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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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herumgegangen, aber niemals neben seinem Fenster angekommen war, um ihn zu bezahlen, der andere saß vermutlich jetzt noch mit offenem Mund in einem ganz ähnlichen, nur besser besuchten Straßencafé und starrte den Tisch an, auf dem sich sein scheißteures Designer-Handy vor seinen Augen in Luft aufgelöst hatte.
    Aber gut, wenigstens der Schlipsträger hatte es verdient. Pia hatte das Designerteil, das vermutlich mehr gekostet hatte, als die meisten Bewohner der Favelas im Monat zum Leben zur Verfügung hatten, mit einem Gefühl tiefster Schadenfreude in einem Gully entsorgt, nachdem sie mit gerade einmal drei Anrufen herausgefunden hatte, in welcher Klinik Jesus lag. Im Nachhinein tat ihr dieser Akt gehässiger Anarchie ein bisschen leid. Sie hätte es behalten und irgendeinem Straßenkind aus den Slums schenken sollen (ohne Karte, versteht sich), das es vielleicht hätte verkaufen und seine Familie damit ein paar Tage hätte über Wasser halten können.
    Etwas klapperte. Pia schrak aus ihren Gedanken hoch, begriff diesmal immerhin etwas schneller, dass sie schon wieder viel zu lange ins Nichts gestarrt und ihren Gedanken die Zügel hatte schießen lassen, und winkte den Kellner mit einer hastigen Geste herbei.
    »Entschuldigen Sie. Ich wollte nicht unhöflich sein. Ich war nur …« Sie hob die Schultern und machte dann eine Kopfbewegung auf den dreigeschossigen weißen Bau aus falschem Marmor auf der anderen Seite der sechsspurigen Straße zu, an die das Café grenzte. Der Kellner zog fragend die linke Augenbraue hoch. Sein Blick wurde um keinen Deut freundlicher. Vielleicht war es doch nicht so schlimm, ihn um die Zeche zu prellen.
    »Wirklich, es tut mir leid«, sagte sie noch einmal. »Aber mein Freund liegt dort drüben, wissen Sie. Ich … bin gerade ein bisschen durcheinander.«
    Eine Sekunde lang blieb das Gesicht des Kellners noch völlig unbewegt, aber dann wurde sein Blick weich. »Das tut mir leid. Was ist passiert? Ein Unfall?«
    Irgendwie schon. Wenn man es genau nahm, sogar ganz eindeutig. Schließlich hatte der Dolch, der ihn getroffen hatte, nicht ihm gegolten. »Ja«, sagte sie.
    »Und warum …« Der Kellner zögerte, und Pia wäre überhaupt nicht erstaunt gewesen, hätte er noch einmal gesagt: Schließlich geht es mich ja auch nichts an. Stattdessen fragte er jedoch: »Und warum sind Sie dann hier, und nicht dort drüben, bei ihm?«
    »Ich weiß es nicht genau«, antwortete Pia wahrheitsgemäß. »Ich glaube, es … macht mir Angst.«
    »Das verstehe ich. Ein Krankenhaus ist nie ein schöner Ort, um jemanden zu treffen, nicht wahr?« Er sah eine Sekunde lang zu dem dreigeschossigen Bau hinüber, dessen untere beiden Etagen bereits in den Schatten der hereinbrechenden Dämmerung lagen. »Obwohl es eine ziemlich gute Klinik sein soll, wie man hört.«
    Es war sogar eine ganz ausgezeichnete Klinik. Sie war kein Arme-Leute-Krankenhaus am Rande der Slums, das von barmherzigen Schwestern oder irgendeiner karitativen Organisation geleitet wurde, sondern eine teure Privatklinik, die Leute wie sie normalerweise nur von außen sahen. Und es war auch kein Irrtum gewesen, wie sie im allerersten Moment angenommen hatte. Eine leicht genervt klingende Stimme am Telefon hatte ihr versichert, dass Esteban mit seiner Unterschrift und Kreditkartennummer für die Kosten von Jesus’ Behandlung geradestand, zumindest für die erste Woche.
    Sie würde sich nicht einmal mehr bei ihm bedanken können.
    »Ja, ich weiß«, sagte sie. »Das ist es auch nicht. Ich …« Sie deutete ein Schulterzucken an, streckte die Hand nach dem Espresso aus, den er gerade gebracht hatte, und sagte dann aus einem plötzlichen Impuls heraus: »Ich kann das nicht bezahlen.«
    »Das Krankenhaus?«
    »Nein«, antwortete sie. »Oder doch. Auch. Den Kaffee. Tut mir leid. Ich … habe überhaupt kein Geld.«
    Der Kellner wurde nicht zornig. Er sah sie nur leicht überrascht an, und vielleicht ein ganz klein bisschen vorwurfsvoll, zuckte aber dann nur nochmals mit den Achseln und schob die Kaffeetasse demonstrativ noch ein Stück näher zu ihr hin. »Dann werden sie Ihren Freund rauswerfen. Hab ich schon ein paarmal mitbekommen. Sie schauen in ihren Computer, und wenn sie feststellen, dass niemand da ist, der die Rechnungen zahlt, stellen sie ihre Maschinen ab und werfen ihn raus. Das ist fürsorglich, nicht? Ich frage mich immer, wie sie das mit ihrem hippokratischen Eid in Einklang bringen, den Ärzte doch angeblich alle ablegen.«
    »Die

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