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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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»Komm, Lancelot!«, rief er. Er stand an der Schwelle zu meiner Kammer und wartete auf seinen Lieblingshund.
    »Ich dachte, sein Name wäre Piers.«
    »War er«, antwortete Henry. »Ich habe ihn geändert.«
    »Warum?«, fragte ich und gab mich ahnungslos. Seit Lincolns Rebellion galt alles, was Henry tat, dem Bestreben, seine uneheliche Herkunft vergessen zu machen und ihn als Nachfahre von König Artus zu sehen. Er antwortete nur: »Lancelot passt besser zu ihm.«
    Beim Abendessen, nachdem die Tische weggeräumt waren und der Tanz begann, fiel mir auf, dass Margaret Beaufort und Morton mit einem kleinen Mann in Schwarz sprachen. »Wer ist das?«, fragte ich Henry.
    »Er heißt Polydore Vergil.«
    »Und woher ist dieser Polydore Vergil?«
    »Er steht im Dienst des Herzogs von Urbino.«
    »Also ein italienischer Gelehrter? Was tut er in England?«
    »Noch nichts«, sagte Henry mit einem scharfen Unterton.
    »Woher rührt dein Widerwillen, mit mir über ihn zu sprechen, Mylord?«
    »Was sollen die vielen Fragen?«, konterte er.
    »Ich mache lediglich Konversation.«
    »Dafür hast du Patch.«
    Ich ließ mir meine Verärgerung nicht anmerken. Mein Gemahl war ein grobschlächtiger, unmöglicher Mann. In seinem überbordenden Misstrauen deutete er jede Frage als eine Falle. Dennoch ging hier etwas vor, und ich war entschlossen herauszufinden, was es war. Also nahm ich Henry beim Wort und fragte Patch.
    »Weißt du etwas über einen Mann namens Polydore Vergil?«
    »Den Italiener mit den Spindelbeinchen, der stets Schwarz trägt und hinterhältig grinst? König Henry überlegt, die englische Geschichte von ihm umschreiben zu lassen, meine Königin.«
    »Aber warum von einem Italiener?«
    »Ein Italiener tut sich weniger schwer, die englische Geschichte zu verändern, als ein Engländer.« Er grinste, machte einen Kopfstand und guckte mich fragend an.
    Ich lachte, wenn auch nicht so ausgelassen, wie ich es mir gewünscht hätte. Patch war mein einziger Freund, und ich sorgte mich wegen seines losen Mundwerks. Man hatte mir schon so viele andere genommen, die mir lieb und teuer gewesen waren.
    An einem kalten Januarnachmittag, nachdem ich Bittsteller empfangen hatte, ging ich zu Arthurs Kinderzimmer. Ich spielte Fangen mit ihm, und er lief auf wackeligen Beinchen lachend vor mir davon, als Henry uns überraschte. Ich fing Arthur ein und hob ihn in meine Arme, weil ich plötzlich Angst bekam. »Mylord, ich hoffe, es sind gute Nachrichten, die dich zu dieser frühen Stunde herbringen?«
    »Sind es. Ich möchte dir mitteilen, dass ich beschlossen habe, eine Heirat für Arthur zu arrangieren.«
    »Heirat?«, wiederholte ich verwirrt, drückte mein Kind fest an mich und strich ihm übers Haar. »Aber er ist nicht einmal zwei Jahre alt!«
    »Nur ruhig, Elizabeth! Nichts wird sich ändern. Sie müssen erst heiraten, wenn Arthur erwachsen ist, und vorher besteht auch kein Grund, dass die auserwählte Prinzessin nach England kommt. Doch die Verlobung bringt uns eine Allianz mit einer fremden Macht ein, die England nur nützlich sein kann.«
    »Hast du schon entschieden, welche Prinzessin es sein soll?«, fragte ich bemüht ruhig.
    »Wer kann heute schon sagen, welche Allianz für England in Jahren die beste sein wird? Allerdings habe ich die Möglichkeiten mit Morton und meinen Beratern erörtert.«
    Mit deiner Mutter , dachte ich verbittert.
    Henry machte es sich auf einem Sessel am Feuer bequem. Offenbar wollte er seine Gedanken ordnen, und ausnahmsweisedurfte ich dabei sein. »Auf Frankreichs Thron sitzt ein Minderjähriger, dem die Krone gegenwärtig nicht sehr sicher ist. In Italien herrscht ein heilloses Durcheinander. Spanien scheint mir gegenwärtig am meisten gefestigt. Das Land wird stärker, und die königliche Familie hat viele Töchter.«
    Ich blickte meinen Kleinen an, der seinen Kopf an meine Schulter gelehnt hatte und an seinem Daumen nuckelte. Als ich ihm meinen Finger hinhielt, umklammerte er ihn mit seiner Faust. Ich küsste sein liebliches Gesicht und sah wieder zu Henry. »Ich habe bloß eine Bitte. Lass es nicht zu früh sein!«
    Henry stand auf und legte eine Hand auf meine Schulter. Für einen Moment leuchtete so etwas wie Zärtlichkeit unter seinen schweren Lidern auf.
    Ostern feierten wir in Windsor. Wieder einmal hatte Margaret Beaufort mein Kleid nachgenäht, und ich gab vor, es nicht zu bemerken.
    Kurz nach Ostern bat der spanische Gesandte, Doktor Rodrigo de Puebla, um eine offizielle Audienz. Er war

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