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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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gegeben. Eine Tragödie überschattete meine Krönung, wie sie schon mein gesamtes Leben überschattete, und wieder einmal war ich machtlos dagegen. Der Anblick des wertvollen Goldtuchs war zu viel für die armen Menschen gewesen. Vor Angst, das kostbare Material könnte ihnen genommen werden, hatten sie darum gekämpft und waren dafür gestorben. Mir schien eine grausame Ähnlichkeit zwischen diesen unglückseligen Menschen und den Adligen zu bestehen, die einander für Macht und Ländereien töteten. Auch sie hatten sich genommen, erobert und geraubt, ohne darüber nachzudenken, was richtig war, und es hatte sie alles gekostet.
    In jener Nacht kam Richard im Traum zu mir, abermals umgeben von Dunst. »Du wirst stolz auf mich sein, Richard«, murmelte ich. Aber er war so weit weg, und ich wusste nicht, ob er mich hören konnte.
    Wie ich in den nächsten Tagen aus dem Wispern der Waffenknechte, von den Kammerzofen, den Hofdamen, Schreibern, Knappen und anderen Dienern erfuhr, war Henrys Geld gutangelegt gewesen, denn meine Krönung half ihm, seinen Thron zu festigen.
    »Der Erbe ist schon geboren«, raunten sie.
    »Die Abstammung ist eindeutig   ...«
    »Das Land ist froh, König Edwards Tochter geehrt zu sehen.«
    »Vielleicht ist Gott nun gewillt, unsere Strafe für den Krieg um die Thronfolge zu mildern.«
    »Da sage ich nur Amen!«, flüsterte jemand.
    Und andere fielen im Chor ein: »Amen. Amen.«

KAPITEL 17
    Henry Tudors Hof · 1488
    W EIHNACHTEN NACH meiner Krönung feierten wir in Sheen, Henrys Lieblingssitz. Die Lancaster-Wappen von Schwänen, Antilopen und Gänseblümchen an den Decken und Simsen hatte er um seine persönliche Note ergänzt. Er ritzte sein Motto, Dieu et Mon Droit , Gott und mein Recht, in den Stein der Klöster und dekorierte den ganzen Palast mit den ineinandergeschlungenen Rosen von York und Lancaster. Die »Tudor-Rose« fand sich auf den gefliesten Böden und dem Mauerwerk, den Vorsprüngen der Holzdecken, dem vergoldeten Zaumzeug der königlichen Pferde sowie den grün-weißen Tuniken seiner Wachen. Sie verzierte sogar die Manuskriptseiten in der königlichen Bibliothek. Schnell wurde sie von den Höflingen übernommen, die Henry ihre Loyalität beweisen wollten, indem sie das Zeichen auf ihre goldenen Kragen stempelten.
    Mit Festessen, Fröhlichkeit und Musik begingen wir den Neujahrstag 1488. Es gab ein Historienspiel und einen Kostümball, zu dem Henry als Sir Lancelot erschien. Wiewohl er in Bosworth und Stoke siegte, hatte er nie selbst in einer Schlacht gekämpft oder sie angeführt, und es fehlte ihm an der ritterlichen Haltung und den Krieger-Eigenschaften, die es brauchte, um seine Rolle glaubwürdig zu spielen. Aber aus Angst taten die Leute, als bemerkten sie es nicht, und lobten sein Kostüm überschwänglich.
    Stille senkte sich über den Hof, als Henrys Lieblingsdichter, der blinde Bernard Andre, seinen Platz in der Mitte der Halle einnahm und sich bereit machte, ein weiteres Gedicht über König Artus zu rezitieren, der einst über Britannien geherrscht hatte. Man löschte einige Fackeln, um das Licht zu dämpfen. Kerzen flackerten, und Rauch waberte in der Luft, sodass mir die Sicht vernebelt war. Meine Lider wurden schwer, denn es war ein anstrengender Tag gewesen, und ich wusste, was folgen würde. Da war die erste Prophezeiung Merlins, dass der wahre Erbe der keltischen Könige aus Wales kommen würde, wie Henry es tat, um England von dem »Tyrannen« zu befreien. Innerlich lachte ich über diese Farce, in der aus Schwarz Weiß gemacht wurde und aus Weiß Schwarz, und dachte: Haben alle vergessen, dass der heilige George, als er den Drachen tötete, den Teufel besiegte? Und jetzt verehren sie den Drachen   ...
    Ich musste eingenickt sein, denn erst am Ende schrak ich auf. Walisische Harfenisten und Dichter, gut bezahlt und bestens vorbereitet, hatten sich zu Andre gesellt, und gemeinsam priesen sie Henrys Größe. Immer wieder waren die Fackeln entzündet worden, und die Gäste hatten applaudiert.
    Am Dreikönigstag trugen Henry und ich unsere Kronen. Nun, da die Gefahr für ihren Sohn mit meiner Krönung eingedämmt war, wurde Margaret Beaufort beständig unausstehlicher. Wieder einmal erschien sie in einem Kleid und einem Umhang, die eine Kopie von meinen waren. Meine Krone indes konnte sie nicht nacharbeiten, also hatte sie stattdessen ein Diadem im Haar.
    Eines Nachmittags, als ich ein Seidengewand für Arthur bestickte, erklang Henrys Stimme auf dem Korridor.

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