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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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erinnerte. Die Gestalt war in ein dunkles Gewand gehüllt, in ihrer Hand glomm ein winziger Ball aus grünem Feuer, und das gleiche unnatürliche Licht umzüngelte die düstere Gestalt.
    »Oh«, seufzte Tajo. Ihre Knie wurden weich wie feuchter Lehm, und sie schlug die schützende Rune über Brust, Schultern und Stirn.
    Die Erscheinung hob die Hand und berührte mit kalten Fingern Tajos Stirn. Tajo keuchte und fühlte, wie ihre Glieder erstarrten und ihr den Dienst verweigerten.

    »Ibram«, rief der Magister scharf. Wenig später klappte eine Tür, und der schlaftrunkene Luca erklomm hinkend die Treppe.
    »Wo ist Ibram?«, fragte der Magister ungehalten.
    Der Söldner zuckte mit den Achseln. »Sicher bei einer seiner Witwen.« Er musterte interessiert den gebannten Eindringling, der ihn aus angsterfüllten Augen anstarrte. »Was ist das hier?«
    »Ein kleiner Dieb.«
    »Soll ich Euch das Ungeziefer vom Halse schaffen, Magister?«, bot Luca an.
    Der Magister klopfte nachdenklich mit einem spitzen Zeigefinger gegen seine Zähne. »Nein«, entschied er. »Sperr ihn in die kleine Kammer.«
    Luca packte Tajo am Arm und zerrte sie den Gang entlang. Der Magister hatte mit einem nachlässigen Winken seinen Bann gelöst, und Tajos Füße trugen sie wieder. Sie versuchte vergebens, sich gegen den brutalen Griff zu wehren. Der Söldner hieb ihr beiläufig eine Faust gegen die Schläfe, sodass Sterne vor ihren Augen explodierten, schickte noch einen zweiten Schlag in die Rippen hinterher und schob sie unsanft in die fensterlose Kammer am Ende des Ganges. Die Tür knallte hinter ihr zu und ein Schlüssel drehte sich im Schloss.
    Tajo rappelte sich vom Boden auf und schüttelte den Kopf, um das laute Brummen zu vertreiben, das ihr in den Ohren klang. Ihre Rippen schmerzten, als hätte ein Pferd sie getreten, aber noch mehr schmerzte die Demütigung. »Ein Magister. Musste ich ausgerechnet einer verdammten Kutte in die Arme laufen?« Ein wenig schämte sie sich ihrer Angst, die sie beim Anblick des vermeintlichen Gespenstes gezeigt hatte.
    Sie tastete nach ihrer Werkzeugtasche, die unversehrt an ihrem Gürtel baumelte. Ihre Augen blitzten auf und sie zog die Zunge zwischen die Zähne. »Ihr glaubt wohl, ihr hättet mich eingesperrt. Wartet nur!«
    Sie drückte sich eng an die Tür, und als sie keinen Laut mehr von draußen hörte, führte sie den ersten Haken in das Türschloss ein.
    Erst, als ihre Finger schmerzten und sich kaum noch krümmen ließen, gab Tajo auf. Der Magister musste das Türschloss verhext haben; es war von einfacher Machart, und Tajo wäre es normalerweise ein Leichtes gewesen, es innerhalb von Minuten zu öffnen. Entmutigt ließ sie sich auf den staubigen Boden sinken.
    Die Zeit, die sie in dem fnsteren, fensterlosen Gelass verbrachte, erschien ihr endlos. Sie schlief einen unruhigen, von Alpträumen gestörten Schlaf, erwachte von ihrem knurrenden Magen und schlief irgendwann wieder ein. Als sie das nächste Mal aufwachte, hämmerte sie gegen die Tür, unter der ein Streifen Tageslicht zu sehen war. Draußen regte sich nichts. Angst kroch in ihr empor, ringelte sich um ihre Brust und drückte zu, dass ihr Atem stockte. Sie war durstig und hungrig, und ihre Finger schmerzten noch immer von den vergeblichen Versuchen, sich aus ihrem Gefängnis zu befreien.
    Tajo leckte über ihre trockenen, staubbedeckten Lippen und schrie: »He, hallo! Hört mich jemand?« Sie trat mehrmals wuchtig gegen die Tür.
    Das Knirschen des Schlüssels im Schloss beschleunigte ihren Puls. Die Tür schwang auf, und Tajo musste geblendet die Augen schließen. »Gib Ruhe«, sagte eine melodische Männerstimme. Jemand trat ein, und Tajo blinzelte den Mann an. Es war keiner der beiden, die sie in der Nacht gesehen hatte, er war klein, von yasemitischem Aussehen und ein wenig geckenhaft gekleidet, und er kam ihr entfernt bekannt vor. Der Mann musterte sie in aller Seelenruhe.
    »Und?«, fragte eine andere Stimme. Tajo zuckte zusammen, denn sie hatte nicht bemerkt, dass der Magister hinter dem kleinen Yasemiten stand.
    »Ich denke, es ist der Bengel. Ich müsste mich sehr täuschen. Habt Ihr ihn befragt, Herr?«
    »Noch nicht«, sagte der Dunkelgekleidete. Eine sanfte Drohung schwang in seiner Stimme mit, die Tajo schaudern machte.
    »Soll ich ihn in Euer Studierzimmer bringen?«
    Der Magister schüttelte den Kopf. »Nein, aber hol mir Luca. Für dich habe ich gleich noch einen anderen Auftrag.«
    Der Yasemit nickte und ging. Tajo und der

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