Elidar (German Edition)
Riesending, wenn es sogar den alten Sturm aus seinem Nachmittagsschläfchen geweckt hat!«
»Ich bin zornig geworden«, murmelte Elidar.
Valerian lachte und klatschte die Hand auf ihre Schulter. »Magister Donner und Magister Zorn - wenn wir erst mal Magier sind, werden wir überall Furcht und Schrecken verbreiten!« Er legte den Kopf in den Nacken und heulte wie ein Wolf.
Dann verstummte er und krauste die Stirn. »Du musst mir unbedingt zeigen, was du gemacht hast«, sagte er. »Seine Magnifizenz wird das nicht vergessen, und dann muss ich ihm etwas vorführen können!«
Elidar hörte nur halb hin. »Es hat nicht geblitzt«, sagte sie nachdenklich.
»Nein, aber es hat ordentlich gerummst.« Valerian rüttelte vorsichtig an der Seitenwand des Schrankes, die ein wenig schief hing. »Der fällt uns gleich auf den Kopf. Komm lieber mit raus.«
Elidar folgte ihm. »Es hätte eigentlich blitzen müssen«, sagte sie. »Und manchmal brennt es auch.«
»Na, da haben wir aber Glück gehabt«, murmelte Valerian, der von außen versuchte, den Schrank wieder zu richten.
Elidar beachtete ihn nicht. »Ich wollte nicht, dass es dich trifft. Also habe ich es im letzten Moment genommen und gedreht.« Sie hockte sich auf die Fersen und hielt den Kopf zwischen den Fäusten, während sie versuchte, das Gefühl nachzuempfinden, das sie gehabt hatte, als sie den Blitzschlag ablenkte.
Valerian hörte auf, am Schrank herumzurütteln, und hockte sich neben sie. »Gedreht?«
»Ich weiß nicht, was ich gemacht habe«, sagte Elidar unglücklich.
»Kannst du es mir beibringen?«
»Zeigst du mir das mit dem Licht?«
Beide hatten ihren Streit vergessen. Valerian sprang auf die Füße. »Komm, noch ist Klausur, und das ist sogar ganz richtige Arbeit. Wir gehen in eins der abgeschirmten Labors!«
Die magischen Labors befanden sich im ersten Stock des Ordenshauses. Elidar sah zu, wie Valerian die Hand auf eine der alten Türen legte und die Augen schloss. Kurz darauf schnappte etwas im Inneren der Tür und sie schwang auf. »Wir dürfen die Labors eigentlich nur in Begleitung eines Magisters benutzen«, erklärte Valerian, als er Elidar ins Zimmer führte. »Aber ich habe eine Sondererlaubnis«, fügte er stolz hinzu.
»Warum?« Elidar sah sich enttäuscht um. Der Raum war etwas größer als ihr Unterrichtszimmer und recht kahl. Er sah ganz und gar nicht geheimnisvoll oder magisch aus, sondern einfach nur wie ein ganz gewöhnliches, langweiliges Zimmer.
»Bevor wir anfangen, muss ich die Abschirmung errichten«, erklärte Valerian.
»Du hast mir nicht geantwortet«, sagte Elidar. Valerian ließ sich nicht stören. Er schritt die Wände des Raumes ab und murmelte vor sich hin. Als er wieder an seinem Ausgangspunkt angelangt war, klatschte er laut in die Hände und lauschte. Das Geräusch verstummte wie in der Mitte abgeschnitten. »Jetzt du«, sagte er.
Elidar versuchte einen lauten Schrei. Er verließ ihren Mund und erstickte in der Luft zwischen ihr und der Zimmertür. »Toll«, sagte sie.
»Und jetzt wirf mal so einen Blitz gegen die Wand«, forderte Valerian sie auf.
Elidar stöhnte. »Kann ich nicht«, gab sie zu.
Valerian nickte. »Was brauchst du?«
»Ich muss zornig sein.«
»Da hast du aber Glück«, sagte er. »Sprenz musste sich dafür fürchten, was meinst du, was er sich in der ersten Zeit hier in die Hose gemacht hat.« Er prustete. »Der Brummbär hat im Unterricht Dämonen und wilde Bestien auf ihn losgelassen, damit er lernt, seine Kraft zu nutzen. Sprenz hat in seiner ersten Zeit vor Angst keine Nacht geschlafen.«
Elidar empfand sogar ein wenig Mitleid mit dem rattengesichtigen Novizen. »Aber wie lernt man, ohne Angst oder Zorn mit seiner Kraft zu arbeiten?«
Valerian zuckte mit den Schultern. »Du musst dich einfach dabei beobachten, während du es tust. Und dann wiederholst du es, ohne zornig zu sein. Oder ängstlich.«
Ohne Vorwarnung hob er die Hand und gab ihr eine schallende Ohrfeige. Elidar schüttelte sich erbost und griff nach dem zornigen Feuer, das mit dem Schlag aufgeflammt war.
»Jetzt musst du warten«, sagte Valerian ruhig. »Warte. Halte
das fest, was du tust, aber warte, bis du nicht mehr wütend bist.«
Elidar tat, was er sagte. Sie stand da, gespannt wie ein Bogen, und balancierte in ihrem Innersten die feurige Kraft, bis sie sie wie einen kalten, schweren Stein in ihrer Hand liegen fühlte. Der Zorn verging, aber das Gefühl der Schwere blieb.
»Wenn du soweit bist«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher