Eliteeinheit Luna Port
drahtige Mann nach vorn, wo die Schutzanzüge lagen. Mit dem Infrarotgerät mußte er auch jetzt sehr gut sehen können.
»Nehmen Sie einen großen Treibstofftank mit«, rief ich ihm noch nach.
Minuten später zischte draußen die Schleuse. In die entstehende Stille drang das Summen des Umformers, in dem die thermische Energie des Ato-Meilers sofort in Strom umgewandelt wurde.
Hannibals Augen glänzten, als er lässig bemerkte:
»Wir scheinen tatsächlich kleine Wundertiere zu sein. Männer mit toten Gehirnen. Wie war das mit dem außerirdischen Auftrag? Mars oder Mond? Wußte Holmar bestimmt nicht mehr?«
Ich sah nachdenklich auf die isolierte Decke. Über uns erhob sich ein gigantisches Felsmassiv, und so sprach ich das aus, was mich schon wochenlang belastet hatte. Auf Hannibals Frage ging ich nicht ein. Holmar hatte nicht mehr gewußt.
»Welche Energie müßte man aufwenden, um das gesamte Kangdikar-Gebirge mitsamt dem Sechstausender in harmlose Gase zu verwandeln?«
Er blieb so auffällig ruhig, daß ich mich ertappt fühlte. Der Kleine hatte also auch schon über die Sache nachgedacht.
»Eine H-Bombe von achthundert Megatonnen TNT müßte genügen. Über uns sind noch drei Kilometer gewachsener Fels, aber uns dürfte trotzdem ziemlich heiß werden. Beinahe verwunderlich, daß sich die Machthaber des Großasiatischen-Staatenbundes noch nicht zu einem solchen Schritt entschlossen haben, wie? Vielleicht sind wir ihnen aber nicht so viel wert. Es könnten auch Naturfreunde sein. Im Sommer ist es hier sehr schön.«
Sein sarkastisches Lächeln veranlaßte mich zu einigen kräftigen Flüchen. Wir hatten unverschämtes Glück, daß in unserer unmittelbaren Nachbarschaft bedeutende Industrieanlagen und Städte lagen. Wenn über dem Kangdikar eine schwere Fusionsbombe hochging, mußte es auch da drüben schwere Verwüstungen geben.
Ich kannte unsere Freunde vom GAS-Geheimdienst. Denen wäre es nicht darauf angekommen, einen Testversuch über dem Trans-Himalaja auszuführen, nur um eine gefährliche Zentrale der GWA auszuschalten. Sie mußten ungefähr wissen, in welchem Winkel wir uns verborgen hielten. Ungefähr, bedeutete aber in dieser wilden Umgebung so viel wie nichts. Für einen Schlag mit konventionellen Waffen hätten sie unser Einschlupfloch schon genau kennen müssen. Das war immerhin ein beruhigender Gedanke.
Zwei Stunden später sprach unser Empfänger an. Wir lagen auf der Frequenz, auf der TS-19 sein Kurzsignal absetzen sollte. Viermal Anton, dann war es schon wieder vorbei. Also war er gut durchgekommen. Wenn das Glück ihm treu blieb, mußte er in weiteren zwei Stunden in der Schleuse erscheinen. Hoffentlich war man auf den beiden Raumstationen aufmerksam gewesen. Vielleicht hatte der Alte auch einige hochfliegende Ato-Bomber mit SUK-Empfängern über den Golf von Bengalen geschickt. Sup-Ultra-Kurzwellen kümmerten sich zwar in keiner Weise um die Ionosphäre, doch dafür folgten sie der geraden Linie. Alles, was hinter dem Horizont lag, konnte nicht mehr erreicht werden.
»Wenn das nur gut geht«, seufzte Hannibal.
2.
Vier-Sterne-General Arnold G. Reling, allmächtiger Chef der GWA, hatte uns erst einmal zweihundertfünfzig Kilometer weit fliegen lassen – und das im Hochgebirge.
Wir hatten für die verhältnismäßig kleine Strecke vierundzwanzig Stunden benötigt, da wir immer wieder zum Versteckspielen genötigt waren.
Unsere Spezialkarten hatten uns den Weg zum weiter südlich fließenden Oberlauf des Brahmaputra gewiesen. Wir hatten es mit den Einmann-Rotoren zwar ziemlich gut geschafft, aber an eine Rückkehr war nicht mehr zu denken. Der
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