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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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Großmama Cecily war nicht bei Dickons Vermählung gewesen, kam allerdings an den Hof, sobald die anderen Gäste abgereist waren. Sie blieb nur eine Nacht und sprach mit keinem außer meinem Vater. Danach kehrte sie auf ihre Burg Berkhamsted zurück, wo sie das Leben einer Nonne führte. Von einer Küchenhilfe hörte ich, dass sie geschworen hätte, nie wieder zum Hof zu kommen, solange sie lebte. Mein Onkel Richard of Gloucester und seine Frau brachen gleichzeitig gen Norden auf, aber vorher hörte ich zufällig, wie ein Bediensteter aus ihrem Haushalt einem anderen zuflüsterte: »So rächt sich die Königin an einem weiteren ihrer erbittertsten Feinde.«
    Mir blieb wenig Zeit, hierüber nachzudenken. Direkt nach ihrer Abreise kam Nachricht, dass mein Onkel George of Clarence im Tower hingerichtet worden war. Seltsam war, dass niemand erfuhr, wie er gestorben war. Dem Palastgetuschel zufolge hatte er selbst die Art seines Todes gewählt und war in einem Bottich mit süßem Malvasier ertränkt worden, seinem Lieblingswein.
    Mein Vater verfiel in eine tiefe Niedergeschlagenheit und blieb eine volle Woche in seinen Privatgemächern. Zwar hatte er befohlen, dass er nicht gestört werden dürfe, doch ich schlich mich zu ihm.
    Er saß an seinem Tisch und trank allein. Zu seinen Füßen kullerten leere Weinflaschen über den Boden. Es brach mir das Herz, meinen liebevollen, allzeit vergnügten Vater so zu sehen. Für einen Moment blieb ich starr vor Schreck an der Tür stehen.
    Papa blickte zu mir und gleich wieder weg, streckte allerdings eine Hand nach mir aus, während er sich mit der anderen das Gesicht bedeckte. Ich nahm sie und setzte mich auf sein Knie, wie ich es als Kind immer getan hatte, schlang einen Arm um seinen Hals und küsste ihn.
    »Papa, Papa   ... wenn du nicht wolltest, dass Onkel George stirbt, warum musstest du ihn dann hinrichten lassen?«, fragte ich. »Du bist schließlich der König, Papa, und darfst alles tun, was du willst.«
    Eine ganze Zeit lang antwortete er nicht, und ich glaubte schon, er hätte mich nicht gehört. Dann aber sagte er sehr leise: »Manchmal muss ein König Dinge tun, von denen er weiß, dass sie falsch sind, und die ihm verhasst sind. Um des Friedens willen.«
    Ich hatte das beklemmende Gefühl, dass ich diese Worte niemals vergessen würde.

KAPITEL 3
    Die Schwester des Königs · 1482   –   1483
    I CH MUSS GESTEHEN , dass ich meinen Onkel George nicht vermisste. Mir schien es eher, als wäre eine weitere dunkle Wolke vertrieben, als hielten nach seinem Tod wieder Freude und Ausgelassenheit Einzug am Hofe. Mein Vater überwand seine finstere Stimmung bald, nachdem mein Onkel Richard nicht mehr da war und unausgesetzt mit ihm stritt. Auch meine Mutter stellte eine Weile lang keine Forderungen an ihn, war sie doch viel zu sehr damit befasst, welcher ihrer Verwandten was von Onkel Georges reichen Besitztümern bekommen sollte. Überdies beschäftigte sie sich mit dem Arrangement günstiger Vermählungen für ihre entfernteren Angehörigen, weil für ihre zwölf Geschwister nun Grafschaften und Herzogtümer gesichert waren. Dann, wie ein Unwetter aus heiterem Himmel, brach neues Unglück über uns herein.
    Onkel Georges Namensvetter, mein kleiner Bruder George, starb wenige Monate nach der Hinrichtung meines Onkels. Es war ein tragisches Ereignis, das für Trauer und Tränen bei Hof sorgte. Meine Mutter fürchtete, sein Tod könnte ein Omen sein, doch mein Vater, der nicht an solche Dinge glaubte, tat es als Unfug ab.
    »Nimm dich zusammen, Bess! Es war ein Fieber, an dem er gestorben ist. Jeden Tag sterben Kinder am Fieber«, sagte er zu ihr und ging wieder zu seiner Mätresse, Jane Shore.
    Ich fragte mich, ob Mutter von Papas Mätresse wusste. Manerzählte sich, dass er sie sehr liebte, obwohl sie nur die Tochter eines Tuchhändlers war. Es ging das Gerücht, dass sie nicht bloß sehr schön sei, sondern auch freundlich und edelmütig. Sie weigerte sich, Geschenke von meinem Vater für sich anzunehmen. Erfuhr sie jedoch, dass andere durch Unglück in Not gerieten, nutzte sie seine Großzügigkeit, um ihnen zu helfen. Mal verschaffte sie ihnen dringend benötigtes Geld, mal Gerechtigkeit, je nachdem, was sie brauchten. Jane Shore sorgte dafür, dass zu Unrecht Inhaftierte aus dem Gefängnis oder dem Tower freikamen und die Anklagen gegen sie fallen gelassen wurden. Mein Vater erfüllte ihr angeblich jeden Wunsch.
    Mit der Geburt zweier weiterer Schwestern   –

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