Elidar (German Edition)
Diener war unaufmerksam«, verteidigte sie sich.
»Das war er. Und das war dein Glück, denn sonst wärst du jetzt nicht mehr in der Lage, ein Frühstück zu verputzen. Was du, wie ich bemerken möchte, mit erstaunlichem Erfolg getan hast.«
Tajo blickte auf das Tablett, das nahezu leergefegt war.
»Also, was ist nun mit dieser Geschichte«, warf der Söldner ein. »Ich sitze ungern herum.«
»Die Geschichte, ungeduldiger Luca. Nun, ich habe sie euch versprochen, also hört mir zu.« Magister Zorn lehnte sich zurück und schloss für einen Moment die Augen. Dann begann er zu sprechen: »Hört die Geschichte von Elidar und einer langen, weiten und gefahrvollen Reise, die schließlich an ihren Anfang zurückführt …«
5
N ackte Füße klatschten auf das sonnenglühende Pflaster. Arme ruderten, ein dunkler Schopf wippte im Rhythmus der Schritte. Schneller, keuchender Atem, fliegende Beine.
Durch die Glasmachergasse, eintauchen in die dämmrige Schlucht des Basars. Glitzernde Metallfäden, sattes Rot, dunkles Blau, Honigduft, saftstrotzend reifes Obst, von Wespen umschwirrt, Säcke voller Gewürze. Kein Blick für die leuchtende Pracht der Auslagen. Laufen. Die schweren Schritte der Büttel im Ohr. Lauf schneller …
Luca trat aus der Taverne in das blendende Licht des frühen Nachmittags und blinzelte. Er ordnete die Falten seines hellen Umhangs und rückte das Cingulum zurecht.
»Was ist, willst du da anwachsen?«, dröhnte Rufus und stieß ihm die Faust in den Rücken. Luca trat einen Schritt beiseite, damit der andere ins Freie treten konnte. »Gehen wir noch zum Hahnenkampf?«
Rufus sah zum Himmel auf. »Muss mich sputen. Der Alte macht mich einen Kopf kürzer, wenn ich wieder zu spät komme.« Er grinste zahnlückig. »Eine Woche verschärfter Küchendienst, du verstehst?« Er salutierte scherzhaft.
»He«, rief Luca. »Denk an unseren Ruf. Wie sieht das denn aus, ein rennender ›Unsterblicher‹?«
Rufus wandte im Laufen den Kopf und vollführte mit zwei Fingern eine äußerst obszöne Geste, die Luca breit grinsend mit der geballten Faust beantwortete.
Immer noch lachend drehte er sich um und prallte hart mit jemandem zusammen. »Uff – hoppla«, sagte er und hielt sich an dem anderen fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
»Lass mich los«, rief eine helle, wütende Stimme. Ein nackter Fuß stampfte auf Lucas Sandale, und ein erstaunlich spitzer Ellbogen rammte sich in seinen Bauch.
»He, he, immer mit der Ruhe«, brummte der ledonische Gardist und hielt den Jungen fest. »Warum hast du es denn so eilig … ah!«
Zwei Büttel keuchten um die Ecke. Noch hatten sie den Jungen in Lucas Griff nicht entdeckt, weil der breite Rücken des Soldaten ihn ihren Blicken entzog, aber mit jedem Schritt, den sie näher kamen, wurde das stumme, verbissene Zappeln unter seinen Händen heftiger.
»Hier rein«, sagte Luca und schob den Jungen in den Eingang der Taverne. Er verschränkte seine Arme und lehnte sich bequem in die Türöffnung. In seinem Rücken atmete es leise und schnell.
»Soldat«, keuchte einer der Büttel. Sie standen in der Mitte der Gasse und sahen sich hektisch um. »Hast du gerade einen jungen Burschen hier vorbeilaufen sehen?«
»Hmm«, machte Luca und bohrte desinteressiert zwischen seinen Zähnen herum. Er spuckte aus und deutete vage in Richtung Basar. »So ein zerlumpter Bengel? Da ist er lang.«
Der ältere der beiden Büttel blickte verdutzt. »Aber dann hätte er doch an uns vorbeigemusst.«
Luca zuckte mit den Achseln. »Vielleicht war es ja ein anderer.« Er ruckte an seinem Cingulum, was die silberfarbenen Metallplättchen leise zum Klimpern brachte, und beugte sich vor. Die Sonne streifte seine weißgewandete Schulter.
Der jüngere Büttel machte riesengroße Augen und legte die Hände vor der Brust zusammen, der ältere verbeugte sich hastig. »Verzeiht, wir haben nicht erkannt - der Schatten … Wir wollten Euch nicht belästigen, Herr!« Er verneigte sich erneut, noch tiefer, und der Jüngere tat es ihm eilig nach.
»Schon gut, schon gut«, sagte Luca herablassend. »Geht, tut eure Pflicht, wackere Männer.«
Die beiden machten kehrt und entfernten sich schnell.
»Sie laufen wie die Hasen«, sagte Luca und kicherte. »Warte, bis sie um die Ecke sind.«
Er drehte sich um und musterte den Jungen, der sich in die Türöffnung drückte. »Was hast du angestellt, dass sie in der Mittagshitze hinter dir her rennen? Ich dachte, den Dicken trifft jeden Moment der
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