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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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angelangt war.
    »Der Prinz hat in einer hölzernen Wiege zu liegen, derenRahmen hell und mit roter, purpurner und goldener Farbe verziert zu sein hat«, sagte sie. »Für hohe Anlässe hat eine zweite große Wiege bereitzustehen, welche mit rotem Tuch ausgekleidet ist, das mit Goldstoff und goldenen Fransen eingefasst ist sowie mit Hermelin gesäumt. Drinnen liegen mehrere Schichten Samt.« Sie wandte sich zu einem Pagen, der an der Wand stand. »Geh und hol den Haushofmeister!«
    Der Mann erschien Minuten später, atemlos vom Laufen, und verbeugte sich tief.
    »Ich bereite meinen Erlass für die Kinderzimmerregeln vor, die den Bediensteten viermal jährlich zu verlesen sind«, sagte Margaret Beaufort. »Und ich möchte sie persönlich mit Ihnen durchgehen.«
    »Sehr wohl, Mylady Margaret.«
    »Die Bediensteten des Kindertraktes sind mit größter Sorgfalt auszuwählen. Und sie müssen von Ihnen eingeschworen werden. Zudem sind sie aufs Strikteste zu überwachen. Bei jeder Mahlzeit hat ein Arzt anwesend zu sein, der darauf achtet, dass die Amme das königliche Kind korrekt nährt.«
    Auf die erboste Stimme meiner Mutter hin drehte ich mich zur Tür.
    »Mir wurde soeben mitgeteilt, dass du vorhast, die Patin zu sein!«, rief sie aus, ohne Margaret Beaufort zu begrüßen. »Diese Stellung steht mir zu, nicht dir!«
    Margaret Beaufort war unerbittlich.
    »Du selbst bist recht geschickt darin, anderen ihre Stellung zu rauben, nicht wahr? Weißt du, wie man dich dort draußen nennt?« Mutter wies zum Fenster. »Englands ›Thronräuberkönigin‹, ja, so nennen sie dich! Und dazu lachen sie in ihr Bier.«
    Ausnahmsweise war ich auf der Seite meiner Mutter. Sie stritten sich bald über alles Erdenkliche und wurden sich beinichts einig: nicht bei der Einrichtung meines Gemachs, nicht bei der Planung meines Wochenbettes, nicht bei dem Ablauf der Taufzeremonie, beim Nähren oder der Pflege meines Kindes und erst recht nicht bezüglich des Aussehens der Wiege.
    »Und wieso Purpur, Rot und Gold für die Wiege?«, fragte meine Mutter.
    »Weil es meine Lieblingsfarben sind«, antwortete Margaret Beaufort.
    »Was ist mit meinen Lieblingsfarben? Was ist mit Elizabeths Lieblingsfarben?«
    »Ich weiß, was das Beste ist.«
    »Ist dir jemals der Gedanke gekommen, dass dein Geschmack nicht der beste sein könnte, dass du Fehler machst?«
    »Ich mache keine Fehler. Gott führt mich in allen Dingen, und Er irrt sich nie.«
    »Ach ja, ich vergaß! Gott befahl dir, dem hübschen Tudor den Vorzug vor dem langweiligen Suffolk als Ehemann zu geben. Wie bequem für dich!«
    »Das war nicht Gott. Es war Sankt Nikolaus.«
    »Sehr gerissen. Das hätte mir einfallen sollen. Anstatt den alten Bürgermeister Cooke dreimal vor Gericht zu bestellen, bis ich das Urteil erhielt, das ich wollte, hätte ich behaupten sollen, dass mir Sankt Nikolaus im Traum erschien und mir sagte, ich sollte Cooke einsperren lassen. Es hätte uns eine Menge Unannehmlichkeiten erspart.«
    »Willst du mich der Lüge bezichtigen, Madame?«
    »Ich bezichtige dich, jeden um dich herum mit deiner angeblich gottgewollten Herrschsucht zu ersticken. Du würdest ihnen am liebsten noch das Atmen vorschreiben! Du sagst, dass du alles am besten weißt, doch das stimmt nicht. Du bist nichts als starrköpfig und herrschsüchtig, Madame. Alles muss nach deiner Nase gehen, oder es ist falsch.«
    In diesem Moment fiel mir auf, dass Henry in der Tür stand und alles mitanhörte. Das Schmunzeln auf seinem Gesicht dürfte dem auf meinem gleichen. Ich stand auf, um ihn zu begrüßen, und führte ihn zu dem Kanapee, auf dem ich saß.
    »Darf ich dir vorsingen, Mylord?«, fragte ich.
    Henry verstand sofort. »Ja, das wäre sehr beruhigend. Meine Damen«, sagte er und wandte sich zu unseren Müttern. Beide nahmen sein Nicken als Aufforderung, uns allein zu lassen, und rauschten aus dem Zimmer. Dabei zankten sie nach wie vor lauthals. Henry und ich schauten ihnen nach. Kaum war die Tür hinter ihnen geschlossen worden, brachen wir beide in Gelächter aus.
    Es war ein guter Moment für mich, ihn zu bitten, mir die Leitung des Haushalts anzuvertrauen, denn seine Mutter machte mich mit ihren Vorbereitungen auf »die Ankunft des Prinzen« wahnsinnig. Als bestünde keinerlei Zweifel, dass es ein Junge würde. Aber ich entschied mich dagegen. Eines Tages würde ich vielleicht einen friedlichen Haushalt mein Eigen nennen, doch jetzt brannte mir eine dringlichere Angelegenheit auf der Seele. Ich ging zu

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