Eliteeinheit Luna Port
Schreibtisch hatte ich mich inzwischen zurechtgefunden. Es war keine Dienstleitung, sondern der private Verteileranschluß.
Darauf hatte ich seit einer Stunde gewartet. Bisher war es unmöglich gewesen, mit der russischen Agentin, die nun auch unsere Agentin war, in Kontakt zu treten.
Der »neue Kommandeur« war ununterbrochen von allen möglichen Leuten umgeben gewesen. In erster Linie waren es die Militärs der verschiedenen Stationen, die sich selbstverständlich verpflichtet fühlten, »Triefauge« einen persönlichen Besuch abzustatten. Was ich alles an »zackigen« Meldungen gehört und an »strammen« Haltungen gesehen habe, möchte ich mir an dieser Stelle ersparen.
Anschließend waren die wissenschaftlichen und technischen Leiter der Labors und Forschungsstationen gekommen. Die Leute hatten sich wesentlich legerer benommen und sich außerdem beeilt, schleunigst aus meiner Nähe zu verschwinden. Ich hatte zu oft lächeln müssen, was mein Gesicht nicht gerade verschönte. Im Gegenteil!
Nun war der Rummel mit der offiziellen Befehlsübergabe vorüber. Praktisch war es der erste »Abend«, den ich in dem netten Pilzhäuschen allein verbringen durfte.
Trotzdem war an Ruhe nicht zu denken. Vor einigen Stunden hatte sich TS-19 erstmalig über Sup-Ultra-Kurzwelle gemeldet. Er war in einer Spezialstation auf dem fast sechstausend Meter hohen Gipfel des mächtigen Shonian-Gebirges untergebracht. So konnte er mich mit dem SUK-Sender gerade noch erreichen, hatte aber auch nach anderen Himmelsrichtungen einen enormen Sende- und Empfangsradius.
Bei ihm war alles klar. Er spielte zusammen mit einem zweiten Agenten der GWA den Wachhund.
Etwas später hatte ich Hannibal losgeschickt. Er hatte gestern bereits mit der Russin Verbindung aufgenommen; heute sollte ich an der Reihe sein. Das war auch vorteilhaft. Wir hatten ihr Zeit gegeben, ihre Rolle gründlich zu überdenken. Ich sollte sie in aller Öffentlichkeit kennenlernen, beziehungsweise wiedersehen.
Ich griff hastig zum Schalter und drückte ihn nach unten. Auf der kleinen Bildfläche erschien Hannibals Eierkopf farbig und obendrein dreidimensional.
»Huch«, machte er. »Lachst du etwa?«
»Noch heiße ich Tronker, verstanden!« sagte ich warnend. Er zuckte entschuldigend mit den Schultern.
»Okay, General, Verzeihung«, säuselte er.
Man konnte nie wissen, ob unsere Gespräche nicht abgehört wurden.
»Ich bin im ›Krater-Club‹, Sir. Sauberer Laden mit Kunststofftanzfläche und allen Schikanen. Nur die Band fehlt. Ich wollte Sie … äh … einladen, da ich meine, Sie könnten etwas Abwechslung gebrauchen.«
Ich sah unschlüssig in die Aufnahmeoptik, und schon schwärmte er weiter:
»Hier verkehren nur die leitenden Angestellten und Offiziere, Sir. Außerdem tanzt da eine berauschende Frau. Das müssen Sie gesehen haben. So schön waren nicht einmal die Wüstenkristalle auf dem Mars. Darf ich Ihnen einen Wagen schicken? Sie sollten sich vielleicht auch einmal privat sehen lassen.«
Seine farblosen Augen funkelten. Ich brummte einige düstere Worte in das Mikrofon des Tischgerätes. Das Gespräch war vertraulich, aber nicht zu vertraut.
»Na schön, wenn Sie es nicht lassen können. Besorgen Sie den Wagen. Aber Tempo. Ich warte nicht. Ende.«
Das war kurz und bestimmt. Der General hatte gesprochen. Sollten sie das Gespräch ruhig abhören. Und wenn es nur ein neugieriger Bursche in der Zentrale war, der bemüht war, private Dinge über Kommandant »Triefauge« zu erfahren. Man mußte auf alles gefaßt sein.
Ich schnallte bedächtig das Schulterhalfter mit der schweren Dienstpistole
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