Eliteeinheit Luna Port
stumm in die tiefblauen Augen, die plötzlich sachlich und absolut nüchtern blickten.
»Wenn ich wirklich so ein Gesicht hätte, wären Sie jetzt eine Leiche«, knurrte ich. Die Tour war mir doch auf die Nerven gegangen. Letztlich steckte mein eitles Ich in der Maske.
»Wie roh, General!« hauchte sie. Das erste echte Lächeln umspielte ihre Lippen.
»Soweit habe ich es noch nicht gebracht, werte Kollegin«, entgegnete ich verbindlich. »Ist die Nische sicher? Keine Abhörgeräte?«
»Jetzt ja, vor vierzehn Tagen noch nicht«, bekannte sie in entwaffnender Offenheit. Also hatte das Teufelsweib hier eine Anlage gehabt. Toll!
»Seien Sie froh, daß Ihr Chef unser Verbündeter ist«, lachte ich. »Natürlich haben Sie auf Luna-Port die längste Zeit die harmlose Medizinerin gespielt. Wenn unser Fall erledigt ist, werde ich Sie persönlich an die Grenze bringen. Wie heißen Sie eigentlich?«
»Wie heißen Sie denn, Kollege von drüben?«
»Miller.«
»Angenehm. Maria Karina. Mein Familienname ist ebenso ›selten‹ wie der Ihre.«
Wir lachten. Ich vergaß vorübergehend mein Gesicht.
»Wir haben fünfzehn Minuten Zeit«, sagte sie und wurde schlagartig ernst. »Ihr Auftritt war gut, fast zu gut. Ich fürchte, daß wir Leute von der GWA niemals erkennen werden. Der herausgeforderte Captain trägt sich bestimmt mit Mordgedanken. Passen Sie auf.«
»Lassen Sie ihn laufen. Er ist nur der Chef einer kleinen Radarstation. Sie können von ihm kaum etwas erfahren.«
»Was kann ich für seinen Eifer?« sagte sie unschuldsvoll. »Ansonsten war es höchste Zeit, daß wir uns endlich sahen. Ich habe Nachrichten von Ihrem Chef. Für Sie, übermittelt von unserer Zentrale auf dem Südpol.«
Ich mußte ihre Weiblichkeit vergessen. Für mich durfte sie nur noch eine Frau sein, wenn andere Leute in unserer Nähe waren. Ich schaltete um, und sie lächelte.
»Schade«, meinte sie leise. »Wenn Sie einmal Urlaub machen, könnten Sie nach Tamansskaja kommen. Das liegt gegenüber der Halbinsel von Kertsch, direkt an der Straße von Kertsch. Die Paläste der Krim befinden sich nur wenige Flugminuten entfernt.«
»Genosse Gorsskij wird mich als Flaschenkorken verwenden. Nein, danke. Sie könnten aber nach Florida kommen. Rückflug garantiert.«
Wir lachten wieder. Sie schien immer neugieriger zu werden. Wenn ich an ihrer Stelle gewesen wäre, hätte mich das wahre Gesicht des fremden Kollegen auch interessiert.
»Sie arbeiten mit tollen Methoden. Ich habe wirklich meinen Doktor in der Tasche, aber diese Narben hielt ich für echt. Welches Gewebeplasma verwendet man dazu?«
»Fangen Sie nicht so an, Ninoschka«, drohte ich scherzend. »Sie sollen hier nicht spitzeln, sondern Nachrichten übermitteln. Was hat unser Alter zu sagen?«
»Der Eingriff an dem FBI-Leutnant war erfolgreich. Er ist wieder normal, jedoch noch sehr schwach. Die Reaktion der Kapsel wird an einem Menschenaffen getestet. Eine Störung des Empfanges ist bis jetzt noch nicht möglich. Sie sollen aufpassen.«
»Gut. Ist das alles? Sind Sie übrigens genau informiert? Wissen Sie alles?«
»Ja, Ihnen blieb wohl keine andere Wahl«, spöttelte sie. »Ich soll Ihnen von meinem Chef ausrichten, daß wir bei der Erforschung der seltsamen Albara-Senkung auch gern dabei wären.«
»Amerikanisch-europäisches Territorium. Kann ich nicht entscheiden. Sie wollten doch nur wissen, wer Ihre Marsrakete abgeschossen hat – oder?«
»Seien Sie nicht so hart, Brüderchen«, murmelte sie. »Wir werden sehen. Leider fehlen mir die Möglichkeiten. Kennen Sie übrigens einen Professor Abdil Tarstu? Biologe, außerdem ein Meister der Lobotomie. Angehöriger der
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