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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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die Luca ihr in ein Stück Braunblatt gewickelt mitgebracht hatte.
    Sie schluckte und lachte. »Guten Tag«, sagte sie langsam und deutlich auf Ledonisch. »Ich heiße Elidar. Ich werde ein Zauberer.«
    Luca stöhnte. »Du kannst kein Zauberer werden«, sagte er zum tausendundzweiten Mal. »Du bist ein Mädchen. Mädchen werden keine Zauberer, sondern Dienstmagd oder Köchin.«
    Sie hob die Schultern, kräuselte die Nase und machte »Püh.« Was soviel hieß wie: »Red du mal. Ich werde Zauberer. So.«
    »Hier«, sagte Luca, als sie aufgegessen hatte, und schob ihr das Bündel hin, das er unter den Arm geklemmt mitgebracht hatte.
    »Was ist das?« Elidar löste den Riemen, der das Paket verschnürte. »Oh.« Sie wendete das Kleidungsstück in den Händen. »Oh.«
    »Das klingt ja nicht gerade begeistert«, knurrte Luca. Er löste die Flasche von seinem geflochtenen Gürtel - inzwischen trug er immer öfter Zivil statt der weißen Gardeuniform - und nahm einen großen Schluck daraus.
    »Du trinkst zuviel«, sagte Elidar.
    »Ich weiß«, gab er zurück. »Also?«
    »Das sind seltsame Kleider, aber es sind wenigstens Männerkleider«, sagte Elidar. »Das ist gut. Aber sie werden mir nicht passen.«
    Luca nickte »Sie sind zu groß, aber etwas Kleineres hatten wir nicht in der Zeugkammer. Sie haben einem Burschen gehört, der vor zwei Equils zurück nach Hause gegangen ist.«
    Unehrenhaf entlassen, ehe er in die Garde aufgenommen werden konnte, hieß das.
    »Hmm«, machte Elidar nachdenklich. »Wenn ich sie Mayan gebe, kann sie die Hose kürzen und die Ärmel auch. Das Hemd kann ruhig zu lang sein, dann sehe ich mehr wie ein Junge aus.«
    Mayan war die Näherin, die auch die Wäsche der Gardisten in Ordnung hielt. Luca nickte. »Gute Idee. Gib her, ich bringe sie ihr.«
    Elidar runzelte die Stirn. »Wie soll sie wissen, was sie ändern muss? Ich bringe sie ihr selbst.«
    Luca fummelte einen Mhri aus der Tasche. »Hier. Das müsste reichen. Falls nicht, sag ihr, dass ich den Rest später begleiche.« Er zögerte, dann zog er auch den Devi aus der Tasche, seine Ersparnisse aus vier Equils in Kayvan. Elidar machte große Augen.
    »Ist das ein Devi?«, fragte sie ehrfürchtig. »Mann, ich habe noch nie einen Devi in der Hand gehabt. Darf ich …«
    Luca legte die schwere Goldmünze in ihre mageren Finger. »Behalte ihn«, sagte er heiser. »Du brauchst Geld für die Reise. Und du sollst in Cathreta nicht vollkommen mittellos dastehen - vielleicht gefällt es dir nicht im Palatium. Das Leben in der Hauptstadt ist teuer.«
    Sie starrte den Devi an. »Satt’kas tausend Höllen«, flüsterte sie. Dann blickte sie Luca scharf an. »Du kommst nicht mit.«
    Er senkte den Blick. »Ich weiß es noch nicht«, murmelte er.
    »Wahrscheinlich doch. Ich habe es dir schließlich versprochen.«
    Sie sagte nichts, aber ihre magere kleine Hand legte sich auf seine große Pranke. Er fühlte, wie die glatte, schwere Münze wieder zwischen seine Finger geschoben wurde.
    »Danke«, sagte das Mädchen. »Du hast schon zuviel für mich getan. Ich brauche nicht so viel Geld. Ich bin es gewöhnt, keins zu haben. Und ich komme überall zurecht. Auch in Cathreta.«
    Er sah sie an. Porzellanweiße Haut, kohlschwarze Augen, struppig kurzes schwarzes Haar. Kein Wunder, dass die Yasemiten sie für eine Missgeburt hielten. Er konnte sie inzwischen nicht mehr als Jungen sehen und wunderte sich, dass er es je getan hatte. Die zarten Knochen unter der weißen Haut, die schmalen Glieder und der feine Mund konnten nur einem Mädchen gehören, auch wenn noch nichts von weiblichen Rundungen zu sehen war.
    »Wie alt bist du eigentlich?«, fragte er. Auf diese Frage hatte er noch nie eine Antwort von ihr bekommen. Auch dieses Mal wich sie aus.
    »Ich bringe die Kleider zu Mayan.« Sie sprang auf die Füße. »Rui soll in drei Tagen ankommen. Ich freue mich so!«
    Luca sah ihr nach. Drei Tage, dann war sein Abschied aus der Garde endgültig, unwiderruflich gekommen. Und er wusste immer noch nicht, was er mit seinem Leben als Zivilist anfangen sollte. Er könnte Elidar nach Cathreta bringen, aber was dann? Im Palatium war kein Platz für ihn …
    Aprikosenfarbene Haut, mandelförmige, sanfte dunkle Augen, ein Mund mit Lippen, die aus Rosenblättern geformt zu sein schienen. Leise Worte in einer melodischen Sprache, die er nie hatte erlernen können. Die Zeit war zu kurz gewesen. Süß, aber kurz.
    Luca stand auf und fluchte herzhaft.

9
    R ui war eingetroffen, auf

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