Eliteeinheit Luna Port
Minderwertigkeitskomplexen. Seine roten Borstenhaare und sein eiförmiger Kopf beeinträchtigten seine Selbstsicherheit nicht im geringsten.
»Sie musizieren aber ganz nett«, stellte Dr. Foang-Teng sachlich fest. Er schien meinen ehrenwerten Kollegen völlig zu übersehen.
Sein Zählrohr glitt an meinem Schutzanzug entlang. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie viel Gamma ich abbekommen hatte.
»Mach keinen Blödsinn, Langer!« warnte der Kleine mit seiner heiseren Stimme. Die Lautstärke war beachtlich.
Ich riß mir den Anzug vom Körper, als bestünde er aus flüssigem Stahl.
Wortlos begann Foang-Teng mit dem nächsten Test. Diesmal war das Ticken erheblich schwächer. Das einigermaßen strahlungssichere Material schien die stärksten Schauer absorbiert zu haben. Nur in Stirnhöhe begann das Zählrohr heftiger zu reagieren.
»Es geht nichts über eine gesunde Dosis«, stellte Hannibal spöttisch fest. Er feixte und verzog den Mund so breit, daß dieser fast bis an die abstehenden Ohren reichte.
Die Mimik meines Kollegen war wirklich kaum zu übertreffen. Er stellte meine Beherrschung damit häufig auf eine harte Probe.
»Sie haben achtundzwanzig Milliröntgen in der Halsgegend aufgenommen«, erklärte der Mediziner. »Ganz schön, mein Lieber. Darf ich um Ihren Oberschenkel bitten?«
Der Zwerg lachte schadenfroh. Meine drohenden Blicke schienen ihn nicht zu stören, aber daran war ich längst gewöhnt.
TS-19, unser ewiger Verbindungsmann und Mädchen für alles, stand etwas abseits. Er hatte die Stirn gerunzelt. Er gehörte zu den Menschen, die nur sehr wenig sprechen, dafür aber um so schneller zu handeln verstanden.
»Vorsicht, Sir, lassen Sie sich lieber gleich die Injektionen geben.«
»Muß ich sehen«, hüstelte Hannibal, der nun ohne den schweren Schutzanzug vor mir stand. Er sah jetzt wie ein gerupfter Vogel aus, dessen Federkleid vorher noch eine gewisse Körperfülle vorgetäuscht hatte.
Während ich die peinliche Situation durchstand, gab ich einen kurzen Lagebericht ab.
TS-19 wog die kleine Spule prüfend in den Händen. Ich hatte plötzlich das Gefühl, als ruhte unser Schicksal in der Kapsel.
Foang-Teng schob mir die Gamma-Zählsonde in die Armvene. Kurz darauf erfolgte die zweite Absorberinjektion. Nach der allgemeinen Erfahrung mußte das noch einige Stunden dauern, da man das Blut mitsamt den angegriffenen Zellen nicht so schnell reinigen kann.
Ich ruhte auf dem dürftigen Lager. Die Leuchtröhren täuschten das fehlende Sonnenlicht vor. Die Schiebetür zum Funkraum stand offen, so daß ich die Arbeit der Kollegen beobachten konnte.
Wir besaßen ein elektronisches Kodegehirn vom Goldman-Typ. Es war ein hervorragendes Gerät, speziell für den Funkverkehr geschaffen. Mit dem richtigen Schlüssel war eine Dechiffrierung eingehender Sprüche problemlos. Ohne den Kodeschlüssel wären ungefähr dreiundzwanzig Milliarden Möglichkeiten in Frage gekommen. Das hätte auch unser Roboter nicht geschafft.
Mit äußerster Vorsicht ließ TS-19 das Magnetende des Films in den Spezialprojektor klicken. Anschließend leuchtete das Bild an der fugenlosen Höhlenwand auf.
Ich hielt die Luft an, als ich den Wirrwarr von Zahlengruppen, ineinander verschlungenen Linien und Symbolen einer abstrakten Mathematik sah.
»Gilt für die Zeit von 12 bis 24 Uhr, 14. Juli 2003«, murmelte Hannibal. Sein Lächeln wirkte maskenhaft. »Auch das noch, in Halbtagesgruppen. Mir scheint, Langer, im Hauptquartier kocht eine dicke Suppe.«
»Lassen Sie den Streifen durchlaufen«, bat ich. Der Mediziner blickte mich warnend an. Die Zählsonde mußte
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