Eliteeinheit Luna Port
geringe Schwerkraft. Wir trugen Bleiplatten in den Schuhsohlen, aber das machte nicht viel aus. Riesensprünge waren zwar ausgeschlossen, doch der Körper begann anders zu reagieren. Jede Bewegung wurde leichter. Körperliche Mängel traten längst nicht so stark in Erscheinung. Das war auch der Grund, warum das Sanatorium von Luna-Port weltberühmt war.
Wir glitten über die tadellosen Kunststoffstraßen. Ringsum strahlte eine Lichterfülle wie in einer irdischen Großstadt.
Das Fahrzeug hielt vor einem halbrunden Gebäude in Schalenbauweise. Die Ecken waren nach oben gezogen. Zierliche Säulen stützten den Bau.
Ich sah transparente Wände, aufzuckende Lichtreflexe und die verschwimmenden Schatten vieler Menschen. Es war ja Nacht!
Im exklusiven Krater-Club schien sich alles zu treffen, was hier oben Rang und Namen hatte. Man sah sogar Asiaten und Russen, die von ihren Stationen herübergekommen waren.
In der kleinen Vorhalle vernahm ich schon die typischen Mond-Songs.
Der Automat spielte in voller Lautstärke: »Knall das schwerelose Geisterbaby ab; nimm dazu den Mund als Waffe und den Kuß als Brandgeschoß.«
Einige Gäste sangen so begeistert mit, daß ich nur noch staunen konnte. Um so ausgelassen zu sein, mußte man wohl wenigstens ein halbes Jahr auf Luna leben.
Ich stieß die Schwingtüren zum Clubraum auf. Die Luft war sauber und klar. Zigarren- und Zigarettenrauch wurden von der Robotanlage schleunigst entfernt und in die Filteranlage gepumpt. Hier wurde mehr Sauerstoff verbraucht, als man dem Steuerzahler gegenüber verantworten konnte.
Die Stimme aus der Box verstummte. Die erhitzten Tanzpaare verlangten nach neuer Musik. Es war großartig! Diesen Betrieb hatte ich nicht erwartet.
Inzwischen hatte man mich bemerkt. Die ersten Offiziere nahmen Haltung an. Einige Zivilisten verbeugten sich dezent. Ich stand wohl wie ein Rachegott in der Tür.
Der nächste Song quäkte aus dem Apparat. Da der Text noch blöder war, mußte ich gegen meinen Willen grinsen, und das hatte den berühmten Ernüchterungseffekt.
»Blas die Lichter auf dem kugelrunden Merkur-Pudding aus«, sang ein Männerchor.
In meiner Umgebung war es plötzlich still geworden. Nur auf der Tanzfläche hatte man noch nichts gemerkt, doch dafür kam nun Hannibal durch die auf verschiedenen Ebenen aufgebauten Tischreihen auf mich zu. Er baute sich vor seinem »General« auf. Am liebsten hätte ich den Rückzug angetreten.
Sein Feixen übersah ich wohlweislich. Er spielte den etwas Angeheiterten, was bei den auf Luna-Port üblichen Höllengetränken nicht verwunderlich war.
Als der Chor endlich an die Stelle kam, wo das letzte Licht erlosch, sah ich die betörend schöne Frau.
Unbestreitbar – die Russen hatten eine wahre Göttin in unser Hauptquartier geschickt!
Sie war nicht nur schön, sondern faszinierend. Selten hatte ich eine derart gutgewachsene Frau gesehen. Die hellblonden Haare trug sie sehr lang, ganz im Gegensatz zur herrschenden Mode. Das Kunstfaserkleid fiel bis auf die hochhackigen Abendsandaletten und war so raffiniert gearbeitet, daß man diese Frau einfach nicht übersehen konnte.
Getreu nach Plan mußte ich sie mit verzehrender Glut anstarren. Außerdem hatte ich ungläubige Überraschung zu zeigen.
Nun, das fiel mir ausnahmsweise einmal nicht schwer. Mein Herz schlug schneller.
Heike Wulfson, die angebliche Schwedin und vom Space-Departement angestellte Astro-Medizinerin in der Klinik von Luna-Port, stand wie erstarrt auf der leicht schrägen Tanzfläche, sie wurde sogar leichenblaß. Das mußte eine Kunst sein! Vielleicht war sie auch wirklich erschrocken, als sie mich plötzlich
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