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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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meiner Leier und stimmte eine beliebte Melodie an. Während Henry nachdenklich zum Fenster blickte, sang ich ihm vor. Und ich beschloss, nun anzusprechen, was mir am meisten am Herzen lag.
    »Mylord«, sagte ich, sobald das Lied zu Ende war, »hast du dich einmal gefragt, wie denkwürdig es ist, dass du König wurdest? Natürlich ist es Gottes Wille und die Erfüllung des Traums von Cadwallader vor achthundert Jahren.«
    »Die Prophezeiung des Engels, dass die Engländer an der Spitze des Reiches abgelöst werden«, murmelte er gedankenverloren. »Dass die Linie der alten Bretonen, erhalten durch die Waliser, wieder die Krone übernehmen. Ja, es scheint so, nicht wahr?«
    »Oh ja. Hast du schon einmal überlegt, deine Linie bis zum größten König von allen zurückzuverfolgen   – Arthur?«
    »Was für eine hübsche Idee, Mylady!«, rief er aus. »Sie wäre Mortons beispiellosem Verstand würdig, wage ich zu behaupten. Ich werde es meiner Mutter berichten.«
    »Dann wäre es vielleicht gut, das Kind in Winchester, König Artus’ Sitz, zur Welt kommen zu lassen.« Hastig ergänzte ich: »Falls es ein Sohn wird.«
    »Du bist ein wahrer Quell exzellenten Rates, teure Dame.«
    »Und ihn Arthur zu nennen«, fügte ich hinzu.
    »Arthur«, wiederholte Henry murmelnd. » Arthur . Wie passend! Mylady, mit deinen Anregungen übertriffst du heute Abend all meine Berater.«
    Er kam zu mir und ergriff meine Hand. Als er sie an seine Lippen hob, lächelte ich. Dies war mein erster Triumph, und er bedeutete, dass noch mehr folgen könnten. Ich würde jeden einzelnen auskosten, egal, wie geringfügig er sein mochte, denn jeder würde meinem lieblosen Leben einen Sinn verleihen.
    Über die nächsten Wochen hegte und liebkoste ich meinen wachsenden Bauch, und meine Gebete wurden flehender. Vater im Himmel, schenke mir einen Sohn! Wenn es Dir gefällt, meine Gebete zu erhören, schwöre ich, mein Leben der Erziehung eines Sohnes zu widmen, der Englands würdig ist, dem sein Volk am Herzen liegt und der danach strebt, allzeit nach Deinem Willen zu handeln.
    Und wenn es ein Mädchen ist?, flüsterte eine leise Stimme in mir. Ein Mädchen, so ohnmächtig und nutzlos wie du   – wie wir alle   –, was dann? Ich verscheuchte diesen Gedanken, denn ich wollte Gottes Urteil abwarten.
    ~
    Am zwanzigsten September 1486 gebar ich in der Priorei St. Swithins in Winchester, dem Geburtsort König Artus’, einen Jungen. Henry war halb von Sinnen vor Freude. Ich war ihm dankbar, weil Margaret Beaufort in seiner Gegenwart ihre schrillen Zurechtweisungen der Bediensteten zügelte.
    »Ich möchte dir ein Geschenk machen, meine liebe Elizabeth. Was ist dein Herzenswunsch? Smaragde, Diamanten, Rubine   ...«
    »Ein Narr«, antwortete ich schläfrig. Ich weiß, dass er ein Spion sein wird, dachte ich, aber selbst ein Spion zerstreut mich für einen Moment, lässt mich die Vorschriften deiner Mutter vergessen und bringt mich zum Lachen.
    »Ein Narr? Das ist alles?«
    »Das ist alles.«
    »Betrachte deinen Wunsch als erfüllt, Elizabeth. Du sollst den schlauesten Narren in ganz England bekommen.« Er zog das kleine schwarze Notizbuch aus seiner Brusttasche, das er neuerdings mit sich herumtrug und in dem er sich alles notierte, was er nicht vergessen wollte.
    Margaret Beaufort entschuldigte sich, um zum Abort zu gehen, und ich seufzte innerlich vor Erleichterung. Ohne sie schien sogar die Luft um mich herum leichter zu sein. Henry bemerkte meine Erschöpfung und ging ebenfalls. Ich wollte gerade die Augen schließen und einschlummern, als mich die Stimme meiner Mutter von der Zimmerschwelle aus erreichte, wo sie auf Henry getroffen war.
    »Sire, bist du König?«, fragte sie.
    Ich riss die Augen weit auf.
    »Was sagst du da?«, erwiderte Henry verwirrt.
    »Die Leute sprechen offen aus, dass du von Lady Margaret beherrscht wirst und dass sie es ist, nicht du, auf deren Haupt die Krone sitzt.«
    »Das ist grotesk!«
    »Es gibt einen Weg, diese Gerüchte ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen, Sire.«
    »Und der wäre, Madame?«, fragte Henry verdrossen.
    »Es kommt mir, der Königswitwe, zu, Patin von Prinz Arthur zu sein. Trotzdem teilt mir Lady Margaret mit, dass sie beschlossen hat, jenen Platz einzunehmen, der rechtmäßig mir zukommt. Ich dachte, das willst du wissen, damit du, als König   ...«, dieses Wort betonte sie und machte eine kurze Pause, um es wirken zu lassen, »dem Land zeigen kannst, dass du nicht von deiner Mutter beherrscht

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