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Elfriede im Salon (German Edition)

Elfriede im Salon (German Edition)

Titel: Elfriede im Salon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Milk
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dürfte, da es ihr nach dem Essen doch ein wenig warm geworden wäre. War es Angstschweiß, der daher rührte, zu viel von dem teuflischen Knoblauch gegessen zu haben, jedenfalls konnte man die eine oder andere Schweißperle auf ihrer Stirn erkennen. Wer wollte etwas dagegen haben, ein paar von diesen Perlen auf ihren Brüsten zu entdecken? Robert Unmuth nickte ihr zu und sie begann, ihre Bluse aufzuknöpfen.
    Offensichtlich war damit der zweite Teil des Abends eingeleitet. Sie hatte ihre schweren Brüste freigelegt, die neugierig die Runde beäugten. Es hatte fast den Anschein, als ob sie mit philosophieren wollten. Die Glieder der Philosophen versuchten, sich in ihren Hosen aufzurichten. Dr. Schwarz und Professor Hügel blieben weiterhin eine Antwort schuldig, möglicherweise verlangsamten die anschwellenden Glieder erneut das Denken, das sich bisher darauf beschränkte, nichts überstürzen zu wollen. In beispielsloser Kürze hatte man sich durchgerungen, weiter zu machen, ohne Elfriede ausschließen zu wollen. Die Entscheidung entsprang nicht einer Diskussion, sondern einem kurzlebigen Gefühlsmoment. Nach dieser weisen Entscheidung hätte man zwar Weiteres nicht vertagen wollen, es hatte sich aber genügend Trägheitspotenzial entwickelt, um alles sehr bedächtig anzugehen. Elfriede schlug vor, einen Kaffee zu machen, der könne belebend wirken. Sie hatte beschlossen, sich während der Kaffeezubereitung auszuziehen. Sie wog ab, ob sie dies unter den Augen der Männer tun solle, oder versteckt in der Küche. Sie entschied sich für Letzteres. Elfriede zog sich in der Küche aus, mit der Konsequenz, dass die Welt weiterhin auf eine Philosophie des Striptease würde warten müssen. Ohne einen praktischen Anschauungsunterricht würden die Philosophen kaum in der Lage sein, die Ästhetik und die geheimnisvolle Wirkung eines Striptease beschreiben zu können. Die Kaffeemaschine lief und Elfriede streifte ihren BH ab.
    Sollten sich die Philosophen auf das Abenteuer einlassen, im Salon nackt zu philosophieren? Wie viel Zeit hatte man noch eine Entscheidung aufzuschieben, bzw. eine Entscheidung in die Tat umzusetzen. Man konnte den Vorschlag nicht einfach als abwegig abtun. “Ich habe Angst”, sagte Dr. Schwarz. “Du hast wahrscheinlich vor allem vor dem Angst, was kommen mag. Was willst du? Etwa, dass Lulu oder Elfriede dir diskret die Hose aufknöpft, sich auf dich setzt, um dann in fünf Minuten deine ängstliche Erregtheit zu behandeln.” Robert Unmuth machte sich für eine ausgezogene Variante des Abends stark. “Mit Angst lässt sich schlecht philosophieren”, argumentierte Professor Hügel. “Mit Angst lässt sich auch schlecht ficken”, warf eine vorlaute Elfriede von der Küche aus ein, die damit erste Parallelen zwischen Ficken und Philosophieren gezogen hatte. Das lag auch wieder unbeantwortet in der dünnen Luft des philosophischen Salons. Konnte man Elfriede zumuten, sich die ganze Zeit nackt zu zeigen. Die kurzen Geschlechtsakte waren zwar schmerzhaft, aber kurz. Es war wie ein Sprung ins kalte Wasser, aus dem man versuchte, schnell wieder rauszukommen. Schwer genug, aber es würde insofern zusätzlich leichter fallen, da man den richtigen Zeitpunkt zum Absprung abpassen könnte. Diese Argumentation kam zwar nicht explizit auf den Tisch, Ähnliches geisterte aber in nonverbaler Form in den Köpfen von Dr. Schwarz und Professor Hügel. Robert Unmuth sollte ja nicht so tun, als ob er alles im Griff habe, dass er keine Angst und keine Verlegenheit kenne. Lulu brachte das sachliche Argument, dass es für sie bessere Arbeitsbedingungen wären, wären die Männer nackt. Das Argument wurde von Professor Hügel als zu geringfügig abgetan. Es war zu befürchten, dass man sich wieder in einem Labyrinth der Peinlichkeit verlief. Wenn schon verklemmt, sprach - und geistlos, dann bitte angezogen. Konnte es sein, dass man nackt in ein Nichts fallen würde, dass an Leere das Nichts übertreffen würde, das im wesentlichen den bisherigen Abend den philosophischen Salon gefüllt hatte. Um es in moderner physikalischer Sprache zu sagen: ein Nichts, ein Vakuum ohne jegliche Quantenfluktuation. Würde sich selbst kein Schwanz regen, ein Prozess, den man als eine geringfügige Quantenfluktuation deuten konnte. “Sie brauchen schon keine Angst haben, ich lache nicht über sie” brachte Lulu als Beitrag zum weiteren Prozedere und um die Praktikabilität ihres Jobs zu erhöhen. Sie war ein Profi, aber die alten Herren

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