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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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wirklich nicht einfach schenken. Sagen wir, ich möchte zwei Litra und vier Unzen dafür haben.«
    Sie grinste und schüttete die Münzen auf ihre Handfläche. Und wieder war die Börse leer.
    Elidar wurde ernst. »Eusebian, das kann ich nicht annehmen. Die Börse ist ein wunderbares Stück magischer Arbeit - und sie ist eine Erinnerung an deine Großmutter.«
    Der Cubicular legte seine Hände auf ihre Hand und drückte sie fest. »Sie hätte sich gefreut, wenn sie gewusst hätte, dass du die Börse bekommst«, sagte er. »Es war schwer für sie, immer die Einzige zu sein, die Seltsame, die Missgeburt.« Er sah Elidar eindringlich an. »Du bist etwas Besonderes. Ich hätte mir gewünscht, dass du hier bei uns bleibst und anderen helfen kannst, die so sind wie Balbina - und du. Aber vielleicht war das ein dummer Wunsch.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir vielleicht ab und zu mal eine Nachricht zukommen lässt, wie es dir geht und was du so treibst.« Seine Finger drückten noch einmal fest und herzlich zu und ließen dann los. »Leb wohl, mein Junge. Vergiss den alten Eusebian nicht.« Er wandte sich ab und verschwand hinter den Schränken und Regalen, dann hörte Elidar die Tür zum Lager zuschlagen. Sie blinzelte ein paar Tränen fort und nahm das Kleiderbündel und die Stiefel. Er hatte ihr auch noch einen Reisesack dazu gelegt, was sie jetzt erst bemerkte. Sie verstaute alles, schulterte den Sack und machte sich auf, um die letzte Nacht in ihrer Kammer zu verbringen.
    Ihre wenigen Habseligkeiten hatte sie schnell verstaut. Dann legte sie den Habit ab, faltete ihn sorgsam zusammen und legte ihn auf den Hocker neben ihrem Bett. Die zivilen Kleider fühlten sich seltsam an. Sie hatte sich so an die Bewegungsfreiheit gewöhnt, die eine Tunika gewährte, dass die recht eng geschnittenen Beinkleider, das Hemd und die Jacke ihr das Gefühl gaben, eingeschnürt zu sein. Sie machte ein paar Schritte, ging in die Knie und richtete sich wieder auf, hob die Arme über den Kopf und ließ sie kreisen, und langsam erinnerte sich ihr Körper wieder daran, wie es war, eine Hose, einen Gürtel und ein Hemd zu tragen.
    Sie blickte ein wenig besorgt an sich herab. Tunika und Kukulle verbargen vortrefflich jede Körperkontur. Aber wie mochte sie wohl in diesen Kleidungsstücken aussehen?
    Noch während sie darüber nachdachte und einen schnellen Spiegelzauber erwog, klopfte es leise an die Tür. Bevor Elidar etwas sagen konnte, trat Valon ein.
    »Oha«, machte er und prallte zurück. »Ach du meine Güte. Darüber habe ich ja gar nicht - hör mal, ich hab dich noch nie ohne Habit gesehen!«
    »Doch, mehrmals«, murmelte Elidar.
    Valon errötete. »Du weißt schon, was ich meine!« Er musterte sie gründlich. »Das sieht aber gut aus. Woher hast du die Kleider?«
    »Eusebian«, sagte sie kurz. Und dann: »Wie sehe ich aus?«
    »Gut«, sagte er erstaunt.
    Elidar lachte auf. »Ich wollte keine Komplimente hören. Sieht man mir an, dass ich kein Mann bin?«
    Valon runzelte die Stirn und zog die Lippe zwischen die Zähne. Er betrachtete sie erneut. »Nein«, sagte er schließlich, und es klang verwundert. »Nein, Eli. Du siehst aus wie ein ganz normaler junger Mann. Der geschorene Kopf ist vielleicht ein wenig ungewöhnlich, aber sonst könntest du der Sohn eines Kaufmanns oder Adligen sein.«
    »Danke für den ›Adligen‹«, erwiderte Elidar. »Das aus deinem Munde ist dann doch ein Kompliment.«
    Sie lachten beide, und dann herrschte verlegenes Schweigen.
    »Wir werden uns wahrscheinlich nicht wiedersehen«, sagte Elidar schließlich.
    Valon senkte den Kopf. »Ich habe mir etwas überlegt«, sagte er nach einer Weile. »Ich könnte seine Magnifizenz bitten, mich für ein oder zwei Equils freizugeben. Ich könnte mit dir kommen.«
    Elidar suchte seinen Blick. »Das willst du nicht wirklich«, sagte sie sanft. »Valon. Lieber. Du willst hierbleiben und lernen. Und dann, irgendwann, lehren. Du willst Spectabilis werden, dann Honorabilis. Und vielleicht sogar Magnifizenz. Du willst das nicht wegwerfen, um mit einer Missgeburt wie mir heimatlos durch die Welt zu wandern.«
    Ohne darüber nachzudenken, hatte sie das Wort gewählt, das sie aus Eusebians Mund vernommen hatte. Valon zuckte heftig zusammen.
    »Nenn dich nicht so«, sagte er. »Bitte, Eli. Du bist keine Missgeburt. Das alles hier ist nur nicht für dich eingerichtet. Oder sollte ich besser sagen: auf dich vorbereitet?« Er versuchte ein

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