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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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endgültig Feuer fing.
    »Das meine ich nicht.« Pia deutete auf seine andere Hand. »Die Feuersteine.«
    »Es sind Feuersteine, ganz genau«, antwortete Lion. »Und?«
    »Und wieso kannst du so gut damit umgehen?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Lion. »Ich konnte das schon immer ... glaube ich.«
    Pia wusste, dass das nicht stimmte. Sie hatte einmal einen Ter Lion gekannt, dem sie diese Behauptung geglaubt hätte, aber das war lange her, und diesen Ter Lion gab es nicht mehr. Was bei Kronn geschah mit Jesus?
    Für einen Moment drohte sich unbehagliches Schweigen zwischen ihnen breitzumachen, dann konnte sie ihm regelrecht ansehen, wie er den Gedanken abschüttelte. Er stand auf und hielt die Fackel weit genug in die Höhe, damit die Flamme an der Tunneldecke auseinanderfächerte und Staubpartikel und uralte Spinnweben knisternd zerfielen.
    »Dann gehen wir besser weiter, solange es dir noch nicht wirklich schlecht geht.«
    Auch das, vermutete Pia, sagte er zweifellos nur, um ihr zudemonstrieren, wie sehr er sich um ihr Wohl sorgte, aber es ärgerte sie trotzdem so sehr, dass sie sich auf die Zunge beißen musste, um nicht mit einer wirklich verletzenden Antwort zu reagieren. Wortlos trat sie hinter ihn und bedeutete ihm mit einer knappen Geste, weiterzugehen.
    Sie fanden noch vier weitere tote Krieger und eine Viertelstunde später noch einen fünften, der den vielleicht erschreckendsten Anblick von allen bot. Um ein Haar hätten sie ihn übersehen, denn jetzt, als sie sich nicht mehr wie die Blinden von einer staubgrauen Lichtinsel zur nächsten tasten mussten, beschleunigte Lion seine Schritte, und der verkrümmte Körper lag in einem Winkel zwischen zwei Stützbalken, den das tanzende Fackellicht kaum erreichte. Pia war schon fast an ihm vorbei, als ihr ein verirrter Lichtreflex im Augenwinkel auffiel und sie stehen blieb und noch einmal genauer hinsah. Lion kam zurück und senkte seine Fackel, um ihr zu leuchten.
    Der Tote lag zusammengekrümmt auf der Seite, die Beine an den Leib gezogen und die Knie mit beiden Armen umschlungen, und etwas an ihm war ... anders als an den Toten, die sie bisher gefunden hatten.
    Lion sprach aus, was sie nur fühlte. »Er liegt schon eine ganze Weile hier, sagte er. »Ganz bestimmt nicht erst seit gestern.«
    Und er war auch nicht an Pfeilgift gestorben, wie sie feststellten, als sie den Toten untersuchten. Sein Gesicht zeigte denselben ausgemergelten Ausdruck wie das der anderen, und selbst seinen schon lange erloschenen Augen sah man noch an, wie sehr er gelitten haben musste, bevor er starb. »Ich schätze, so sieht ein Elb aus, der an Silbervergiftung gestorben ist«, sagte Lion.
    »Der arme Kerl muss ziemlich gelitten haben«, sagte sie. »Und sehr lange.«
    »Mich würde viel mehr interessieren, warum Eirann ihn hierhergeschickt hat.« Lion blickte nach rechts und links, als glaubte er, die Dunkelheit dort nur lange genug anstarren zu müssen, bis sie ihr Geheimnis preisgab. Auch Pia sah kurz in die Richtung,aus der sie gekommen waren, und verspürte schon wieder ein eisiges Frösteln, denn der Anblick entbehrte nicht einer gewissen Unheimlichkeit. Das Licht der einzelnen Fachel reichte nur wenige Schritte weit, aber die Flammen hatten Staub und andere winzige Partikel in der Decke in rote Glut versetzt, die jetzt nur nach und nach erloschen, was wie ein roter Sternenhimmel aussah, der allmählich verblasste. Oder auch wie tausend winzige Dämonenaugen, die sie drohend aus der Dunkelheit heraus anstarrten. Sie versuchte den Gedanken als so albern abzutun, wie er war, aber ganz gelang es ihr nicht.
    »Sie suchen irgendetwas in diesem Berg«, antwortete Pia. »Hat Eirann dir das nicht gesagt?«
    »Doch, aber nicht, was.« Lion machte ein nachdenkliches Gesicht. »Er behauptet, dass sie es selbst nicht wissen.«
    »Und du glaubst ihm nicht?«
    »Ich weiß nicht, was man einem Spitzohr glauben kann oder nicht«, antwortete Lion. »Und Eirann schon gar nicht. Wenn du mich fragst, dann verbringt er entschieden zu viel Zeit mit Alica. Aber es muss wichtig sein, sonst würde er seine Männer nicht in den sicheren Tod schicken, um es herauszufinden.«
    »Den Job werden wir ja jetzt übernehmen«, sagte Pia mit belegter Stimme. »Ob es uns gefällt oder nicht.«
    Lion bedachte sie mit einem schrägen Blick und behielt alles für sich, was ihm so überreich dazu auf der Zunge lag. Wortlos stand er auf und ging weiter, und diesmal folgte ihm Pia so dichtauf, wie sie es gerade noch

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