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Elixir

Elixir

Titel: Elixir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Duff
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das Brett geschrieben«, meinte Ben schließlich.
    » Das kann ich mir nicht vorstellen«, widersprach ich. » Wenn er sich schon die Mühe gemacht hat, winzige Zahlen in ein Cribbagebrett einzuritzen, dann hätte er doch aufgepasst, dass er sich nicht vertut.«
    » Wir haben hier alles abgegrast«, sagte Sage. » Dein Vater muss einen Fehler gemacht haben.«
    » Nein. Das ist unmöglich!«, beharrte ich. » Ich fasse es nicht, dass ihr beide schon aufgeben wollt!«
    » Das bedeutet nicht, dass wir aufgeben«, seufzte Ben. » Es ist nur…« Er verstummte, was alles sagte. Er hielt es für hoffnungslos. Sage sah aus, als wäre er seiner Meinung.
    » Nein, ihr irrt euch«, sagte ich. » Wir müssen etwas übersehen haben. Morgen kommen wir wieder. Und übermorgen auch, wenn es sein muss. Vielleicht haben wir mit den falschen Leuten gesprochen– Leuten, die Magda nicht kennen.«
    Weder Ben noch Sage sagte etwas dazu und beide wichen meinem Blick aus. Sie wussten, dass wir in Shibuya nur begrenzt Zeit zur Verfügung hatten. Wir konnten den Leuten, die uns auf den Fersen waren, nicht ewig aus dem Weg gehen.
    Dann neigte Ben den Kopf, als würde er etwas betrachten. Er ging ein Stück von Sage und mir weg, einen Gang entlang. Dort hatten wir uns schon umgeschaut– es gab dort nicht viel mehr als Toiletten und den Aufzug.
    » Clea! Sage!«, rief er und winkte uns zu sich. » Wir waren uns so sicher, dass sich die kleine Tür in einem der Läden befinden muss, aber was, wenn nicht? Wenn sie sich irgendwo anders im Gebäude verbirgt?«
    Ben wies mit dem Kopf auf die Tür vor ihm. Es war eine Tür von ganz normaler Größe, beschriftet mit dem Wort TREPPE auf Japanisch und Englisch.
    » In einem rückwärtigen Treppenhaus?«, fragte Sage.
    » Ja, das wäre möglich«, sagte ich. » Aber wie sollte uns eine kleine Tür zu Magda Alessandri bringen?«
    » Es muss ja nicht auf direktem Wege sein«, überlegte Ben laut. » Vielleicht bekommen wir dort einen neuen Hinweis, der uns zu ihr führt.«
    Ich nickte. Die Vorstellung, noch einen weiteren Schritt zu benötigen, bevor wir die Dark Lady fanden, war frustrierend, aber wenigstens gab Bens Idee uns neue Hoffnung.
    » Versuchen wir unser Glück«, sagte ich.
    Wir öffneten die Tür und stiegen das nüchterne, schmucklose Treppenhaus hinab. Andere Leute nutzten diesen Weg nur selten und unsere Schritte hallten, als wir uns Stufe um Stufe, Stockwerk um Stockwerk abwärts arbeiteten, bis wir das UG 1, das obere Kellergeschoss, erreichten.
    Nichts.
    » Clea–«, setzte Sage an, doch ich schnitt ihm das Wort ab.
    » Nein. Wir sind noch nicht fertig.«
    » Du hast recht.« Bens Stimme klang auf einmal ungläubig. » Schaut!«
    Wir befanden uns auf einem Treppenabsatz zwischen den zwei Kellergeschossen… und dort war auf Brusthöhe in der Wand eine kleine Tür par excellence eingelassen.
    » Nicht zu glauben«, flüsterte ich. Ich streckte die Hand aus, drehte am Knauf und zog die Tür auf… hinter der sich ein langer Gang öffnete, der nur spärlich von nackten, schwachen Glühbirnen erleuchtet war. Ich zog mich hinauf und kletterte durch den schmalen Eingang.
    Hinter der Tür war der Gang hoch genug, um darin aufrecht zu gehen, wenn auch schrecklich düster. Außer unverkleideter Isolierung und Stahlträgern gab es nicht viel zu sehen. Egal, wie behutsam wir die Füße aufsetzten, hallten unsere Schritte laut wie Donnerhall von den Wänden wider.
    Weiter vorne wurde das Licht heller– darauf steuerten wir zu. Wir hielten uns dicht beieinander, als wir weiter und weiter von der Tür und der Außenwelt weg und tiefer und tiefer hinein in den Tunnel liefen. Schließlich kamen wir an der Lichtquelle an: einem winzigen, vollgestopften Raum, der vor lauter Vasen, Teppichen und seltsamen Antiquitäten überquoll. Ein goldener Vogelkäfig auf einem hohen Fuß lehnte an einer niedrigen, hölzernen Kirchenbank, auf der ein riesiger Spiegel mit einem Rahmen aus schwarzen, schmiedeeisernen, verwelkten Rosen ruhte. Auf Regalen drängten sich Fabergé-Eier, handgeschnitzte Matrjoschka-Puppen, die wie wilde Tiere bemalt waren, und uralte Kelche und Schüsseln, die schon ganz stumpf und abgegriffen waren… alles war so dunkel, alt und rätselhaft, dass es meinen Magen in Aufruhr versetzte. Der Gestank hier drin machte es nicht gerade besser: Es roch nach Moder und Schimmel.
    Auf Zehenspitzen traten wir ein, aber es war niemand zu sehen.
    Ich hörte ein Knarzen und fuhr zusammen, nur um mich

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