Elfriede im Salon (German Edition)
schienen weit davon entfernt zu sein, Profis auf ihrem Gebiet zu sein. Dieser Unmuth vielleicht. Das zeigte sich schon, wie er sie genommen hatte. Lulu erlaubte sich, diese Überlegung an die Runde weiterzugeben. Es kam daher, wie ein philosophischer Satz: “Professionelles Philosophieren setzt professionelles Ficken voraus!” Robert Unmuth musste lachen: Selbstverständlich lag in dem Satz eine Übertreibung, denn Lulus Selbstverständnis schloss aus, dass irgendjemand außer ihr hier professionell fickte. Die Leistung des Herrn Unmuth war zwar durchaus beachtbar, aber eben nur die eines leidenschaftlichen Amateurs bzw. Laien, denn fickte man professionell, war man nicht erregt. Trieb man professionelles Philosophieren gänzlich unerregt?
“ Ich sehe, sie haben Bestrebungen, in den philosophischen Kreis aufgenommen zu werden. Ihre Aussage ist quasi ein philosophischer Satz, der aber offensichtlich falsch ist.” Dieser Unmuth sollte sie nicht so als Dummerchen abtun, darum sagte Lulu altklug: “Darüber lässt sich streiten.” Den Philosophen ging’s doch ums Streiten. Robert Unmuth versuchte, ihr an einem Beispiel klarzumachen, was Philosophieren bedeutet. “Ihren Satz kann man durchaus unterschiedlich deuten, zum Beispiel so, dass wir nur professionell das Thema Sex bearbeiten können, wenn jemand wie sie da ist, der es mit uns professionell macht. Das haben sie aber mit Sicherheit nicht gemeint. Das ist an sich auch nicht wahr, da das Thema auch theoretisch abhandelbar ist. Auch aus der Erfahrung von leidenschaftlichen Verhältnissen heraus kann man zu einer Philosophie des Sexes kommen. Deutet man den Satz anders, sind sie die Einzige hier, die die Voraussetzung erfüllt, professionell zu philosophieren. Das werden sie wohl nicht gemeint haben. Macht man eine philosophische Aussage, müssen die Bezüge klar festgelegt sein.” Konnte es sein, dass Philosophen dumme Besserwisser waren? Es schien so, aber das hätte ihr egal sein können, denn wichtig war alleine nur, dass ihre Bezüge stimmten. Ihr fiel auf, dass das Wort Bezüge doppeldeutig war, denn es konnten auch Bettbezüge gemeint sein und diese zu wechseln zählte zu den lästigen Pflichten ihrer Arbeit. Von wegen, sie verstand sich prächtig aufs Philosophieren. Dazu brauchte man keinen Schwanz.
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Da der überwiegende Teil der berühmten Philosophierenden der Geschichte männlich war, ist die Idee nicht ganz abwegig, dass fürs erfolgreiche Philosophieren ein Schwanz unabdingbar ist. Lulu schloss messerscharf, dass jüngere Männer beim Philosophieren erfolgreicher sind als alte Männer. Professor Hügel hatte ob der Dinge, die kommen sollten, das Bedürfnis die Heizung weiter aufzudrehen. Das war völlig überflüssig an diesem warmen Apriltag. Die beiden nackten Frauen hatten im Übrigen bewiesen, dass es sich im Salon ganz gut bei den vorherrschenden Temperaturen aushalten ließ.
Der Kaffee war durchgelaufen und Elfriede hatte genau das abgelegt, was sie auch im ersten Teil des Abends abgelegt hatte; mit anderen Worten: sie trug noch ihre halbhohen Pumps, ihre schwarzen halterlosen Strümpfen (war es doch kalt?) und ihr kleines feilchenfarbenes Höschen. Sie wollte nichts überstürzen und die Männer nicht mit vollendeten Tatsachen konfrontieren. So wie sie nun war, stellte sie den Status quo, der kurzfristig durch das Abendessen aufgehoben worden war, wieder her. Die Utensilien für die Kaffeerunde stellte sie auf einem Tablett zusammen und betrat mit dem Tablett den Salon. Ein bisschen verdeckten Kaffeekanne und Kaffeetassen ihre nackten Brüste. Die Männer beäugten ihre Elfriede so, als ob ihr Anblick für sie etwas vollkommen Neues darstellen würde. Sie stellte das Tablett auf den Tisch, verteilte Tassen und Untertassen, Zucker und Kaffeesahne und goss dann den Kaffee ein. Sie beugte sich dabei etwas nach vorne und bot den Männern mit ihren anschwellenden Gliedern die unterschiedlichsten Perspektiven. Keiner legte Hand an ihren Po an. Dieser war für die, die ihn sehen konnten, natürlich Blickfang. Robert Unmuth schaute auf ihre Brüste und die Frontseite ihres Höschen. Es war unklar, ob die Frage, sich bald ebenfalls auszuziehen, ausdiskutiert war. Bevor sich Elfriede ebenfalls zu ihrem Kaffee hinsetzte, bewegte sie sich zur Musikanlage und
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