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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zugestoßen ist, auch. Aber es war nicht meine Schuld. Ich wusste nicht, dass das passiert.«
    »Wenn ich geglaubt hätte, dass es anders wäre, dann wärst du jetzt schon tot, mein Kind. Zwei meiner Männer sind tot, und zwei andere brauchen wahrscheinlich einen Monat, um wieder richtig laufen zu lernen. Wer war der Kerl?«
    »Das weiß ich nicht. Ich bin nicht einmal sicher, dass es ein Kerl war.«
    »Dafür, dass du nichts über ihn weißt, weißt du ziemlich viel über ihn«, schnaubte Toni.
    »Du hast ihn doch gesehen, oder?«, fragte Pia. »Sah er vielleicht aus wie einer von Hernandez’ Schlägern?«
    »Wie sah er denn aus?«, fragte Peralta, bevor Toni antworten konnte.
    »Das … weiß ich auch nicht. Nicht wie ein Mensch.« Peraltas linke Augenbraue rutschte wieder ein Stück nach oben, und Pia hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt, zog es aber stattdessen vor, hastig hinzuzufügen: »Jedenfalls nicht wie einer, den ich jemals gesehen habe … aber ich habe ihn auch nur eine Sekunde oder zwei zu Gesicht bekommen. Fragen Sie Toni. Der war länger mit ihm zusammen.«
    »Toni war unglücklicherweise damit beschäftigt, sich aus dem Fenster werfen zu lassen«, sagte Peralta ohne eine Spur von Humor in der Stimme. »Aber Max und ein paar von den anderen Männern sagen auch, dass er … seltsam ausgesehen hat. Aufjeden Fall hat er gekämpft wie ein Berserker … und du behauptest, du hast keine Ahnung, wer der Kerl ist?«
    »Nein«, antwortete Pia. »Ich behaupte es nicht. Es ist so.«
    »Warum lässt du mich nicht ein paar Minuten mit ihr allein, Onkel José?«, fragte Toni. »Danach kann ich dir alles sagen, was du wissen willst.«
    Peralta seufzte. »Habe ich schon erwähnt, dass mein Neffe ein Dummkopf ist? Aber ich kann ihn auch beinahe verstehen. Er hat an dieser Kleinen gehangen, musst du wissen. Was soll ich jetzt machen? Ich möchte dir ja gerne glauben, aber auf der anderen Seite ist er mein Neffe, und Blut ist nun einmal dicker als Wasser … Ich könnte ihm dich anbieten, sozusagen als Ersatz für die arme Consuela. Wie würde dir das gefallen?«
    »Nicht besonders«, antwortete Pia. Toni aber vermutlich noch sehr viel weniger.
    »Dann solltest du vielleicht anfangen, etwas ehrlicher zu mir zu sein, mein Kind. Wie soll ich dir helfen, wenn du nicht offen mit mir sprichst?«
    »Aber ich bin doch ...«
    »Mein liebes Kind«, fiel ihr Peralta ins Wort, »ich bin vielleicht ein alter Mann, aber ich bin nicht dumm, also hör auf, mich zu behandeln, als wäre ich es. Du tauchst praktisch aus dem Nichts auf, und dein Freund wird von einer Waffe verletzt, die es gar nicht geben dürfte – einer sehr kostbaren Waffe noch dazu. Dann taucht dieser seltsame Kerl auf, der meine Männer niedermäht, als wären sie Vorschulkinder, du verschwindest und tauchst mitten in der Nacht und in dieser seltsamen Aufmachung wieder auf und rennst stundenlang durch die Favelas – und ich soll dir glauben, dass du so gar nichts weißt?« Er schüttelte tadelnd den Kopf und sah für einen Moment tatsächlich fast wie ein gütiger alter Großvater aus, der versucht, seinem Enkelkind ins Gewissen zu reden.
    »Na ja, so … ungefähr«, antwortete sie.
    »Du weißt selbst, wie sich das anhört, nicht wahr?«
    Pia zuckte wortlos mit den Schultern.
    »Und du wirst mir sagen, was es ist.« Er hob die Hand, obwohl sie gar nicht dazu angesetzt hatte, ihm zu widersprechen. »Dieser seltsame Kerl ist nicht zufällig gestern Abend bei uns aufgetaucht, und ich glaube auch nicht, dass du stundenlang hier spazieren gegangen bist, um deinen neuen Schneeanzug einzutragen. Du wolltest dich mit jemandem treffen. Mit wem?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, antwortete Pia.
    Toni schlug sie noch einmal. Diesmal versuchte sein Onkel nicht, ihn davon abzuhalten, doch als er zum dritten Mal ausholte, fiel er ihm in den Arm und hielt ihn mit einer unerwartet kraftvollen Bewegung zurück.
    »Ich will dir sagen, wie ich die Sache sehe«, sagte er, als wäre gar nichts geschehen, griff unter seinen Mantel und zog den Diamantdolch hervor. Pia musste sich beherrschen, um sich ihr Erschrecken nicht anmerken zu lassen. Dieser Dolch sollte nicht hier sein. Nicht in seinen Händen, nicht in diesem Wagen und nicht in dieser Stadt. Nicht einmal in dieser Welt.
    »Ich glaube, es gibt tatsächlich noch mehr davon«, fuhr Peralta fort und wedelte mit dem Dolch. »Und ich glaube, du weißt, wo. Oder du kennst zumindest jemanden, der es weiß. Du wolltest

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