Eliteeinheit Luna Port
erblickte.
Der junge Captain, der mit ihr tanzte, stand ernüchtert im Brennpunkt unserer Blicke. Es war plötzlich so still, daß man das Summen der abgelaufenen Schallplatte hörte.
Ich bewegte mich ruckhaft durch die Tischreihen. Ich sah niemand, und die Anwesenden mieden meinen Blick. Die Maske begann sich hervorragend zu bewähren.
»Heike …, wie … wie kommst du nach Luna-Port?« fragte ich schweratmend.
Sie löste sich aus den Armen des Captains, der mir eine knap pe Verbeugung gönnte. Seine Blicke waren haßerfüllt.
»Oh!« war ihre Entgegnung.
Sonst nichts; nur dieses Oh. Es lag alles drin.
Mich beschlich ein noch eigenartigeres Gefühl. Die Frau war eine phantastische Schauspielerin. Es wurde höchste Zeit, daß sie den Stützpunkt mit seinen zahllosen Geheimnissen verließ.
»Darf ich vorstellen, Sir«, schrie Hannibal begeistert und leicht lallend in das peinliche Schweigen.
»Mi– Miß Heike Wulfson, die schönste Medizinerin auf dem Mond und überhaupt im ganzen – äh – Raum. Miß Wulfson, das ist General …«
»Danke, schweigen Sie gefälligst, Polgart. Sie sind ja betrunken, Mensch!« fuhr ich ihn an.
Dann wandte ich mich an sie.
»Es freut mich, dich ausgerechnet auf Luna zu sehen. Darf ich Sie, Captain Suchets, mit meiner geschiedenen Frau bekannt machen?«
Eine explodierende Bombe hätte nicht wirkungsvoller sein können. Der junge Mann fuhr zusammen. Röte schoß ihm ins Gesicht.
»Ich hätte dich beinahe nicht mehr erkannt, Robin«, sagte sie eisig in das aufkommende Murmeln der Leute.
»Du hast dich etwas verändert, nicht wahr!«
Jeder verstand den beißenden Hohn, die Abwehr und die Verzweiflung in ihrer Stimme. Man brauchte mich ja nur anzusehen.
»Wenn ich Ihnen behilflich sein darf, Doktor«, sagte der Captain laut. Ein Blick tiefster Verachtung traf mich.
Ich musterte ihn geringschätzig, aber er nahm keine Vernunft an.
»Danke, nein. Bitte keine Umstände«, lachte sie verkrampft. »Ich wußte übrigens von deiner Ernennung, Robin. Gratuliere zur Beförderung. Sie scheint dich allerlei gekostet zu haben. Gibt es auf dem Mars Ungeheuer? Vielleicht flammenspeiende Drachen?«
Das war hart; beinahe zu hart!
Jeder sah, daß meine Wunden von starken Verbrennungen herrührten. Das Wörtchen »Mars« ließ Wissenschaftler aufhorchen und Elitesoldaten zusammenzucken. Jetzt war in aller Öffentlichkeit ausgesprochen, was die beiden Piloten bisher nur als Gerücht unter die Leute gebracht hatten.
»Ich darf dich an die Dienstgeheimnisse erinnern«, erwiderte ich eisig. »Ich möchte dich gern allein sprechen, wenn es dein Tanzpartner erlaubt.«
Die Art, wie sie das Haar in den Nacken schleuderte, war mehr als hoheitsvoll. Ihr Gang war gelassen. Sie ließ den Offizier einfach stehen. Als sie an mir vorbeiging, drückte sie sich möglichst dicht an den nächsten Tisch. Man sah, daß sie jede Berührung vermeiden wollte.
Plötzlich wurden die Gespräche wieder fortgesetzt. Ich hatte mit einem satanischen Grinsen in die Runde geblickt. Hannibal kicherte närrisch. Er brach mitten im Ton ab und stolperte dann zur Bar.
Sie ging auf einen Tisch im Hintergrund des großen Raumes zu. Man tat, als sähe man uns nicht mehr – und doch gab es kein anderes Thema.
Sie setzte sich in die muschelförmige Nische und griff blitzschnell nach einem Schalter.
Ehe ich saß, zuckten rechts und links schon die Reflexe eines sinnverwirrenden Lichtspiels auf. Da der Schein reflektiert wurde, entstand der Eindruck, als würde die Nische von einer zuckenden Lichtmauer abgeschlossen. Von draußen sah man nur noch schattenhafte Konturen.
Die Musikbox verbreitete wieder ihren ohrenbetäubenden Lärm. Eine Frau lachte aufdringlich. Ich sah
Weitere Kostenlose Bücher