Eliteeinheit Luna Port
können. Niemals hätte wir einen komplizierten Schlüssel zur Dechiffrierung gebraucht, und Holmar hätte nicht in den Tod zu fliegen brauchen.
Nur ein Teil meines Gehirns schien sich damit zu beschäftigen. Die anderen Zentren gaben Befehle und Anweisungen an meine Hände. Fast automatisch brachte ich die Rotorturbine auf Touren und hing gleich darauf wieder über dem Abgrund.
Die Sicht war noch schlechter geworden. Es sah beinahe so aus, als wollte es jeden Augenblick wieder zu schneien beginnen. Ich hielt nicht mehr an, sondern gab nur noch kurze Winkzeichen, die von den Kollegen verstanden wurden.
Wie erdenfremde Rieseninsekten schossen sie aus ihren Deckungen hervor. Schon hing TS-19 in leicht schräger Haltung vor mir. Er war länger in diesen Bergen als Hannibal und ich. Unser Stützpunkt mußte ganz in der Nähe sein; aber es wäre fraglich gewesen, ob wir das einzigartig getarnte Schlupfloch in dem einsetzenden Schneetreiben gefunden hätten.
Wir fielen in eine enge Schlucht hinab. Rechts und links wuchsen die Steilwände empor. Sie hielten wenigstens den heftiger werdenden Wind ab, doch dafür wurde der Flug noch gefährlicher. Die schweren Waffen entwickelten sich zu tückischen Objekten, die bestrebt zu sein schienen, mit den vorstehenden Eiszacken in Kontakt zu kommen. Hier und da sah man nackten Fels. Dort hatten sich weder Schnee noch Eis halten können.
Der Kangdikar wurde immer mächtiger, je tiefer wir kamen. TS-19 schien hier jede Spalte zu kennen. Oftmals flogen wir durch Gletscherrisse, daß ich schon unsere wirbelnden Rotoren zertrümmert sah. Die Treibstoff-Meßuhr stand bereits auf Reserve. Die Brennkammer des Mikro-Triebwerks war nur fingerlang, und die Ansaugturbine war ebenfalls ein winziges Aggregat, das aber dreißigtausend Umdrehungen machte. Die Brennkammer verbrauchte den hochwertigen exotischen Treibstoff wie ein Faß ohne Boden. Es wurde höchste Zeit!
Weit hinter und über uns grollte es dumpf durch die Berge. Wir sahen einen blendenden Feuerschein aufzucken. Für einen Sekundenbruchteil begann mein Gammazähler hastig zu ticken.
Dort oben war Holmars Maschine in Fragmente zerrissen und anschließend verdampft worden. Die GWA schaltete jedes vermeidbare Risiko aus. Anscheinend hatte man vorsichtshalber eine MikroSpaltladung in die Rumpfnase eingebaut.
In dem Augenblick war ich fest entschlossen, dem Alten gehörig die Meinung zu sagen, falls sich Holmars Opfergang als nicht unbedingt erforderlich erweisen sollte. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß die Sup-Ultra-Kurzwelle den Asiaten bekannt sein sollte.
Sie war durch einen unwahrscheinlichen Zufall und im Zuge eines gewaltigen Experiments entdeckt worden, das in den großen Mond-Forschungsanstalten von Luna-City begonnen hatte. Wenn in den Labors nicht Raumbedingungen mit ihrem absoluten Vakuum geherrscht hätten, wäre die abnorm kurze Welle auch den GWA-Wissenschaftlern für immer unbekannt geblieben. Nicht einmal unsere militärischen Dienststellen waren darüber informiert, so daß wir jederzeit ein abhörsicheres Verständigungsmittel für die aktiven Einsatzagenten zur Verfügung hatten.
Nur deshalb hatte ich das Gefühl, daß Captain Holmar umsonst in den Tod geflogen war.
Es dauerte noch eine Viertelstunde, bis wir nacheinander in das kleine Loch schlüpften, das sich mitten in der fünfhundert Meter steil in den Himmel ragenden Felswand geöffnet hatte.
Wie riesige Hummeln flogen wir hinein. Hilfreiche Hände zerrten uns in den mannshohen Stollen.
Als wir uns im Innern befanden, schloß sich das zackige Felsstück. Die Wand sah wieder so aus, als wäre dort nichts
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