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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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sagte Elidar verdutzt.
    Eusebian gluckste. »Ich verrate dir jetzt etwas, was keiner weiß und auch keiner wissen darf«, sagte er verschwörerisch. »Diese Börse habe ich von meiner Großmutter bekommen.« Er nickte bedeutungsvoll und zwinkerte ihr zu.
    »Ja?«, fragte Elidar ratlos.
    Der Cubicular wurde ernst. »Du weißt doch, dass magische Kräfte sich vererben, vom Vater auf den Sohn«, sagte er gedämpft. Elidar nickte zögernd.
    »Aber manchmal - auch wenn es den Büchern und der Anschauung all der weisen Männer vor uns widerspricht - gibt es zauberkräftige Frauen«, fuhr Eusebian fort. Seine Augen funkelten. »Und eine davon war meine Großmutter Balbina. Sie war eine starke junge Frau, sie hat ganz alleine gelernt, ihre Kräfte zu beherrschen. Und dann hat sie einen Magus gefunden, der es gewagt hat, sie auszubilden.« Er beugte sich vor, und seine Stimme wurde noch ein wenig leiser. Elidar lauschte gebannt. »Es war tollkühn von ihm, das zu tun. Und er ist dafür hart bestraft worden. Außergewöhnlich hart!« Er lehnte sich wieder zurück und nickte, in Erinnerungen versunken. »Meine Großmutter hat mir davon oft erzählt. Ich war der einzige in ihrer Familie, der ihre Kräfte geerbt hat. Und ich wusste schon als kleiner Junge, dass ich unbedingt diesem Orden hier beitreten will, weil Balbinas Lehrer ebenfalls ein Spinnenmagier gewesen ist.«
    Er saß da und lächelte in sich hinein. »Sie hat mir diese Börse geschenkt, als ich mein Noviziat antrat. Ich habe sie gehütet wie meinen Augapfel. Und jetzt ist es an der Zeit, dass die Börse einen neuen, würdigen Besitzer findet.« Er sah auf, und sein Blick war scharf und bohrte sich in ihr Inneres. »Ich glaube, dass Balbina sich sehr über dich gefreut hätte«, sagte er. »Und ich glaube, dass sie gewollt hätte, dass du die Börse bekommst. Elidar.«
    Elidar krampfte die Hand zur Faust. »Eusebian. Ich bin …«
    »Ich weiß«, unterbrach er sie. »Es ist gut. Ich bin einer der wenigen, die Balbinas Geschichte kennen. Ich und Casarius Sturm.«
    Sie riss die Augen auf. »Seine Magnifizenz?« Dann begriff sie, was Eusebian sagen wollte. »Nein«, sagte sie. »Nein, das kann nicht sein. Er ist es doch, der mich fortschickt, weil ich …«
    Eusebian nickte kummervoll. »Er wagt es kein zweites Mal.«
    Beide schwiegen, jeder in seine Gedanken versunken. Dann schüttelte der Cubicular sich wie ein Hund, der einen Wasserguss abbekommen hatte, und lächelte. »Komm, Elidar. Du bist ein kluger Junge. Erzähle mir, was ich dir da gegeben habe.«
    Elidar richtete ihre Aufmerksamkeit erneut auf die Börse, die halb vergessen zwischen ihren Fingern klemmte. Sie rieb das alte Leder, öffnete die Börse und blickte hinein - sie war leer. Sie verschloss das Beutelchen wieder und wog es in der Hand. Ratlos blickte sie auf und wollte den Cubicular um eine Erklärung bitten, da regte sich etwas in ihr.
    Zauberwerk, murmelte eine träge, belustigte Stimme. Noch dazu stümperhaft. Würmchen können es einfach nicht besser.
    Elidar begutachtete die Börse erneut. Natürlich, wie hatte sie das übersehen können? Da schlummerte ein kühler, alter Zauber in den morschen Nähten des Lederbeutelchens. Sie tastete die Börse erneut ab, aber dieses Mal mit ihren Geistfingern, und fühlte dem Zauber nach.
    Wachstum und Fülle. Das war ein Zauber, der normalerweise dafür sorgte, dass Gemüse gut gedieh und Obstbäume reiche Frucht trugen.
    Sie fühlte Eusebians Blick auf sich ruhen und sah in sein lächelndes Gesicht. »Sie sollte eigentlich voll sein«, sagte sie. Eusebian nickte. »Aber sie ist leer. Das ist ein Widerspruch, außer …« Elidar zögerte und sagte dann: »Lieber Cubicular, du wirst mir diese wunderbaren Kleider doch sicherlich nicht einfach so schenken. Ich denke, dass ich dafür etwas bezahlen sollte.«
    Sein Lächeln wurde noch breiter. Er nickte und entgegnete: »Du hast vollkommen recht, mein lieber Junge. Diese wunderbaren und beinahe neuen Kleider würde ich dir für - nun, sagen wir einmal, einen Halbdrachen und drei Litra überlassen.«
    »Das ist angemessen.« Elidar öffnete die Börse, um den genannten Betrag hervorzuholen. Dann stülpte sie das Lederbeutelchen um, aber die Börse war wieder leer.
    Elidar lachte laut, und der Cubicular schmunzelte. »Die Stiefel«, sagte Elidar. »Ich muss dir auch diese guten, festen Stiefel noch bezahlen!«
    »Ah, die Stiefel«, Eusebian strich mit der Hand über das glatte Leder. »Ja, die kann ich dir

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