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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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den Tag pünktlich. Seine Karawane stand im Hof des Serails und wurde entladen, während der Händler mit dem Zeugmeister die Frachtlisten durchging, Bestellungen notierte und das Abladen der Kisten beaufsichtigte.
    Rui würde wie immer ein paar Tage in Kayvan bleiben, Waren einkaufen, Handlanger für die Rückreise rekrutieren. Luca hatte ihn gebeten, ihm ein paar Momente seiner kostbaren Zeit zu schenken, und wartete nun auf einer Bank im Schatten vor dem Haupttor.
    Schritte näherten sich, jemand blieb neben ihm stehen. Luca konnte Rui drinnen Befehle schreien hören. Er blickte auf und sah in das schuppige Gesicht des Dkhev-Legaten Nkar-Dag.
    Die kugeligen Augen des Legaten musterten ihn aufmerksam und freundlich. Luca erinnerte sich daran, welches Unbehagen die senkrecht geschlitzten Pupillen dieser hellen Augen und ihr starrer Ausdruck zu Anfang verursacht hatten. Inzwischen hatte er sich daran gewöhnt und meinte sogar, Gefühlsregungen in der Miene des Drachen lesen zu können. Wobei das höchstwahrscheinlich Einbildung war.
    »Luca«, sprach ihn Nkar-Dag mit seiner hellen, etwas rauen Stimme an. »Ich habe gehört, dass du die Garde und Kayvan verlässt. Wie höchst bedauerlich!«
    Luca verneigte sich im Sitzen. »Ich bedauere es auch unendlich, ehrenwerter Legat.«
    »Darf ich?« Nkar-Dag ließ sich umständlich neben Luca nieder. Luca rutschte verwundert ein Stückchen beiseite.
    »Luca«, sagte der Legat und legte seine vierfingrige Hand auf Lucas Schulter. Seine kühlen, trockenen Finger fühlten sich ledrig an wie ein weicher, viel getragener Handschuh. »Möchtest du in Kayvan bleiben?«
    Luca blickte ihn an, wartete.
    Nkar-Dag leckte über seine gelben Kugelaugen. So entfernten Dkhev Staub und andere Teilchen, wusste Luca. Es sah trotzdem immer wieder spektakulär und ein bisschen eklig aus.
    »Ich habe eine Botschaft für dich. Der Ehrwürdige bittet dich, ihn aufzusuchen. Ich werde dich zu ihm geleiten.«
    Luca riss die Augen auf. Der Alte Drache empfing gewöhnlich keine Menschen in seinem Nest. Jedenfalls hatte Luca noch nie
    davon gehört. Wenn Mukhar-Dag nach ihm schickte – nach einem einfachen Soldaten, nein, nach einem ganz gewöhnlichen Zivilisten – dann war das mehr als bemerkenswert.
    »Was will Mukhar-Dag von mir?«, fragte er.
    Der Legat hob die Schultern. »Er hat nicht geruht, es mir zu verraten«, sagte er.
    Er lügt, dachte Luca. Aber gut, was habe ich zu verlieren? Außerdem bin ich neugierig …
    »Ich möchte dich bitten, noch einen Moment mit mir zu warten«, sagte er. »Ich muss Rui etwas ausrichten. Dann komme ich mit dir.«
    Nkar-Dag nickte und erhob sich, um ein paar Schritte beiseite zu gehen. Der Legat war immer von ausgesuchter Höflichkeit den Menschen gegenüber. (Eine Eigenschaft , die er nicht mit all seinen Brüdern teilte. )
    Luca dachte nach, während er auf den Händler wartete. Mukhar-Dag, der Alte Drache, war schon das Oberhaupt der Dkhev gewesen, als die Ledonier Yasaim eroberten. Das lag zwei Menschenalter zurück. Luca wusste nicht viel über ihn. Die Dkhev sprachen allesamt mit größter Ehrfurcht – oder war es schlichte Furcht? – von ihm. Angeblich war er der Vater aller Drachen, die hier in der Stadt lebten.
    »Luca«, hörte er Elidar rufen. Er drehte den Kopf, sah sie aber nicht. Da stand eine Gruppe von Gardisten und rauchte, zwei Bedienstete des Statthalters schleppten einen Korb über den Hof, ein blasser Bursche in ledonischen Kleidern, wahrscheinlich einer der mitreisenden Handlanger, stand vor dem Tor und sah ihn an. Elidar. Er hatte sie in den Kleidern nicht erkannt. Luca hob amüsiert lächelnd die Hand und winkte ihr zu.
    Sie winkte auch und kam auf ihn zu. »Na?«, fragte sie und drehte sich einmal um die eigene Achse.
    »Du siehst gut aus«, erwiderte er. »Wirklich gut. Keiner wird glauben, dass du etwas anderes bist als ein Junge aus Nord-Ledon.«
    Sie lachte und drehte sich ein zweites Mal. »Es fühlt sich ganz seltsam an. Diese Hosen sind so schwer und kratzig!«
    »Du wirst noch froh darüber sein«, sagte Luca. »Einen Mantel muss ich dir auch noch besorgen. Oder wenigstens eine wärmere Jacke.« Er bemerkte, dass er sich Sorgen um sie machte. Wie würde sie in Ledon zurechtkommen? Vieles war vollkommen anders als hier in Yasaim, nicht nur das Wetter.
    Er runzelte die Stirn. Anscheinend hatte etwas in ihm entschieden, dass er nicht zurück nach Cathreta ging. Er würde hierbleiben.
    Elidar wurde ernst. Sie setzte sich an seine

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