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Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Titel: Elizabeth II.: Das Leben der Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kielinger
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Elizabeth gab auf der ganzen Linie nach: Sie flog am Freitagvormittag nach London zurück; der Union Jack wurde über dem Buckingham Palast gehisst, und zwar auf halbmast (er weht dort seitdem ständig, wenn die Queen nicht anwesend ist); Elizabeth erwies der aufgebahrten Prinzessin im St. James’s Palast, Charles’ Residenz, persönlich die letzte Ehre und behielt sich eine besondere Überraschung vor: Aus der offiziellen Limousine, die sie und Prinz Philip heimbringen sollte, stieg sie aus und besichtigte gemeinsam mit ihrem Mann das Meer der Blumenbotschaften, das vor dem Buckingham Palast aufgeschichtet war. Noch am Abend des gleichen Tages wandte sie sich in einer Fernsehansprache an die verwundete Seele des Volkes und gab den Menschen endlich, was diese von ihr erwarteten: ein Wort der eigenen Trauer und Betroffenheit über den Heimgang eines ungewöhnlichen Menschen.
    Es wurde die wichtigste Rede der Queen während ihrer fortgeschrittenen Jahre, so entscheidend für die 71-Jährige wie 50 Jahre zuvor in Kapstadt die Radioansprache der 21-Jährigen an das Commonwealth. Der Text trug ihre Handschrift, zeigte ihre Emotion, in Würde und glaubwürdiger Anteilnahme, «und was ich jetzt zu Ihnen sage, als Ihre Königin und als Großmutter, sage ich von Herzen.

    Vom Souverän, dem Volk, nach London zurückbeordert: Die Queen und Prinz Philip inmitten des Blumenmeers zum Gedenken an Diana vor dem Buckingham Palast, 5. September 1997
    Als Erstes möchte ich selbst Diana meinen Respekt zollen. Sie war ein außergewöhnlicher und talentierter Mensch. In guten und in schlechten Zeiten hat sie nie ihre Fähigkeit eingebüßt, zu lächeln und zu lachen oder andere durch ihre Wärme und Freundlichkeit zu inspirieren. Ich habe sie bewundert und respektiert für ihre Energie und ihren Einsatz für andere und besonders für ihre Hingabe an ihre beiden Jungen. Diese Woche haben wir alle versucht, William und Harry in Balmoral dabei zu helfen, mit dem schrecklichen Verlust fertig zu werden, den sie und der Rest von uns erlitten haben. Niemand, der Diana kannte, wird sie je vergessen. Millionen von Menschen, die sie nie getroffen haben, aber fühlten, dass sie sie kannten, werden sie in Erinnerung behalten. [...] Ich teile Ihrer aller Entschlossenheit, Dianas Gedenken in Ehren zu halten. [...] Ich hoffe, dass wir alle, wo immer wir sind, morgen zusammenfinden können, um unsere Trauer über den Verlust Dianas und ihr viel zu kurzes Leben zum Ausdruck zu bringen. Es ist eine Chance, der ganzen Welt zu zeigen, dass die britische Nation in Trauer und Respekt vereint ist. Mögen die, die gestorben sind, inFrieden ruhen, und mögen wir, jeder einzelne von uns, Gott danken für jemanden, der viele, viele Menschen glücklich gemacht hat.»
    Die Toningenieure hatten bei dieser Live-Übertragung ein Mikrophon auf dem Balkon des Buckingham Palastes aufgestellt, um unliebsame Nebengeräusche aus dem Studio, derer sie nicht Herr wurden, zu übertönen. So hörte man während der Ansprache von ferne das leise Geschiebe der Menschen vor dem Palastgitter, wo Blumen und Botschaften zu nachdenklichem Studium einluden. Das fügte der Rede der Queen ein Reality-Element hinzu und steigerte die Wirkung ihrer Worte auf unerwartete Weise. Es waren hochsommerliche Tage damals Anfang September, die Sonne strahlte, während die Menschen sich in Trauer hüllten.

    Lady Di, die Prinzessin von Wales, besaß eine Qualität, die zu ihrem herausragenden Erkennungsmerkmal wurde und in der man die Antwort auf ihre durchwühlte Psyche zu entdecken glaubte: Sie konnte anrühren, berühren; das fügte ihrer erotischen Ausstrahlung eine fast spirituelle Komponente hinzu. Viele der karitativen Anliegen, die sie mit großem Ernst verfolgte, verstärkten in den Augen der Öffentlichkeit diese charismatische Wirkung der jungen Frau, womit sie die Windsors und deren Appeal weit hinter sich ließ. Sie praktizierte eine zeitgemäße Fürsorglichkeit, besuchte Hospize, Aidsstationen, Leprakranke in Afrika, in Mosambik und Bosnien auch Landminenopfer, und sie scheute bei keinem dieser Besuche vor körperlicher Berührung mit Betroffenen zurück. Die Berührung der Prinzessin von Wales kam vielen vor wie ein säkulares Pendant zum Mythos der Mutter Teresa. Ein merkwürdiger Zufall brachte es mit sich, dass die albanische, von Papst Johannes Paul II. später selig gesprochene Nonne, der Engel von Kalkutta, fünf Tage nach Diana starb, am 5. September 1997, dem Tag der

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