich schicke sogleich den Heiler zu Euch.«
    »Das wirst du schön bleiben lassen«, antwortete sie. »Hier gibt es genug andere, die ihn mehr brauchen.«
    Landras nickte nur noch einmal stumm und humpelte dann davon. Pia ließ den Hinterkopf gegen den rauen Fels sinken und schloss für einige weitere Sekunden die Augen. Hinter ihrer Stirn rasten noch immer die Gedanken. Sie hatte weit mehr als nur eine blutige Schlacht erlebt. Hier – und vielleicht gerade jetzt, vor einer Minute – war etwas wirklich Großes geschehen, und sie war noch unendlich weit davon entfernt zu verstehen, was. Da war irgendetwas, was Landras gesagt hatte, vielleicht nur ein Satz oder ein einzelnes Wort. Sie hatte ihm keine Beachtung geschenkt, aber das Gefühl, etwas ungemein Wichtiges vergessen zu haben, war da; wie der winzige Stachel eines Kaktus, den man sich eingerissen hatte und der nicht wirklich wehtat, sich aber immer wieder schmerzlich in Erinnerung brachte, sobald man ihn versehentlich berührte.
    Pia wartete, bis die diversen Schmerzen und Wehwehchen in ihrem Körper vollends verschwunden waren, und registrierte ohne sonderliche Überraschung, dass die Magie des Schwertes sich offenbar nicht nur darauf beschränkte, ihren Schmerz zu lindern. Da waren Kraft und eine sonderbare Art von Zuversicht,die aus dem Herz der magischen Waffe in ihre Handfläche flossen und Schwäche und Furcht vertrieben, aber auch noch etwas, das sie nicht genau benennen konnte, ja, von dem sie nicht einmal wusste, ob sie Angst davor haben sollte. Sie – etwas von ihr, und vielleicht das Wichtigste – begann sich zu verändern, und sie konnte noch nicht einmal sagen, in welche Richtung; geschweige denn, was am Ende dieses Weges auf sie warten mochte.
    Sie ließ noch einige weitere Sekunden verstreichen, öffnete die Augen und begegnete dem Blick eines Elbenkriegers, der neben ihr lag und sie schon die ganze Zeit über angesehen hatte, auch wenn ihr das erst im Nachhinein klar wurde. Seine linke Hand fehlte. Wo sie sein sollte, befand sich nur ein blutiger Lappen, mit dem einer seiner Kameraden den Stumpf umwickelt hatte, und das war längst nicht seine einzige Verletzung. Er lag in einer Lache seines eigenen Blutes, und Pia konnte regelrecht spüren, wie das Leben aus ihm herausfloss. Dennoch empfand sie nur eine sonderbar distanzierte Art von Mitleid, das im Grunde keines war. Ein Pseudogefühl, das von ihrem

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