Elidar (German Edition)
wie wir damals von unseren Meistern ernsthaft geprüft worden sind!«
Wieder herrschte Stille. Elidar wechselte beklommene Blicke mit Valon.
Dann löste sich beinahe fühlbar die Spannung im Raum. Der Erzmagus nickte, Spectabilis Grimm murmelte seine Zustimmung, und Bär wiegte endlich den Kopf und hob geschlagen die Hände. »Tut, was ihr nicht lassen könnt«, sagte er. »Aber ihr wisst, dass ihr damit riskiert, unsere Besten zu verlieren.«
Seine Worte standen eine Weile zwischen den Magiern. Elidar fröstelte.
»Keine Zaghaftigkeit, meine Herren. Ich vertraue auf meine Novizen.« Casarius Sturm rieb sich die Hände. »Wir beginnen mit Valon. Keine Einwände? Gut.« Er nickte Elidar zu. »Bitte halte dich draußen bereit, mein Junge. Es wird nicht lange dauern.«
Elidar wanderte im Vorraum des Saals auf und ab und zählte die Quadrate des rotweiß gemusterten Kachelbodens.
Endlich öffnete sich die Tür. Valon kam heraus, blass, aber triumphierend. Elidar bekam keine Gelegenheit, ihn nach dem Ablauf der Prüfung zu fragen, denn gleich hinter ihm stand Bär, der einladend die Tür aufhielt.
Die Magier standen mitten im Raum und redeten leise miteinander. Bär schob Elidar in ihre Mitte und schloss selbst den Kreis.
»Feuer, Wasser, Erde und Wind«, sagte Casarius Sturm, deutete dabei auf jeden seiner Kollegen und auf sich. »Das ist der alte Kreis einer Magierprüfung. Du wirst uns deinen Geist öffnen und dich bemühen, dem zu begegnen, was wir dir schicken.« Die vier Magier reichten sich die Hände und senkten die Lider.
Elidar schloss ebenfalls ihre Augen und wartete. Nichts geschah. Sie blinzelte durch die gesenkten Lider, aber das Gesicht Sturms, auf das sie schaute, war still und konzentriert.
Dann, plötzlich, durchfuhr sie das Gefühl eisiger Kälte. Elidar keuchte auf und stemmte sich mit aller Macht dagegen. Vergebens. Das Eis kroch an ihrem Körper empor und ließ ihre Glieder erstarren. Sie fühlte, wie ihre Finger und Zehen abstarben. Panik stieg in ihr auf. Sie spannte ihre Muskeln, aber das ließ das Eis nur noch schneller an ihr emporwachsen. Es ergriff ihr Gesicht und lähmte alle Muskeln. Sie erkannte, dass sie sterben würde, die Magier würden sie töten, wenn es ihr nicht gelang, den Zauber zu besiegen.
Elidar floh tief in ihr Innerstes und wärmte sich an dem Feuer, das dort brannte - dann war es plötzlich vorbei. Das Eis war fort, als wäre es nie dagewesen. Etwas hatte den Zauber gebrochen.
Die Magier atmeten tief ein und ließen ein tiefes Summen ertönen. Augenblicklich woben sich allerfeinste Fäden um Elidar, spannen sich um ihre Arme, fesselten jeden einzelnen ihrer Finger, schnürten ihre Augenlider zu, woben sich als Gespinst um ihren Brustkorb und ihren Kopf. Sie war versucht zu lachen, denn das Spinnengewebe kitzelte sie, aber das verging schnell, denn die hauchfeinen Fäden wurden zu Drähten, die sie einschnürten und zu ersticken und zerquetschen drohten.
Dieses Mal wartete sie nicht darauf, dass die Angst sie lähmte. Sie zog sich zurück in ihren Kern, ließ sich vom Feuer wärmen, suchte nach der Kraft, um dem Zauber zu begegnen - und entdeckte, dass er im gleichen Moment schon gebrochen war.
Sie hörte die Magier unruhig murmeln und sich bewegen und öffnete die Augen. Der Kreis hatte sich geöffnet, der Novizenmeister zu ihrer Linken hielt sich mit schmerzverzerrter Miene das Handgelenk. Nicodemus Bär beugte sich darüber und sprach eine Heilformel.
»Ich bitte für meine Unaufmerksamkeit um Vergebung«, sagte der Novizenmeister endlich und wischte sich über die Stirn. »Wir können weitermachen.«
Wieder schloss sich der Kreis. Die vier Magier hoben die Hände und berührten mit den Zeigefingern Elidars Stirn, Hinterkopf und Schläfen. Sie wappnete sich.
Der Sturm toste heftig. Von allen Seiten schlugen Kräfte auf sie ein, zerrten an ihr und brachten sie ins Wanken. Ohrenbetäubender Lärm ließ sie ertauben, Blitze blendeten sie, Hitze und Kälte zermürbten Geist und Körper. Elidar schlang die Arme um den Leib und warf ihr Feuer gegen die auf sie einstürmenden Kräfte. Doch da war Wasser und löschte es, Wind ließ es als nutzlose Funken in alle Richtungen stieben, Erde bedeckte und erstickte die Glut, Feuer stand ihrem Feuer entgegen und kesselte es ein …
Elidar sank tiefer, unter das Feuer in ihrem Inneren und fand Nichts. Sie tauchte durch das Feuer wieder empor und warf Nichts dem tobenden Chaos der Elemente entgegen, deckte Nichts über
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