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Elixir

Elixir

Titel: Elixir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Duff
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etwas, woran wir nicht oft dachten, weil wir längst damit abgeschlossen hatten.
    Es kam mir nicht wie ein Traum vor, sondern wie eine Vorahnung. Ich erwachte erst viele Stunden später, als wir uns bereits im Landeanflug auf Tokio befanden. Der Traum und der lange Schlaf gaben mir neue Kraft. Ich spürte Hoffnung aufkeimen. Optimismus und Tatendrang durchströmten mich wie eine Woge puren Koffeins. Plötzlich war ich sicher, dass wir es schaffen würden, wenn wir nur zusammenhielten. Das schloss auch Sage mit ein, aber er war keine große Hilfe, wenn wir nicht miteinander sprachen.
    Meine Gefühle waren jetzt zweitrangig. Wenn wir die Dark Lady erst gefunden hatten, wenn wir das Elixir gefunden hatten, wenn wir meinen Vater gefunden hatten, dann konnte ich mir darüber den Kopf zerbrechen, dass Sage mich zurückgewiesen hatte. Bis dahin musste mein Liebeskummer warten.
    Ich überraschte sowohl Sage als auch Ben mit meinem fröhlichen Smalltalk, als wir durch den Flughafen liefen, auf den Bus warteten und während der langen Fahrt zur Shibuya Station. Anscheinend hatte keiner der beiden erwartet, dass ich so optimistisch und munter klingen würde. Aber das war meine neue Einstellung– alles, um meinen Traum wahr werden zu lassen.
    Wir hielten bei einem Hotel in Shibuya an und nahmen uns Zimmer. Zwar hofften wir, Magda gleich zu finden, doch für den Fall, dass es länger dauerte, mussten wir irgendwo unterkommen. Außerdem wollten wir unser Gepäck loswerden. Obwohl wir alles so schnell wie möglich erledigten, war es nach Sonnenuntergang, als wir auf die Straße traten.
    Shibuya war ein bisschen wie der Times Square: voller Hochhäuser, die alle mit blinkenden Lichtern, leuchtender Neonreklame und ständig wechselnden Videowänden erhellt waren. Es war Reizüberflutung pur. In einem konstanten Strom rauschten Autos vorbei und trugen mit ihren Scheinwerfern noch zu der visuellen Überfrachtung bei.
    Wir sahen es sofort: den hoch aufragenden Zylinder von Shibuyas Modetempel Nummer eins, seine elektrische pinkfarbene 109 flammte durch die Dunkelheit. Das Gebäude erschien mir wie der denkbar unpassendste Ort, um den Schlüssel zu einem uralten Rätsel zu finden, und kurz fragte ich mich, ob wir möglicherweise einen der Hinweise meines Vaters falsch verstanden hatten.
    Nein. Sie waren eindeutig. So unwahrscheinlich es einem auch vorkommen mochte, wir waren hier richtig.
    Als wir auf der gegenüberliegenden Seite des Gebäudes standen, wandte ich mich an Sage. » Bist du je in diesem Teil von Tokio gewesen?«, fragte ich.
    » Ein paarmal.«
    » Hier gefällt es mir am besten.«
    In diesem Moment schalteten die Ampeln um und die Autos hielten an. Fußgänger überfluteten die Kreuzung und strömten auf Überwege, die in alle Richtungen führten. Wir stürzten uns ins Gedränge und liefen mit dem Pulk der Touristen aus allen Teilen der Welt, die sich mit Japans trendigsten Szeneleuten mischten und die Straße verstopften, während sie von den Scheinwerfern der wartenden Autos, Taxis und Busse angestrahlt wurden.
    Als wir uns durch die Menge manövrierten, fiel mir auf, dass die Leute uns ansahen. Das war seltsam. Junge, kichernde Modepüppchen erkannten mich normalerweise nicht, aber heute schon. Pärchen und Gruppen japanischer Mädchen guckten zweimal hin, als wir an ihnen vorübergingen, rissen die Augen auf, stießen sich gegenseitig mit dem Ellbogen an, schlugen sich die Hände vor den Mund und flüsterten und kicherten. Ein paar schossen sogar mit ihren bunt gemusterten Handys Fotos.
    » Heilige Scheiße«, sagte Ben, und ich folgte seinem entgeisterten Blick nach oben zu einem gigantischen Bildschirm auf der Vorderseite des QF ront-Buildings. Dort lief irgendein Klatsch- und Tratsch-Magazin… das Bilder von Ben und mir im Karneval zeigte. Jetzt gerade das, auf dem er mich dabei anstarrte, wie ich Fotos von der Sambaparade schoss. Und auch wenn ich kein Japanisch konnte, so war es doch nicht schwer, sich auszumalen, was die verschnörkelte pinkfarbene Schrift darunter, die mit Herzen und Blümchen verziert war, besagte.
    Nicht dass sein Gesichtsausdruck noch irgendeiner weiteren Erklärung bedurft hätte.
    Ein ohrenbetäubendes Hupkonzert hetzte uns über die Straße und wir schafften es gerade noch auf den Gehsteig, ehe die ganze Shibuya-Kreuzung wieder vom Verkehr überschwemmt wurde.
    » Wow, ähm, das ist… ähm…« Ben konnte nicht mal ausreden.
    » Das bedeutet Ärger.« Sage klang genervt. Er wies mit dem

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