Eliteeinheit Luna-Port
Neugierde.
„Vollkommen einwandfrei. Hat sich vom kleinen Soldaten hochgearbeitet und das ohne schmutzige Mittelchen. Deshalb hat man ihm auch das Marsprojekt übertragen. Schön, ihr zwei Helden … Sie werden ihn gleich wiedersehen. Er wartet in dem Bomber. Teilen Sie ihm mit, was Sie da unten gesehen haben.“
„Alles?“ hauchte ich verstört. „Auch das mit seinem Sohn?“
„Auch. Sie müssen leider etwas brutal sein. Wir brauchen ihn, und ich will endgültig festgestellt sehen, ob er hundertprozentig zuverlässig ist. Wenn Sie diesen Eindruck gewonnen haben, erzählen Sie ihm ganz beiläufig, daß sein direkter Vorgesetzter, dieser Marschall Sidjorow, fieberhaft bemüht war, Ihr Gesicht auf dem Streifen seiner Mikrokamera festzuhalten. Hmm!“
Mir wurde langsam schwindelig. Deshalb also die ganze Vorstellung!
„Gefilmt?“ echote der Kleine verblüfft. TS-19 war plötzlich auch wieder bei uns, doch jetzt hatte er eine kleine Aktentasche in den Händen.
„Entschuldigung“, sagte er leise. „Ich mußte auf die Unterlagen warten.“
Der Alte nickte nur kurz, und dann öffnete sich vor uns die Tür des Hubschraubers.
„Machen Sie das geschickt“, flüsterte er mir zu. „Der Marschall kann verschiedene Gründe für seine Aufnahmen haben. Es muß sich durchaus nicht um eine Schurkerei handeln. Jedenfalls weiß der Abwehrchef nichts davon. Das habe ich einwandfrei festgestellt. Ich habe Sie aber nicht nur aus diesem Grunde zum Nordpol kommen lassen. Glauben Sie das, Konnat. Ihr Gesicht wird sich sowieso verändern. Er kann Sie ruhig auf dem Streifen haben. Das habe ich sogar gewollt. Wenn Sie im Arbeitsgebiet auftauchen, wird man Sie kaum noch mit dem bildschönen Mann verwechseln, den Sie jetzt noch darstellen. Die Maskenbildner warten schon auf Sie. Wir sehen uns morgen. Viel Glück.“
Hannibal lachte wie ein Irrer, und ich fluchte meine Erregung von der Seele.
Jetzt sollte ich dem Oberst auch noch Eröffnungen machen, die ihm schwere seelische Wunden zufügen mußten. Er hatte noch keine Ahnung, wie die Leiche seines Sohnes aussah.
„Das gibt einen üblen Flug“, knurrte Hannibal, als wir wieder vor dem Bomber landeten. „Ich rede keinen Ton, darauf kannst du dich verlassen. Du hast schließlich die Befehle erhalten.“
Ich hätte in dem Augenblick etwas dafür gegeben, wenn ich niemals GWA-Agent geworden wäre. Es war manchmal eine verflucht schmutzige Angelegenheit.
5. Kapitel
Alles war so freundlich, hell und licht. Mein Bett war ein Gedicht, und die transparente Wand war in ihrem herrlichen Farbspiel mehr als beruhigend. Es war einfach schön. Sie hatten mir alles gegeben, was die medizinische Technik als gut und richtig befunden hatte und doch hatten sie mich zu einem Scheusal gemacht.
Vor 36 Stunden war ich noch ein gutaussehender Mann gewesen, und jetzt sah ich aus wie ein bedauernswertes Ungeheuer. Sogar meine linke Augenhöhlung hatten sie durch eine eingepflanzte Gewebekultur so verformt, daß die Tränendrüsen ganz von selbst zu laufen begannen.
Mein Mund war etwas schief, und die rechte Wange hatten sie besonders stark bearbeitet. Wenn ich in den Spiegel sah, überkam mich ein gelindes Grausen, und doch waren die ganzen Plasma-Anpflanzungen mit den geeigneten Mitteln in wenigen Minuten abzutöten und fast schmerzlos zu entfernen.
Noch wüster sah mein Schädel aus. Die blutrote Narbe begann über der linken Schläfe. Von da aus zog sie sich über den Kopf hinweg und endete am obersten Nackenwirbel. Das war mein „böser Unfall“!
Ansonsten war ich von nun an ein bedauernswerter Raumoffizier und Kommandant des geheimnisumwitterten Raumschiffes, das aber nur in der unergründlichen Phantasie unseres Alten den Mars erreicht hatte.
Da man sehr wohl wußte, daß die erste Expedition schiefgegangen war, hatte er einfach eine zweite erfunden.
Über mein angebliches Raumschiff, die „Beta“, waren wahrhaft grandiose Unterlagen geschaffen worden und ich war der angebliche Kommandant. Bei der Landung hatte es einen schwerwiegenden Unfall gegeben, durch den ich so zugerichtet worden war.
Während meiner Gesichtskur hatte ich die Ehre gehabt, die tausendfältigen Dinge studieren zu dürfen. Inzwischen hatte der Alte dafür gesorgt, daß die Daten über die Marsreise der „Beta“ auch auf dem großen Mondstützpunkt Luna-Port bekannt geworden war. Dort gab es nun wenigstens zehn Menschen, die über den streng geheimen Flug orientiert sein mußten.
Ich mußte alles
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