Elidar (German Edition)
Stimme ausrufen. Jemand schüttelte sie. »Eli, was ist?«
Sie wusste nicht, wo sie war. Ihr Blick wanderte durch das seltsame Kämmerchen und landete auf dem eigenartigen, schuppenlosen und rosahäutigen, behaarten Wesen, das da neben ihr hockte. Sie richtete sich auf und versuchte, ihre Augen mit der Zunge zu säubern, und als das nicht ging, riss sie das Maul auf, um Feuer zu speien und danach die rauchenden Überreste des lächerlichen rosa Wurms zu zerfetzen und aufzufressen.
»Eli?«, sagte der Wurm. »Geht es dir nicht gut?« Seine Hände lagen auf ihren Schultern, und sie erkannte entsetzt, dass auch ihr eigener Körper rosafarben und weich wie der eines Wurmes zu sein schien. Sie legte ihre lächerlichen, klauenlosen Hände vor die Augen und stöhnte.
Der andere Wurm - Valerian, dachte etwas in ihr. Das Etwas, das nicht Mutterkönigin war, stemmte sich gegen das Drachenbewusstsein und kämpfte darum, wieder die Oberhand zu gewinnen. Elidar, dachte das Etwas. Elidar Zorn, Magister. Der nackte Wurm dort neben dir ist Valerian. Nein, nicht Valerian - Valon!
Der Schock über diese Erkenntnis verbannte die Mutterkönigin endgültig wieder hinter den Vorhang aus Feuer, in das Nichts, aus dem sie hervorgetreten war. Elidar fuhr hoch, raffte das Bettlaken um sich und rief: »Was machst du hier?«
Valon atmete erleichtert aus. »Bei den Göttern, Eli, du hast mich zu Tode erschreckt!« Er strich eine schweißfeuchte Locke aus seiner Stirn. »Du hast so seltsame Geräusche gemacht. Es hat sich angehört wie eine Sprache, aber nicht wie eine menschliche.« Er versuchte ein Lachen, was ihm kläglich misslang. »Wenn ein Stein reden würde, dann würde sich das so anhören, glaube ich. Und dann haben deine Augen angefangen, rot zu glühen.«
»Du machst Witze«, sagte Elidar. Sie angelte nach ihrer Tunika, die neben dem Bett auf dem Boden lag, und wollte sie über den Kopf ziehen, aber Valon hielt ihre Hand fest.
»Ich mache Witze?«, sagte er. »Sieh doch!«
Elidar verrenkte den Kopf. »Was soll ich sehen?«, fragte sie verdrossen.
»Der kleine Drache«, Valon näherte seine Fingerspitze dem Silberanhänger und zuckte zurück, ehe er ihn berühren konnte. »Er ist glühend rot! Spürst du das denn nicht?«
»Du bist ein Spinner«, sagte Elidar und umfasste den Drachen mit der Faust. Der Anhänger war warm, aber keineswegs glühend heiß.
Valon stöhnte auf und schloss die Augen. Elidar zog die Tunika über und schwang die Beine aus dem Bett. »Du siehst Gespenster, Val. Oder bist du immer noch betrunken?«
Sie ignorierte sein aufgebrachtes Gemurmel. »Was ist dir eigentlich eingefallen, uneingeladen zu mir ins Bett zu kommen?«
Valon zog den Kopf ein. »Ich dachte …«, murmelte er.
»Du dachtest - was?«
»Na ja, du hast Valerian weggeschickt. Da dachte ich …«
Elidar mochte sich jetzt nicht mit Valon oder seinem Bruder und der Frage beschäftigen, was die beiden plötzlich in ihr zu sehen glaubten. Die Traumerscheinung regte sich dicht unter ihrer Haut. Es war ihr, als besäße sie immer noch Klauen und Flügel und funkensprühende Nüstern über einem zahnstarrenden Maul.
»Geh in dein eigenes Bett«, sagte sie, und sie bemühte sich, es freundlich zu sagen. Er war ihr in den letzten Equils ein guter Freund geworden und hatte sich als sanfter und liebevoller Gast auf ihrem Lager erwiesen.
»Bist du mir böse?«
Elidar schüttelte den Kopf. »Nein, Valon«, sagte sie. »Du warst ein angenehmer Besucher.«
Sein Blick belebte sich. »Dann darf ich wiederkommen?«
»Bitte lass mich allein«, erwiderte sie. »Jetzt ist nicht die Zeit, darüber zu reden!«
Er gehorchte. Sie wartete, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, dann streckte sie sich auf dem Bett aus. Ihre Finger tasteten nach dem kleinen Silberdrachen. Er war immer noch warm, aber es war nur die sanfte Wärme eines lebenden Wesens. Ihre Gedanken wanderten zu Morgenblüte, die sie sehr lange nicht mehr gesehen hatte. Der kleine Drache schien in ihren Fingern zu atmen.
Der Gesang der kleinen Schwestern bildete den Hintergrund für ihre Gedanken. Elidar runzelte die Stirn. Es hatte sich gut angefühlt, Klauen und einen langen, gezackten Schweif zu haben, kräftige Muskeln und das machtvolle Feuer in ihrem Inneren. Es hatte sich mehr als gut angefühlt - es hatte sich richtig angefühlt. Sie streckte unwillkürlich die Hände aus und musterte ihre Finger. Menschenfinger, zerbrechlich und dünn. Und das Feuer - sie tauchte in ihr
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