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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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waren, der Verlockung einer goldenen Krone erlag und Verrat an meinem seligen Vater beging. Bis zu diesem Moment hatte ich mir gesagt, dass meine Mutter nichts von ihm zu befürchten hatte und ihre Behauptungen maßlos übertrieben waren   – immerhin neigte sie bei allem zur Übertreibung. »O Bess, lass es gut sein!«, pflegte mein Vater zu sagen. »Du machst aus der geringfügigsten Sache ein großes Spektakel. Die Leute sind nicht so böse, wie du meinst. Lass es einfach gut sein!«
    Diesmal jedoch hatte sie recht behalten. Mein Onkel Gloucester plante wirklich, meine beiden Brüder zu übergehenund selbst auf den Thron zu steigen. Solch ein Mann also war er, den mein Vater geliebt und in den er mit seinen letzten Atemzügen volles Vertrauen gesetzt hatte.
    Mithilfe einiger Freunde wie dem Metzger John Gould machte meine Mutter sich sofort daran, einen Plan zur Befreiung meiner Brüder aus dem Bischofspalast zu schmieden. Dr. Sergio, der uns seit unserem ersten Kirchenasyl behandelte, erwies sich als treuer Verbündeter. Viele andere gingen ein und aus, brachten Nachrichten, Botschaften und Hoffnung. Dann erreichten uns schreckliche Neuigkeiten.
    Dr. Sergio blickte uns mit sorgenvoller Miene an. »Euer Gnaden, meine teuren Damen, ich bedaure, der Überbringer schlimmer und verstörender Nachrichten zu sein, zu abscheulich, als dass man sie glauben möchte, und dennoch sind sie wahr. Am Mittwoch, dem fünfundzwanzigsten Juni wurde Euer Bruder Anthony Woodville, Lord Rivers, in Pontefract hingerichtet, zusammen mit Eurem Sohn, Sir Richard Grey.«
    Meine Mutter sank weinend und schreiend zu Boden und trommelte sich mit den Fäusten gegen die Brust. »Weh, o weh mir! O gütiger Gott, nein   ...«
    Von diesem entsetzlichen Moment an wurden die Nachrichten beständig schlimmer.
    »Ihre Gnaden, Richard of Gloucester, hat König Edwards Ehe mit Euch für ungültig erklärt und Eure Kinder zu unehelichen!«, berichtete Dr. Sergio.
    Seine Worte hallten in meinem Kopf nach.
    »Mit welcher Begründung?«, rief meine Mutter.
    »Bigamie, Euer Gnaden.« In Baynard’s Castle hatte Buckingham Richard of Gloucester zum rechtmäßigen König von England erklärt. Er behauptete, dass die Heirat meines Vaters mit meiner Mutter nicht bloß zu »schwerster Missregierung, Tyrannei und Bürgerkrieg« geführt hätte, sondern überdies ungültig wäre, weil König Edward seinerzeit mit einer Lady Eleanor Talbot, Tochter des früheren Earl of Shrewsbury, vermählt war.
    Mein Innerstes krampfte sich zusammen, und mein Herz pochte wild, und ich begann, am ganzen Leib zu zittern. Mir war, als wäre ich in einen dunklen Fluss gestürzt, dessen Strömung mich unbarmherzig auf einen Ort zutrieb, an dem ich nicht sein wollte.
    »Des Weiteren wird behauptet, dass König Edwards Ehe ungültig ist, weil sie im Geheimen geschlossen wurde, ohne die Zustimmung der Lords und   ...« Dr. Sergio verstummte und wandte den Blick ab.
    »Was noch?«, fragte meine Mutter. »Was behaupten sie noch?«
    Dr. Sergio wurde rot. »Sie behaupten, dass sie mittels   ... mittels   ... Hexerei zustande kam. Durch Euch und Eure Mutter Jacquetta, Duchess of Bedford.«
    Meine Mutter rang schwankend nach Luft. Hexerei wurde mit Verbannung oder dem Tode bestraft.
    Dr. Sergio verneigte sich eilig vor uns und ging. Meine Mutter blieb schluchzend in der Ecke des Kapitelsaals zurück. Dies wiederum machte den beiden Kleinen, der zweijährigen Bridget und der dreijährigen Kate, große Angst, sodass sie ebenfalls zu weinen begannen und nicht schlafen wollten.
    »Mutter, Mutter, komm zu Bett! Lass die Kinder dich nicht so sehen!«, flehte ich sie an, aber mein Bitten stieß auf taube Ohren.
    Wir dachten, dies wären die furchtbarsten Nachrichten, die wir bekommen konnten, bis Dr. Sergio am nächsten Tag wiederkehrte, um sich meiner Mutter anzunehmen.
    »Seit Sie gestern gingen, ist sie so«, erzählte ich ihm, als wir vor meiner weinenden Mutter standen.
    Er gab ihr einen Schlaftrunk. »Bald wird sie ruhiger«, sagte er leise und betrachtete sie unglücklich.
    »Gibt es mehr Neuigkeiten?«, fragte ich.
    »So sehr ich es auch bedaure, ja.«
    Ich wies zu zwei samtgepolsterten Stühlen an der Wand, neben einer Nische, in der eine Statue der Mutter Gottes mit dem Jesuskind im Arm stand. Wir setzten uns dorthin, und Dr. Sergio neigte sich zu mir.
    »Buckingham hat Gloucester den Thron angeboten. Er sträubte sich zunächst, aber   ...«
    Ich wartete.
    »Er nahm die Krone an.

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