Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
Vom Netzwerk:
der wohltuenden Zustimmung der Menschen draußen, wurde mir nach und nach wieder eiskalt. Während der Trauungszeremonie hielt ich den Blick starr auf die beringten Hände von Erzbischof Bourchier gerichtet. Gelegentlich rang ich mir ein Lächeln ab, obgleich ich spürte, dass es mir nicht glaubhaft gelingen wollte, denn mir war das Herz wie eingefroren. Ich hörte halb gedämpftes Schluchzen; es kam von der vor Freude überwältigten Margaret Beaufort.
    Das Bankett nach der Hochzeitszeremonie war von einer trüben Stimmung getragen, gegen die weder die Musik noch die Farbenpracht in der großen Halle etwas auszurichten vermochten. Es war lange her, seit ich dort zum letzten Mal gespeist hatte, und nichts war mehr so, wie ich es in Erinnerung hatte. Der Hof schien gleichsam von einem falschen Licht erhellt zu sein. Die Jongleure, Tierbändiger und die Troubadoure, die von Liebe sangen, kamen mir verängstigt vor. Alle wirkten seltsam angespannt, sogar wenn sie lachten.
    War es immer schon so? Oder habe ich mich verändert?, fragte ich mich. Sollte dies wirklich das Leben sein, dem meine Mutter sich mit Leib und Seele verschrieben hatte   – dieses nichtssagende Zeremonienhafte, diese flüchtige, leere Vergnügtheit? Die Tanzenden gaben sich gekünstelt ausgelassen, verneigten sich und grinsten einander an wie juwelenbehangene Skelette.
    Mir fiel die alte Prophezeiung ein, die meinem Vater solcheSorge bereitet hatte, und im Geiste sah ich sein Gesicht vor mir, als er mir sagte: »Es heißt, mein liebes Kind, dass kein Sohn von mir zum König gekrönt werden wird, doch dass du Königin sein und an ihrer statt die Krone tragen wirst.«
    Oh, Papa, Papa, vergib mir!
    ~
    Im Januar und Februar zog Henry Tudor zweimal mit seinem ganzen Hofstaat um: von Westminster nach Sheen und von Greenwich in den Tower.
    Auf dem Weg zum Tower schaute ich hinauf zum Beauchamp Tower, in dem Edward of Warwick gefangen gehalten wurde. Ich dachte, er könnte mich vielleicht sehen, hob die Hand an meine Lippen und blies ihm verstohlen einen Kuss zu. Es war äußerste Vorsicht geboten, weil überall Spione waren. Tudor hatte gelernt, sie zu schätzen, denn dass er noch am Leben war, verdankte er einer zeitigen Warnung vor der Übereinkunft zwischen Richard und der Bretagne. Nur ihretwegen hatte er Minuten vor seinen Häschern nach Frankreich fliehen können. Seither beschäftigten Mutter wie Sohn ein ganzes Heer von Spionen, die ihnen aus sämtlichen Winkeln des Königreichs alles zutrugen, was geredet oder getan wurde.
    Eines Morgens, als ich zu Henry Tudor gerufen wurde und mich seinen Privatgemächern näherte, hörte ich zufällig, wie seine Mutter zu ihm sagte: »Traue keinem, mein Sohn! Ein König, der anderen vertraut, ist leicht zu stürzen.«
    Ich blieb stehen, weil mir ein Stich durch die Brust fuhr. Richard hatte seinen Leuten vertraut.
    Zweifellos hatten die Spione genaueste Instruktionen von Margaret Beaufort, worauf sie bei jenen zu achten hätten, auf die sie angesetzt wurden. Eins, zwei, drei   ...
    Manchmal in der Nacht, wenn Henry seine ehelichen Rechte einforderte, zählte ich seine Stöße mit   – eins, zwei, drei   ...
    Bald erreichten uns Berichte über Unruhen im Norden, die einer Rebellion bedrohlich nahekamen. In jener Region trauerte man noch Richards Niederlage nach und war bisher auf Yorkisten-Seite. Die Menschen erboste, dass ein Emporkömmling von fragwürdiger Herkunft auf Englands Thron saß. Es war ein stürmischer Märztag, als Henry mich in der Obhut seiner Mutter ließ und gen Norden ritt. Ich stand draußen am Steigblock, um ihm seinen Abschiedstrunk zu reichen. Er wünschte, dass wir uns gegenüber den Leuten einander zugeneigt zeigten. Wenig später erhielten wir Nachricht von ihm. Margaret Beaufort las sie mir vor.
    In York, wo man Richard geliebt hatte, war Henry mit großem Pomp empfangen worden. Die Stadt war mit Gobelins geschmückt gewesen, und man warf zur Feier seiner Ankunft winzige Kuchen mit roten und weißen Kreuzen darauf von den Galerien und aus den Fenstern. Und man bat ihn um seine Gunst, weil die Yorker nicht für Richard gekämpft hatten. Das brachte mir den Verrat Henry Percys, Earl of Northumberland, in Erinnerung. Er hatte die Stadt nicht von Henry Tudors Landung unterrichtet, sodass die Männer noch auf dem Weg nach Bosworth gewesen waren, als sie von Richards Niederlage erfahren hatten.
    Bald danach kam eine weitere Nachricht. Margaret Beaufort trug sie mit ihrer schrillen

Weitere Kostenlose Bücher