Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel
eigentlich hier?
Sie verließ das E-Mail-Programm, klickte das Melderegister an und gab den Namen Jakob Diederman ein. Kein Treffer. Katarina Diederman. Ebenfalls negativ. Dasselbe bei Gregors Nikolajew. Keiner von den dreien wohnte unter eigenem Namen in Schweden.
Sie zog ihren Notizblock aus der Handtasche, legte ihn auf den Schreibtisch und hielt dann einen Augenblick lang beide Daumen. Dann griff sie zum Telefon und wählte eine Nummer aus dem Gedächtnis. Der Chef des Dezernats für illegale Einwanderung antwortete nach dem ersten Klingeln.
»Hier ist Elina Wiik von der Polizei Västerås«, sagte Elina. »Ich hatte Sie vor ein paar Tagen angerufen und nach den Namen von Schleusern gefragt.«
»Mit denen wir Ihnen leider nicht dienen konnten.«
»Ich habe jetzt drei Namen von der lettischen Polizei erhalten. Könnten Sie vielleicht feststellen, ob es eine Verbindung zwischen ihnen und irgendwelchen Personen in Schweden gibt?«
»Geben Sie mir die Namen«, erwiderte er. »Das dauert etwa eine halbe Stunde.«
Elina sah auf die Uhr. Es war fünf nach zehn. Gib mir einen Namen, dachte sie. Einer reicht. Damit ich etwas habe, womit ich weitermachen kann.
Nach vierzig Minuten rief er zurück.
»Ich habe einen meiner Inspektoren gründliche Nachforschungen anstellen lassen«, sagte er. »Leider ohne Resultat.«
»Verdammt«, rutschte es ihr heraus.
»Lassen Sie wieder von sich hören, wenn Sie weitere Hilfe brauchen.«
Das fängt ja gut an, dachte sie, als sie aufgelegt hatte. Jetzt der nächste Schritt.
Sie überlegte, ob sie Kärnlund aufsuchen oder Johns Aufforderung nachkommen und stattdessen Jönsson Bericht erstatten sollte. Sie entschied sich für Jönsson. Er beschloss schließlich auch, was weiter geschehen würde. Ob es ihr nun gefiel oder nicht, sie würde es akzeptieren müssen.
Egon Jönsson hatte die Füße auf dem Schreibtisch liegen, als sie bei ihm eintrat. Er nahm sie herunter und wies auf einen Stuhl. Sie nahm ihm gegenüber Platz. Er lächelte nicht, aber sie hatte auch keine Freundlichkeiten erwartet.
»Und?«, sagte er.
Elina merkte, dass der Ärger sofort wieder in ihr hochstieg. Jetzt bist du der Chef, dachte sie. Sieh erst mal zu, dass du in diese Rolle hineinwächst. Leg mal etwas Interesse an den Tag! Sie war nicht gewillt, sich von ihm zum Punchingball des Dezernats machen zu lassen.
»Was?«, sagte sie.
»Hat die Reise was ergeben?«
Sie holte tief Luft und erzählte von dem Buch und von dem Gedicht, das sie auf der Mistral gefunden hatten. Sie nannte ihm die Namen der drei Schleuser aus Ventspils, die sich leider nicht befragen ließen.
»Gibt es etwas, was darauf hindeutet, dass ausgerechnet diese drei Jamals Cousin geschmuggelt haben?«
»Nein, aber sie waren die Einzigen, die der Polizei in Ventspils bekannt waren. Und die Kollegen dort schienen einen guten Überblick zu besitzen.«
»Unterhielt jemand von den dreien Kontakte nach Schweden? Gibt es jemanden, den wir hier verhören könnten?«
Er kommt direkt auf den heiklen Punkt zu sprechen, dachte Elina. Sie musste zugeben, dass Jönsson eine rasche Auffassungsgabe besaß.
»Laut Reichskriminalamt nicht.«
»Und wir haben keinerlei Beweis dafür, dass sie etwas mit den Morden zu tun haben? Nicht wahr?«
Elina schwieg. Sie hatte nicht die Absicht, rhetorische Fragen zu beantworten.
»Also, was haben wir jetzt in der Hand?«, fuhr Jönsson fort und beantwortete dann selbst seine Frage. »Der Cousin bleibt nach wie vor verschwunden, obwohl es dir gelungen ist, ihn auf der Landkarte näherrücken zu lassen. Wir verfügen über die Namen von lettischen Schleusern. Aber die sind genauso verschwunden wie der Cousin. Alle, die uns einen Hinweis darauf geben könnten, ob das überhaupt etwas mit den Morden zu tun hat, sind also nicht auffindbar.«
»Ich bin weitergekommen. Ich will weitersuchen.«
»Wiik, dass hier ist ein Fall, den die Leute, die sich auskennen, für gelöst halten.«
Elina schloss die Augen, um ihre innere Kraft zu mobilisieren und gelassen zu bleiben.
»Jönsson«, sagte sie, nachdem sie die Augen wieder geöffnet hatte. »Ich gehöre zu den Leuten, die sich auskennen. Ich bin Ermittlerin des Dezernats, das du ab Jahreswechsel leiten sollst, und ich bin der Meinung, dass in diesem Fall noch mehr zu tun ist.«
»Aber dieser Meinung bin ich nicht. Wenn unsere Mittel unerschöpflich wären, dann ja. Aber wir haben nun mal nicht die Möglichkeit, uns auf Gespensterjagd zu begeben.«
»Wenn ich
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