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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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ich jetzt auf. Bevor ich etwas entgegnen konnte, sagte meine Mutter: »Er will die Macht, und das lasse ich nicht zu! Wir werden ja sehen, wer diese Schlacht gewinnt!«
    Als wir endlich Nachricht von Onkel Anthony erhielten, riss meine Mutter sie dem Boten beinahe aus den Händen. Sie las ungeduldig.
    »Er hat Ludlow verlassen, Gott sei Dank, doch er hat bis nach den Feiern zum St. George’s Day am dreiundzwanzigsten April gewartet. Er sagt, er hätte keinen Anlass zur Eile gesehen, dieser Schwachsinnige   ...« Zornig wies sie mit dem Pergament zum Westfenster. » Keinen Anlass zur Eile!« , brüllte sie, als redete sie mit ihrem Bruder. »Du irrwitziger Narr! Du großer, dämlicher Narr!« Sie neigte den Kopf und las weiter. »Oh Heilige Mutter Maria, stehe uns bei! Er schreibt, dass er vereinbart hat, Gloucester am neunundzwanzigsten April in Northampton zu treffen! Dieser Wahnsinnige! Dieser dusselige, schwachköpfige Esel! Hol deinen Bruder Dick Grey   – schnell!«, fuhr sie mich an. Da Mutter zwei Söhne namens Richard aus ihren zwei Ehen hatte, unterschied sie die beiden, indem sie ihren älteren Richard bei vollem Namen nannte.
    Dorset und ich wechselten einen hilflosen Blick, bevor ich meinen Bruder holen ging.
    Dick würfelte gerade mit einem Freund und war im Begriff zu gewinnen. Er ärgerte sich, dass er gestört wurde. »Was ist jetzt wieder, Mutter?«, fragte er mürrisch, als er mit mir zurückkam.
    »Versteht denn keiner, was hier auf dem Spiel steht?«, fauchte meine Mutter und sah uns an. »Bin ich die Einzige, die nicht zudumm ist zu begreifen, dass unser Leben, unser Vermögen und unsere Zukunft in Gefahr sind?«
    Demnach waren unsere Schätze genauso wertvoll wie unser Leben. Ich senkte den Kopf, um mein Lächeln zu verbergen.
    Mutter atmete hörbar tief ein. »Dick Grey, du musst sofort nach Northampton aufbrechen. Sag deinem Onkel, dass er sich unter keinen Umständen mit Gloucester treffen darf! Stattdessen soll er eilig nach London kommen. Und erkläre ihm, dass wir zu unserem eigenen Schutz Edwards Testament außer Kraft setzen und die Regierung übernehmen! Geh jetzt! Nimm dir das schnellste Pferd im Stall und so viele Männer, wie du auf die Schnelle zusammenbekommst, und beeile dich!«
    »Ja, Mutter«, sagte er und eilte aus dem Zimmer.
    ~
    Wir erhielten keine weitere Nachricht von Dick oder Onkel Anthony. Stattdessen kamen eines Nachts Boten in den Hof galoppiert, die uns alle aufweckten. Meine Mutter empfing sie im Morgenmantel.
    »Richard of Gloucester hat den König in Stony Stratford mithilfe von Henry Stafford, Duke of Buckingham, abgefangen!«, rief der Bote. »Er hat Anthony, Lord Rivers, und Sir Richard Grey gefangen genommen.«
    »Mein Gott   ...«, hauchte meine Mutter.
    »Gloucester und Buckingham begleiten den König in diesem Moment nach London.«
    »Guter Gott, wir sind in großer Gefahr!« Die schlimmsten Befürchtungen meiner Mutter wurden wahr. Buckingham hasste sie. Als er elf Jahre alt gewesen war, hatte Mutter ihn gezwungen, meine Tante zu heiraten, Catherine Woodville, damit sie Herzogin wurde. Er hatte es ihr nie verziehen. »Wir müssen insKloster fliehen! Schnell, Elizabeth, hilf mir, unsere Schätze zu packen!«
    »Unsere Schätze?«, fragte ich ungläubig.
    »Unseren wertvollsten Besitz   – mein Tafelgeschirr, meine Kleider, meine Teppiche, meinen Schmuck   – alles!«, antwortete meine Mutter. »Wir können nicht ohne unsere Sachen gehen. Weißt du nicht mehr, wie unbequem wir es das letzte Mal hatten?«
    Diener kamen herbeigelaufen, um zu packen und schwere Truhen und Möbel zu den Ställen zu bringen, wo sie auf Karren geladen und zur Abtei gebracht werden sollten.
    »Du musst weg, Dorset!«, rief meine Mutter, als mein Bruder in die große Halle kam, wo sie das Verpacken des Tafelsilbers und der Gobelins beaufsichtigte. »Gott allein weiß, was Gloucester tut, wenn er dich in die Hände bekommt   – er hat dich immer gehasst! Wohin kannst du fliehen?«
    »Ich gehe zu Jane Shore«, antwortete er.
    Mutter nickte. Außer Papa wusste jeder, dass Dorset und Jane Shore sich seit Jahren liebten.
    Mit Cecilys Hilfe raffte ich unsere Kleider zusammen und schloss unseren Schmuck in Kästen, nachdem ich mir mehrere Ringe angesteckt hatte. Auf diese Weise konnten sie nicht verloren gehen, und außerdem waren sie hübsch, besonders der kleine goldene Ring, der wie eine Rose geformt war. Ich hatte ihn von Papa. Während sich Zwielicht über London senkte,

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