Elidar (German Edition)
kostbar. Sturm hat dich richtig erkannt und doch hat er dich vollkommen falsch eingeschätzt, Elidar Zorn. Du bist ein Äthermagus, das ist richtig. Aber du bist kein Windmagier, und in diesem Punkt hatte wohl der dumme alte Bär einmal recht.« Er wandte sich um. Sein Gesicht war nur ein heller Fleck in der Dunkelheit, Elidar konnte seine Miene nicht erkennen.
»Du trägst einen silbernen Anhänger«, fuhr er fort. Elidar griff unwillkürlich danach. »Was hat er zu bedeuten?«
»Die Prinzessin hat ihn mir geschenkt«, sagte Elidar.
»Die Prinzessin«, murmelte Bär. »Ich frage mich manchmal, ob wir sie unterschätzt haben, nur weil sie eine Frau - und noch dazu eine Malandakay-Prinzessin ist.« Er rieb sich über die Nase und brummte leise vor sich hin.
»Sie hat dir den Anhänger also geschenkt«, sagte er nach einer Weile. »Warum ein Drache?«
»Weil ich die Tochter des Alten Drachen bin«, erwiderte Elidar mit einem Lachen. Das klang inzwischen selbst in ihren Ohren ein wenig kindisch.
Bär lachte erneut nicht mit ihr. »Die Tochter des Alten Drachen«, wiederholte er nachdenklich. »Nun, Drachentochter, das bestätigt die Meinung des alten Bären.« Er seufzte tief und legte eine schwere, warme Hand auf ihre Schulter. »Was weißt du über Drachenmagie?«
Elidar überlegte. »Nichts«, antwortete sie dann.
»Also das, was die meisten von uns darüber wissen.« Sie hörte an seiner Stimme, dass er lächelte. Bär liebte Diskussionen über solche Themen. Sie hatten oft nächtelang in ähnliche Gespräche vertieft vor dem Feuer gesessen.
Bär nahm die Hand von ihrer Schulter und zog seinen Sessel so nah an den ihren heran, dass ihre Knie sich fast berührten. Er beugte sich vor und murmelte: »Du sagst, du seist zu jung für dieses Amt. Aber unser Orden wurde schon früher von Magiern geleitet, die gerade dem Noviziat entwachsen waren.« Seine Stimme wurde noch leiser, er flüsterte fast. »Du vergisst, dass du jemanden an deiner Seite hast, der Erfahrung besitzt. Erfahrung mit der Führung eines Ordens. Jemanden, der dies schon seit einiger Zeit ohne große Mühe tut.«
»Dich«, hauchte Elidar. Sie spürte sein Nicken mehr, als dass sie es sah.
»Du bist der Magus, auf den Sturm gewartet hat«, fuhr er fort. »Und ich bin der Magus, dem sein Vertrauen gehört. Es wäre in seinem Sinne, Elidar.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das wäre es nicht, und das weißt du.«
Er nahm beschwörend ihre Hand zwischen seine Pranken. »Noch vor einem Dutzend Equils hätte er darüber genauso gedacht wie ich. Das Alter hat ihn starrköpfig und unbeweglich gemacht. Glaube mir, der Casarius Sturm, den du kennengelernt hast, ist nicht der Sturm, den ich einst verehrt habe!«
Elidar hielt einen Moment lang den Atem an. All die schönen Worte, all die so vernünftig klingenden Argumente - sie wusste nicht, was sie glauben sollte. Der unerschütterliche, gleichmütige Nicodemus Bär erschien ihr wie ein Felsen, der plötzlich vor ihren Augen zu singen und zu tanzen begann. Und wenn er noch so vehement bestritt, Verrat zu planen: Das, was er ihr vorschlug, kam einem Putsch bedenklich nahe!
»Was hat das alles mit Drachenmagie zu tun?«, fragte sie. Sie brauchte Zeit, um nachzudenken, und wollte ihn mit diesem Thema ablenken.
»Darüber sollten wir uns später unterhalten«, sagte Bär. »Ich bin müde. Und außerdem ist dies der Tag deiner Einkleidung, und das Fest geht langsam seinem Ende zu. Du willst doch sicherlich noch ein wenig mit deinen Freunden zusammensein.«
Nichts lag Elidar im Moment ferner, aber Bär stand auf und rückte seinen Stuhl wieder an den alten Platz. Er hatte deutlich zu verstehen gegeben, dass er heute nicht weiter mit ihr sprechen wollte.
»Morgen?«, sagte sie. Und, als er nicht antwortete: »Ich bin mir immer noch nicht im Klaren, wo du stehst. Ich muss morgen mit dir reden!«
Einen Lidschlag lang meinte sie, so etwas wie Zorn in seinem Blick zu erkennen, aber dann lächelte er und legte ihr die Hand auf die Schulter, um sie zur Tür zu schieben. »Morgen, mein ungeduldiger Schüler. Natürlich. Wir haben schließlich noch vieles zu besprechen.«
23
E lidar war in den Hof zu den anderen zurückgekehrt, obwohl ihr die Lust auf die Feier gründlich vergangen war. Sie setzte sich zu den Brüdern, die leise miteinander plauderten, und hob ihren Becher Wein an die Lippen.
Valerian sah sie prüfend an. »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er. »Du bist blass um die Nase.«
Sie
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