Eliteeinheit Luna-Port
Wort fiel, schien er den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben.
„Ungefähr. Start und Landung unseres Schiffes wurden hundertprozentig geheimgehalten. Lediglich die Dienststelle des amerikanischen Space-Department in der Großfunkstation Luna-Port wurde über die bevorstehende Landung informiert. Wir baten um fernsteuertechnische Hilfeleistung und gaben die Geheimhaltung bewußt auf. Das spielte zu jenem Zeitpunkt auch keine Rolle mehr, da die ,Tscherkinskij’ längst den Mars erreicht hatte.“
Reling nickte kurz, und ich empfing einen Blick, mit dem ich augenblicklich noch nichts anzufangen wußte.
„Das Space-Department wird Ihr Ersuchen doch nicht abgelehnt haben?“
„Aber nein, ganz im Gegenteil“, beteuerte der Marschall erregt. „Ich bin persönlich mit einem Kurierschiff nach Luna-Port geflogen. Wir wollten alle verfügbaren Hilfsmittel einschalten, um das Schiff gut auf den Boden zu bringen. Die gesamte Besatzung war an eigenartigen Symptomen erkrankt. Wir mußten mit einem totalen Ausfall rechnen. Sie wissen, daß die fernsteuertechnische Landung eines so schweren Raumschiffes keineswegs einfach ist. Nur deshalb baten wir um die Unterstützung Ihrer Großfunkstation! Die Zusage kam auch innerhalb von einer halben Stunde. Als ich auf Luna landete, war die ,Tscherkinskij’ von Ihren Mammutgeräten bereits geortet worden. Wir erhielten die genauen Daten, die im elektronischen Riesengehirn von Kondykty ausgewertet wurden. Die Einbringung des Schiffes erschien danach einfach, zumal unsere eigene Raumstation nach den erfolgten Manövern ebenfalls Kontakt bekam. Der Kommandant des Schiffes gab über den Gesundheitszustand der Besatzung katastrophale Meldungen ab.“
Damit erzählte er mir keine wesentlich neuen Dinge. Auch unsere Marsfahrer waren todkrank zurückgekommen. Er wußte das ebenfalls, was ich aus seinen Worten erkannte.
„Auch die amerikanische Besatzung war aktionsunfähig geworden. Das führte zu einer Bruchlandung in Asien. Wenigstens ist Ihr Schiff nicht gewaltsam zerstört worden. Anders war es mit unserer Rakete. Wir hatten sie bereits in der ersten Lande-Ellipse, als plötzlich der Raum aufflammte. Das war alles, was wir direkt beobachten konnten. Die Besatzung gab keine Lebenszeichen mehr, und wir hatten alle Hände voll zu tun, um den beginnenden Absturz wenigstens so zu mildern, daß die ,Tscherkinskij’ nicht in der dichtesten Atmosphäre verglühte. Das Triebwerk war beschädigt worden. Sie schlug schließlich an dieser Stelle ins Packeis. Das ist alles.“
Wir sahen wieder zu dem Wrack hinüber. Was mochte da in Wirklichkeit geschehen sein? Das runde Loch mit den angeschmolzenen Rändern gab mir einige Rätsel auf.
„Sie sollten mir sagen, Gorsskij, was Ihre Leute auf dem Mars gefunden haben“, meinte der Chef.
Der Russe zeigte nur sein ewiges Lächeln, und Marschall Sidjorow spielte plötzlich den schweigsamen Mann. Ich mußte an die Ergebnisse unserer eigenen Expedition denken. Schließlich erklärte der Abwehrchef sachlich:
„Wir haben festgestellt, daß der Planet einstmals von einer intelligenten Rasse bewohnt war. Sämtliche Unterlagen sind jedoch vernichtet worden. Wir wissen kaum etwas.“
Ich begann langsam zu kapieren. Unsere Spezialisten hatten sich wahrscheinlich auch ausgeschwiegen, und so zahlten unsere Freunde mit gleicher Münze heim. Ich fand dieses gegenseitige Mißtrauen ungemein bedauerlich, was ich auch offen sagte.
„Reden Sie keinen Unsinn“, warf der Alte ruhig ein. „Wir ziehen hier am gleichen Faden, und die nächsten Marsexpeditionen werden alle Rätsel lösen. Unsere Besatzung wurde ebenfalls vorzeitig ausgeschaltet. Aus den wenigen Funksprüchen kann man weiß Gott nicht viel entnehmen. Außerdem waren wir gezwungen, die Unterlagen unserer Marsrakete zu vernichten. Das haben Sie – wie ich glaube – sogar persönlich getan.“
Die Russen sahen mich zweifelnd an, doch das konnte ich nur bestätigen. Zu den vielen Ungewißheiten kam nun noch der Zweifel zwischen den führenden Männern der beiden Großmächte. Das konnte nicht gutgehen.
„Die Besatzung der ,Tscherkinskij’ hatte alle Forschungsergebnisse bildlich und akustisch festgehalten. Die Mikrofilme – und Bänder befanden sich in der Kommandantenkabine, doch die wurde restlos aufgelöst. Sie lag dicht hinter der klaffenden Öffnung.“
Ich glaubte plötzlich, daß die Leute überhaupt nichts wußten. Der Marschall erklärte sich sogar bereit, an Hand der
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