Elizabeth II.: Das Leben der Queen
sehne mich nach Freiheit. Wie schrecklich doch Inkompatibilität ist, und wie schrecklich destruktiv sie sein kann für die Spieler in diesemaußerordentlichen Drama. Es hat alle Ingredienzien einer griechischen Tragödie.» Etwa um diese Zeit, 1986/87, müssen beide damit begonnen haben, außerehelich einen Ausweg aus ihrer dysfunktionalen Beziehung zu suchen, Diana mit rasch wechselnden Liebhabern. Glaubt man Charles und seinem Geständnis in dem TV-Gespräch mit Jonathan Dimbleby vom Herbst 1994, so nahm er sein Verhältnis zu Camilla erst wieder auf, «nachdem die Ehe unrettbar zerbrochen war».
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Geburtstagsgeschenk an Prinz Charles: Prinzessin Diana tanzt mit Wayne Sleep zu «Uptown Girl» im Royal Opera House Covent Garden, London, Dezember 1985 (Foto: J. Black)
Die journalistische Meute brauchte eine gewisse Zeit, dem Unglück auf die Spur zu kommen. Das Märchen einer intakten Ehe war allzu attraktiv, um rasch aufgegeben zu werden, hatte doch der Boulevard die Leser seit Jahren schon in den Schlaf geschickt mit lauter Gute-Nacht-Geschichten königlichen Glücks. James Whitaker,der Anführer der Meute, ein Starreporter des «Daily Mirror» und auf Enthüllungen über den Hof spezialisiert, bekannte später: «Natürlich hörten wir den Klatsch über eheliche Probleme. Aber gezielt begangener Ehebruch im großen Maßstab, und das auf beiden Seiten? Es schien einfach nicht glaubhaft.» Als es dann doch nicht mehr zu leugnen war, spätestens im Sommer 1992, entfesselten die Medien eine Jagdsucht, welche die Grenzen zur Inhumanität habituell überschritt.
Und das Königspaar, Elizabeth und Philip? Sie waren lange Zeit hinweg ahnungslos über den Zusammenbruch vor ihren Augen. Die Leibwächter und Detektive des Prinzen und der Prinzessin von Wales folgten der Usance strengster Diskretion und ließen nichts heraus über die diversen Rendezvous ihrer Schützlinge. Die Nemesis lag auf dem Sprung, als ein gewisser Andrew Morton, der sich einen Namen mit seinen Berichten über das Königshaus gemacht hatte, im Sommer 1991 mit dem Arzt James Colthurst, einem engen Freund Dianas, in einem Londoner Café zusammen traf und dieser ihn über die Interna der Wales-Ehe ins Bild setzte. Der Rest ist Geschichte – die Tonbänder mit Dianas selbst aufgezeichneten Monologen, der Colthurst-Kurierdienst zu Morton, damit die Prinzessin von Wales behaupten konnte, sie habe mit dem Autor nicht gesprochen, schließlich Mortons Buch vom Juni 1992, «Diana – Her True Story». Es war der Schrei einer Frau aus dem Verließ ihres Lebens.
Noch vor Erscheinen des Buches müssen die Queen und ihr Mann – endlich – Wind bekommen haben von der krisenhaften Zuspitzung in der Ehe ihres Sohnes. Robert Lacey weiß in der für das Goldene Thronjubiläum von 2002 überarbeiteten Fassung seiner früheren Biografie der Queen von einem Versuch der Eltern zu berichten, mit Charles und Diana zusammen wie in einer Familientherapie-Sitzung ins Gespräch zu kommen und herauszufinden, was da schief gegangen war. «Kannst du uns sagen, was los ist?», muss laut Lacey die Queen das Gespräch eröffnet haben, sich an ihren Sohn wendend. «Wie bitte?», schoss dieser zurück, «um morgen alles in den Zeitungen nachlesen zu können? Nein, danke.» Längst hatte der Thronfolger kapituliert vor dem überragenden Talentseiner Frau, die Medien zu manipulieren und aus dem Image der gejagten Prinzessin Kapital zu schlagen für sich, für Diana, die Göttin der Jagd. Es war diese langjährige Unterlegenheit, die ihn bewog, Dimblebys Biografie über ihn zu autorisieren und noch vor deren Erscheinen im Herbst 1994 dem Verfasser in dem berüchtigten TV-Interview Rede und Antwort zu stehen über seine Version einer verfahrenen Ehe. Das konterte Diana ein Jahr später mit ihrem eigenen Fernsehauftritt, der Millionen von Zuschauern allein mit einem einzigen Satz in den Bann schlug, der seitdem zum ewigen englischen Zitatenschatz gehört: «Es gab drei in unserer Ehe, es war also ein bisschen eng.»
«The war of the Waleses», wie er genant wurde, der Krieg der Eheleute Wales, beschämte auch die Queen und den Herzog von Edinburgh zutiefst. Die königliche Familie, immer bedacht auf Diskretion, auf Schweigen, auf Verdrängung aller Krisen, sah sich plötzlich einer Explosion von Indiskretion ausgesetzt, dem unverzeihlichen Verstoß gegen den traditionellen Grundsatz der Royals
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