Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel
worden?«
»Ja, vielleicht.«
»Haben Sie eine Vorstellung, wer eingebrochen haben könnte?«
»Nein. Keine Ahnung.«
»Ihren Nachbarn Emilio, kennen Sie den näher?«
»Geht so. Wie man seine Nachbarn eben so kennt. Glauben Sie, dass Sie das aufklären können? Es war eine recht gute Axt.«
Laut Kassenzettel hatte Bert-Ove Bengtsson die Axt in Sundströms Eisenwarenladen am 5. September gekauft. Elina fragte einen Verkäufer, und dieser deutete auf eine Wand. Dort hingen Äxte verschiedener Größe. Elina schaute auf die Preiszettel und hatte die richtige Axt rasch gefunden. Eine handliche, kleinere Axt ganz aus Stahl zum Preis von 378 Kronen.
Sie wandte sich wieder an den Verkäufer.
»Ich würde mir diese Axt gerne für den Rest des Tages ausleihen.«
Er sah sie amüsiert an. Sie zog ihren Dienstausweis hervor.
»Wir brauchen sie für eine Ermittlung. Sie bekommen eine Quittung. Ich bringe sie heute Nachmittag oder spätestens morgen zurück. Im Neuzustand.«
Erkki Määttä trug einen weißen Laborkittel. Elina erläuterte ihm ihr Anliegen.
»Ist dieser Fall nicht eingestellt?«
»Doch.«
Er zuckte mit den Achseln und nahm die Axt entgegen.
Zwei Stunden später klingelte bei Elina im Büro das Telefon.
»Die Verletzungen an den Köpfen von Annika Lilja und Jamal stimmen genau mit der Rückseite dieser Axt überein«, sagte Erkki Määttä. »Sag bloß, du hast die Mordwaffe gefunden?«
»In diesem Fall hätte ich Handschuhe getragen und dich untertänigst gebeten, nach Fingerabdrücken zu suchen. Das müsstest du doch wissen, Erkki. Diese Axt habe ich bei Sundströms ausgeliehen.«
Sie suchte Axel Bäckmans Durchwahlnummer heraus, entschloss sich dann aber, persönlich bei ihm vorbeizugehen.
Er saß wieder in seinem alten Büro bei der Ordnungspolizei. Sein provisorisches Büro bei der Kripo hatte er geräumt. Er hatte wieder mit seinen Routinesachen zu tun, der Mordfall war wirklich abgeschlossen. Er bat sie, Platz zu nehmen und wartete dann darauf, dass sie das Wort ergriff.
»Bist du dir ganz sicher, dass der Mörder aus dem Nahen Osten kam?«, fragte sie.
»Ja. So sicher, wie man sich nur sein kann, ohne einen absoluten Beweis zu haben. Warum fragst du?«
»Ich weiß nicht … vermutlich weil ich etwas unzufrieden bin, da ich in der Schlussphase nicht mehr dabei sein durfte.«
Er lächelte und breitete die Hände aus.
»Die Sicherheitspolizei hat die Sache an sich gerissen. Mir wäre es auch lieber gewesen, wenn es anders gelaufen wäre. Das Video im Fernsehen zu zeigen, war, ehrlich gesagt, wirklich übel. Und dass du, Rosén und die anderen übergangen worden seid, war auch schade. Ich finde aber trotzdem, dass wir recht weit gekommen sind. Schließlich konnten wir nachweisen, dass ein aktenkundiger Terrorsympathisant vor dem Mord nach Schweden eingereist ist und das Land wenig später verlassen hat.«
»Wie konntet ihr das nachweisen?«
»Mit Hilfe von Zeugen. Leider darf ich über diese Sache weiter nichts verraten.«
»Was spricht dafür, dass diese Person alle drei ermordet hat?«
»Wenn ich das sage, gebe ich preis, wie die Sicherheitspolizei arbeitet.«
»Dann sag mir einfach, was du sagen darfst und lass den Rest aus.« Sie merkte, dass ihr Ärger immer weiter zunahm. Was bildete er sich eigentlich ein?
»Okay, ich gehe einmal davon aus, dass du ein Recht darauf hast, die Wahrheit zu erfahren«, sagte Bäckman. »Wir, ich meine die Sicherheitspolizei, wissen, dass dieser Mann derselben Organisation angehört wie Jamal und Ahmed Qourir, also einer palästinensischen Extremistenorganisation. Aber als wir, also die Sicherheitspolizei, eine offizielle Anfrage über seine Person an die Israelis richteten, stritten diese ab, irgendetwas zu wissen.«
»Ach? Das verstehe ich nicht.«
»Normalerweise wissen die Israelis über alle Leute Bescheid, die nur den geringsten Kontakt zu diesen Extremistenorganisationen unterhalten. Sie sind auf Zack! Ihr Sicherheitsdienst hat jeden Palästinenser in seinen Verzeichnissen. Und wir erhalten die Informationen, die wir brauchen, von den Israelis, wenn es um solche Fragen geht. Aber in diesem Fall behaupteten sie, dass ihnen nicht einmal der Name bekannt sei. Daraus schlossen wir, dass es sich um einen Agenten gehandelt haben muss, den sie eingeschleust hatten und der für die Israelis arbeitete. Er war hierher geschickt worden, um Jamal und Qourir hinzurichten. Deswegen leugneten die Israelis auch, ihn zu kennen.«
»Und das
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