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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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mögen keine Zauberei.«
    »Die Yasemiten?«
    Sie nickte.
    Luca dachte an das wütende Gebrüll der tobenden Menge und schauderte. »Sind sie deshalb hinter den Drachen her?«
    Elidar dachte nach. »Das weiß ich nicht«, gab sie zu. »Die Drachen sind nicht beliebt. Sie waren vor den Scha’Yassim und dem Statthalter die Herren. Alle fürchten sich davor, dass sie die Herrschaft zurückhaben wollen.«
    Luca dachte an die Echsenmänner, die er kennen gelernt hatte, an den freundlichen Legaten Nkar-Dag und all die gleichmütigen Händler, Tavernenbesitzer und kleinen Gauner, und lächelte. »Herrscher und Zauberer - das passt nicht ganz zu den Dkhev, die ich kenne.«
    Elidar rümpfte die Nase. »Du warst nie im Nest. Da sind die anderen.«
    Er musste lachen. »Aber du warst im Nest, ja?« Sie erwiderte nichts, sah ihn nur wütend an. Er wurde ernst.
    »Du solltest von hier fortgehen«, wiederholte er eindringlich. »Beim nächsten Mal bin ich vielleicht nicht in der Nähe, um dich rauszuhauen.«
    Sie verschränkte mit trotziger Miene die Arme vor der Brust. »Wo soll ich denn hingehen?«, stieß sie wütend hervor. »Du hast gut reden, du bist ein Mann und kannst tun und lassen, was du willst!«
    »He«, sagte er sanft . »Sei nicht wütend auf mich, ich kann doch nichts dazu.«
    Sie wandte den Kopf ab. »Wo soll ich denn hingehen?«, sagte sie wieder, aber dieses Mal klang es nicht mehr wütend.
    Luca war mit einem Mal todmüde. »Ich denke darüber nach«, sagte er. »Sei nicht böse, ich muss schlafen. Kommst du morgen wieder? Aber sei vorsichtig, dass sie dich nicht erwischen.« Er schlief, ehe er ihre Antwort gehört hatte.
    Elidar kam nicht wieder, nicht in der nächsten Nacht, nicht in der übernächsten und auch nicht in den Nächten, die folgten.
    Luca musste lernen, wieder zu laufen. Als er das erste Mal aufstand, und versuchte, weiter als zu seinem Nachttopf und wieder zurück ins Bett zu kommen, hockte er entmutigt auf dem Boden vor dem Fenster und musste sich auf die Lippen beißen, um nicht vor Wut zu weinen. Nicht, weil es erbärmlich weh tat - das war auszuhalten - sondern, weil es einfach nicht so ging, wie er es wollte. Sein Bein benahm sich, als gehörte es nicht zu seinem Körper, es fühlte sich fremd an, wie ein totes Stück Holz, das man ihm an den Leib gebunden hatte.
    Der Medicus sorgte dafür, dass er eine Krücke bekam, mit deren Hilfe er ein paar Schritte gehen konnte, ehe die Schwäche ihn wieder auf sein Lager trieb. Er übte sich darin, jeden Tag ein wenig länger auf den Beinen zu bleiben und ein Stückchen weiter voranzukommen. Aber nachts lag er da, starrte an die Decke seiner Kammer und verfluchte sein Schicksal.
    Der Tesserar hatte ihn besucht und den Worten des Medicus gelauscht, der mit zuversichtlicher Miene von Genesung und Besserung redete. Luca hatte seinen Kommandanten dabei scharf beobachtet und sah, dass der Tesserar alles andere als zufrieden und zuversichtlich aussah. Seine Miene war überaus bedenklich, als er Luca musterte und ihm befahl, ein paar Schritte zu gehen. »Wir werden sehen«, hatte er gemurmelt.
    Luca wusste, dass das seinen Abschied bedeutete. Es würde ein ehrenvoller Abschied sein, denn immerhin hatte er sich nicht im Suff oder in einer Prügelei die Knochen gebrochen, sondern er war in einen Aufruhr geraten. Nicht im Dienst, deshalb würde es keinen Bonus und keine Auszeichnung geben, aber immerhin würde man ihm die Reise nach Hause bezahlen und wahrscheinlich noch den Sold eines Viertel-Equils.
    Luca ballte in ohnmächtiger Wut die Fäuste. Er würde wieder vollkommen diensttauglich sein, und zwar bald. Dafür musste er sich ab jetzt eben noch mehr anstrengen.
    Er klemmte sich jeden Morgen seine verhasste Krücke unter den Arm und marschierte los. Mit zusammengebissenen Zähnen, keuchend vor Schmerzen, rasend vor Zorn, weil sein Bein, dieses widerspenstige, erbärmliche Stück Fleisch und Knochen, einfach nicht tat, was es sollte.
    Der Medicus versuchte, ihn ein wenig zu besänftigen. »Du darfst dich nicht überanstrengen«, sagte er. »Es wird heilen, aber das braucht Zeit. Sei geduldig, Luca.«
    Die väterlichen Worte prallten an Luca ab. Er hatte keine Zeit, begriff dieser Idiot das denn nicht? Die Zahl der Unsterblichen blieb immer konstant - wenn ein Gardist ausfiel, rückte ein Ersatzmann nach. Die Garde hatte keine Verwendung für Krüppel.
    Luca schleppte sich um die äußere Mauer des Serails. Der Weg war gut zu begehen und vor allem eins:

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