Elidar (German Edition)
bartlosen Wangen aufzog.
»Was grinst du mich so an?«, fragte Valon ein wenig verstimmt. Er schien die verschobene Einkleidung etwas weniger gelassen zu nehmen als Elidar. »Ich ärgere mich darüber, natürlich. All die Equils warte ich darauf, endlich aus diesen würdelosen Lappen herauszukommen, den richtigen Habit anzuziehen und als Magister anerkannt zu sein - und dann kommst du und bringst alles durcheinander! Wer weiß, ob sie uns vor dem Frühjahr noch anerkennen!« Er schniefte und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich stecke also noch immer in Novizenkleidern - und mein Bruder darf sich längst ›Magister Tonitrus‹ nennen. Was für ein Name!«
Elidar nickte versonnen. Magister Donner, das war der Name, den Valerian sich bei ihren Spielen immer gegeben hatte. Magister Donner und Magister Zorn - so wollten sie beide die Welt das Fürchten lehren. Und jetzt war Valerian ein Salamandermagier, und sie selbst stand vor der Ungewissheit, ob seine Magnifizenz sie überhaupt zum Magister ernennen würde.
»Gehen wir ein wenig in den Garten, bevor du mir das ganze Bett über den Boden verteilst?«, fragte sie Valerians Bruder, der mit verdrossener Miene in ihrer Strohmatratze herumbohrte und Halm um Halm herauszog.
Er stand wortlos auf und öffnete die Tür.
Sie spazierten eine Weile über die geharkten Kieswege des Gartens. Elidar atmete in tiefen Zügen die frische, ein wenig feuchte Luft. Sie war noch unsicher auf den Beinen, aber mit jedem Schritt gewann sie Festigkeit und Kraft zurück, als gäbe ihr der Boden unter den Füßen und der Himmel über ihrem Kopf Stärke und neue Zuversicht.
Sie war so sehr in Gedanken versunken, dass sie erst nach einer ganzen Weile das Tuscheln und die Blicke bemerkte, die ihren Weg begleiteten.
Dann liefen sie Luriel und Sprenz über den Weg, die neben dem kleinen Teich auf- und abgingen. Luriel, ein massiger Bursche, dessen Statur und Gemüt eher zu einem Fleischer als zu einem Gelehrten passte, sah Elidar und stemmte die schaufelgroßen Hände in die Seiten. »Schau, wer da kommt«, dröhnte er.
Sprenz, immer noch so rattengesichtig und schmächtig, wie er als Kind gewesen war, fletschte die Zähne. »Unser Meisterschüler«, zischelte er. »Danke, du Streber. Du hast es nach Strich und Faden vermasselt.«
»Uns allen vermasselt«, fügte Luriel grollend hinzu.
Valon musterte seine beiden ehemaligen Gefolgsleute abschätzig. »Ihr solltet lieber euren Mund halten«, sagte er gefährlich sanft. »Wenn ihr die gleiche Prüfung hättet bestehen müssen, die sie uns auferlegt haben, würdet ihr jetzt hier im Haus die Keller fegen dürfen. Oder die Sickergruben ausräumen. Also seid dankbar, dass ihr euch bald Magister nennen dürft, auch wenn es mir wehtut, dass ich dann mit euch in einem Topf stecke.«
Sprenz quiekte beleidigt und Luriel hob drohend die Fäuste. »Du Lackaffe«, knurrte er. »Du eingebildeter, arroganter Schnösel. Glaubst wohl immer noch, dass du was Besseres bist als wir, he? Aber wir sind alle gleich im Haus, und deine feine Familie ist hier keinen Pferdeapfel wert!«
Valon lächelte und hob eine Augenbraue. »Einfaltspinsel«, sagte er.
Luriel schlug zu, aber Valon tänzelte mit amüsierter Miene beiseite. Elidar hörte, wie er einen Spruch wisperte, den sie aus einem obskuren Werk über die Bergmagier der ledonischen Nordprovinz kannte, auf das sie kurz vor ihrer Prüfung in der Bibliothek gestoßen waren. Sie blickte interessiert zu Luriel. Eigentlich war es fast unmöglich, dass dieser Zauber eine Wirkung zeigen würde, so seltsam war er konstruiert. Aber anscheinend hatte Valon ihn richtig eingeschätzt, denn Luriel ächzte und schloss die Augen, als hätte ihn ein kalter Windstoß getroffen. Er schlang die Arme um den Leib, stöhnte: »Du Mistkerl!«, und rannte davon. Sprenz zog den Kopf ein und eilte hinter Luriel her.
»Erstaunlich«, murmelte Valon. »Ich hätte nicht gedacht, dass er funktioniert.«
Elidar pflichtete ihm bei. »Wir sollten uns jetzt lieber von den bewussten Räumlichkeiten fernhalten. Es könnte dort schlecht riechen.«
Valon boxte mit der Hand gegen ihre Schulter. »Ganz deiner Meinung«, rief er gut gelaunt.
Sie setzten ihren Spaziergang fort, ohne noch einmal über die Prüfung oder ihre Anerkennung zu sprechen. Allerdings fragte Elidar nach einer Weile, ob Valon in den letzten Tagen mit Casarius Sturm gesprochen oder ihn gesehen habe.
Valon verneinte. »Bär führt derzeit die Geschäfte des Ordens«,
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