Elidar (German Edition)
bemühte sich um ein Lächeln. »Mir geht es gut. Bin ein bisschen müde, das ist alles.«
Er wandte die Augen nicht ab, und die Sorge darin vertiefte sich. Dann wechselte er einen Blick mit Valon. Der nickte und rückte auf der Bank an Elidars freie Seite. Die Brüder legten wortlos ihre Arme um ihre Schultern und beugten sich vor.
»Was wollte seine Magnifizenz von dir?«, flüsterte Valon.
Elidar zögerte, warf einen Blick auf Valerian, der kein Spinnenmagus mehr war, und schüttelte den Kopf. »Nichts Wichtiges. Er hadert immer noch damit, dass er meine Einkleidung zulassen musste.«
»Und Bär?«, fragte Valon weiter. »Er schien nicht gerade begeistert zu sein, dass du mit ihm sprechen wolltest.«
Sie seufzte in sich hinein. Dieser neugierige Bursche!
»Ich wollte ihm von meinem Gespräch mit Sturm berichten«, erwiderte sie kurz. »Immerhin deckt er mir den Rücken.«
»Warum auch immer.«, scherzte Valerian, doch seine Miene strafte seine Leichtigkeit lügen.
Schließlich wechselten sie das Thema und begannen, Erinnerungen auszutauschen und sich von ihrer Ausbildung zu erzählen. Elidar trank gegen ihre Gewohnheit etwas mehr von dem dunklen Wein als sonst und genoss das Gefühl der Wärme und Schwere, das durch ihren Körper und ihren Kopf flutete. Wozu sich Sorgen machen? Morgen würde sie mit Bär sprechen und alles würde sich klären. Er war ihr Freund und hatte ihr nie etwas Böses getan. Vielleicht hatte er recht, vielleicht geschah ja alles nur zum Besten des Ordens.
Irgendwann, es mochte spät in der Nacht sein oder schon früh am Morgen, erhob sie sich, hielt sich an der Tischkante fest und sagte: »Ich gehe schlafen. Seid mir nicht böse.« Ihre Zunge gehorchte ihr nur widerwillig, was sie zum Lachen brachte. »Ich bin wohl betrunken«, konstatierte sie vergnügt. »Komisches Gefühl. Ist das immer so?«
Valon, der sich ebenfalls leicht schwankend auf die Füße stellte, legte den Kopf schräg und sah sie mit schwimmendem Blick an. »Wieso, warst du noch nie be..., be...«, er schluckte laut und vollendete nicht, was er sagen wollte.
»Betrunken«, sagte Elidar. Sie kniff die Augen zusammen, weil sich alles drehte, aber das machte den Schwindel nur noch schlimmer. »Nein, war ich nie. Will ich auch nie wieder sein.« Sie löste die Hände von der Tischkante und machte einen vorsichtigen Schritt nach dem anderen auf das Haus zu. Es fiel ihr schwer, denn die Tür bewegte sich wie in einem heftigen Sturm von einer Seite zur anderen. Elidar schimpfte verdrossen auf die dumme Tür, die einfach nicht stillhalten wollte, taumelte und setzte sich auf den Schoß eines rundlichen Magisters, der mit offenem Mund eingeschlafen war und nun mit einem erschreckten Schnarcher erwachte.
»Entschuldigung«, murmelte Elidar und stemmte sich hoch. »Die Tür ist schuld. Ganz dumme Tür.«
Eine Hand griff nach ihrem Ellbogen. »Ich bringe dich zu deiner Kammer«, sagte Valerian, der im Gegensatz zu seinem Bruder noch recht nüchtern wirkte. »Valon, du kommst doch alleine zurecht, oder?«
»Ich komme immer alleine zurecht«, erwiderte der junge Magus würdevoll, wenn auch ein wenig undeutlich, und folgte ihnen ins Haus.
Valerian geleitete sie schweigend zu ihrer Kammer. Elidar murmelte einen Dank und wollte die Tür schließen, aber Valerian hielt sie auf.
»Würde es dich stören«, begann er und räusperte sich. »Ich meine, was hältst du davon, wenn ich«, wieder unterbrach er sich. Elidar sah ihn verständnislos an. Valerian kratzte sich verlegen an der Wange. »Du und ich«, sagte er. »Also - was denkst du …«
Elidar gähnte. »Ich bin schrecklich müde«, sagte sie. »Hör auf herumzustottern, ich möchte ins Bett.«
»Ich meine - was hältst du davon, wenn ich, wenn wir beide zusammen - darf ich heute Nacht bei dir bleiben?«, platzte er heraus.
Sie blinzelte überrascht. »Was?«
Valerian wurde rot, aber er blieb nahe bei ihr stehen und griff nach ihrer Hand. Elidar entzog sie ihm schnell. »Sei nicht albern«, sagte sie, plötzlich nüchtern. »Das hier ist ein Ordenshaus. Wir sind beide Magister.« Sie versuchte ein Lächeln. »Das sähe doch wirklich seltsam aus, wenn jemand uns morgen im gleichen Bett erwischen würde.«
Valerians Miene verfinsterte sich. »Mach dich nicht lustig über mich«, sagte er.
Nun war sie es, die nach seiner Hand griff und sie drückte. »Geh schlafen. Wir sind beide betrunken. Denk an morgen und dass wir uns noch als die guten Freunde begegnen möchten,
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