Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel
Informationen beurteilen können.«
Elina trug ein dunkelbeiges Kostüm. Niemand sollte ihr wegen ihrer Kleidung etwas anhaben können. Sei wie Susanne, dachte sie.
Die Acht-Uhr-Besprechung verlief wie immer. Elina ging davon aus, dass Jönsson sie fragen würde, wie die Ermittlung der Kellereinbrüche voranschreite. Nur zur Kontrolle. Sie hatte sich darauf vorbereitet, ihm den »Hering« hinzuwerfen. Aber Jönsson überging sie bei den Berichten, die alle, die am Tisch saßen, erstatteten. Er schaute sie nicht einmal an.
Gemeinsam mit John Rosén ging sie nach der Besprechung zu Kärnlunds Büro. Es war fünf vor neun. Sie waren die Ersten und warteten auf Kärnlund, der ihnen wenig später wegen seines Übergewichts keuchend die Tür aufschloss. Dann kam Jönsson.
»Wir müssen noch auf Bäckman warten«, sagte Kärnlund, nachdem sie sich gesetzt hatten.
»Bäckman?«, sagte Elina.
»Ich weiß, worum es geht«, erwiderte Kärnlund. »Ich will hören, was die andere Seite zu sagen hat.«
Axel Bäckman erschien Punkt neun. Er nickte Rosén und Elina freundlich zu und nahm neben Jönsson auf dem einzigen freien Stuhl Platz.
»Elina?«, sagte Kärnlund.
Sie trug die gesamte Geschichte mit allen Details einschließlich ihrer eigenen Schlüsse und Ansichten vor. Nur ihren eigenen Versuch, Jönsson an der Nase herumzuführen und ihre Überlegungen zur Sicherheitspolizei überging sie.
»Wiik hat mich die letzten Tage auf dem Laufenden gehalten«, sagte Rosén. »Wir haben über die Sache ständig Rücksprache gehalten.«
Elina warf Rosén einen dankbaren Blick zu. Er übernahm unaufgefordert die Verantwortung.
Jönsson starrte Rosén an und dann Elina. »Ich wäre auch dankbar gewesen, wenn man mich unterrichtet hätte«, sagte er.
»Alles ging so schnell«, meinte Rosén.
»Das bedeutet, dass wir die Ermittlung wieder aufnehmen müssen«, sagte Kärnlund. »Es ist vollkommen offensichtlich, dass ein Zusammenhang zwischen den Mordopfern und der Schleuserbande besteht und dass es zumindest zwei denkbare Mordmotive gibt. Aber ich will erst noch hören, was Bäckman zu sagen hat.«
Axel Bäckman lächelte Elina an.
»Gut gemacht«, sagte er. »Wir, also die Kollegen von der Sicherheitspolizei und ich, wussten natürlich, dass Qourir bei dieser Frau in Liepaja angerufen hatte. Wir maßen dieser Tatsache kein besonderes Gewicht bei, weil wir nicht wussten, wer sie war. Dass hat Wiik jetzt geklärt. Wie gesagt, gut gemacht!«
Er breitete die Hände aus und machte eine kleine Pause.
»Leider muss ich eure Begeisterung etwas dämpfen«, fuhr er fort. »Es geht hier um zwei Dinge. Kärnlund hat Recht, dass ein Zusammenhang zwischen den Opfern und den Schleusern besteht. Aber das muss nicht bedeuten, dass die Schleuser auch die Morde verübt haben. Es kann auch viel einfacher sein.«
»Wie meinst du das?«, fragte Rosén.
»Folgendermaßen: Wir wissen, dass Jamal und Qourir Kontakte zu Terroristen im Nahen Osten unterhielten. Das ist keine Vermutung, sondern wird sowohl von Dokumenten als auch von Zeugenaussagen untermauert. Alle Erfahrung der letzten fünfzehn Jahre spricht dafür, dass die Terrorsympathisanten im Ausland Geld auf illegalem Weg beschaffen. Am weitesten verbreitet ist Rauschgiftschmuggel. In letzter Zeit hat sich der Menschenschmuggel jedoch als eine immer lukrativere Branche erwiesen. Die Kontakte von Jamal und Qourir zur Schleuserbande könnten sozusagen Teil ihrer übrigen Betätigungen gewesen sein.«
Jönsson nickte. »So könnte es auch gewesen sein«, meinte er. »Es braucht gar nichts mit den Morden zu tun zu haben.«
»Ihr vergesst dabei nur eines«, wandte Elina ein. »Es gab einen privaten Grund für diesen Kontakt. Sayed.«
»Okay«, räumte Kärnlund ein. »Es gibt zwei denkbare Erklärungen für den Zusammenhang zwischen den Schleusern und den Mordopfern. Unsere Aufgabe besteht jetzt darin, herauszufinden, welche dieser Erklärungen die richtige ist. Wir eröffnen die Ermittlung wieder. Die Mordgruppe kümmert sich darum. John übernimmt natürlich die Verantwortung. Elina macht mit den Sachen weiter, mit denen sie angefangen hat. Ihr erstattet Jönsson Bericht. Er fasst die zentralen Beschlüsse. Diese Sache könnte sich in die Länge ziehen. Aber wir fangen jetzt an. Das entscheide ich.«
Auf dem Gang wandte sich Jönsson an Rosén. »Wir nehmen uns noch Henrik Svalberg. Wiik wird Hilfe brauchen.«
»Gut«, erwiderte Rosén. »Bitte ihn, so bald wie möglich bei mir
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