Elke, der Schlingel
sehr kalt
wird.“
„Hast du nicht auch was mit, falls es
plötzlich sehr warm wird?“ spottete Fränzi.’
„Dafür habe ich den hellblauen, ganz
dünnen Pull eingepackt, den Onkel Bernhard mir mal geschenkt hat“, gab Elke
seelenruhig zu.
„Du meine Güte! Du hast ja wohl ein
Dutzend Strümpfe eingepackt!“ rief Fränzi jetzt aus.
„Strümpfe kann man nie genug mitnehmen!“
wiederholte Elke eine von ihrer Mutter oft geäußerte Meinung. Fränzi gab es
auf, noch mehr Einwendungen gegen Elkes Packerei zu erheben. Es war ja
schließlich auch ganz einerlei, ob Elke ihren halben Wäsche- und Kleidervorrat
zu Katje mitnahm oder nicht. Der junge Herr Ulf hatte gesagt, daß er Elke und
ihre Freundin nachher mit dem Auto in die Eschenstraße bringen würde, wo Katje
wohnte. Der Koffer wurde ins Auto gesetzt, und es war einerlei, ob er groß oder
klein, leicht oder schwer war.
Aber eine wichtige Sache mußte noch
besprochen werden! Wie dachte Elke sich das mit ihrer Maus? Sollte sie hungern,
während sie die drei oder vier Tage weg war. Und wie war das mit der toten
Maus, die Katje liefern sollte?
„Natürlich mußt d u jetzt die Maus
füttern!“ sagte Elke zu Fränzi. „Das ist doch klar! Bei dem linken hinteren
Bein vom Kleiderschrank, so ganz nach innen, damit man es nicht sieht, mußt du
immer den kleinen weißen Malnapf voll Wasser hinstellen, und daneben mußt du
ein Stück Brot oder auch mal eine Kartoffel legen. Vergiß es aber nicht! So ‘ne
Maus hat auch Hunger.“
Fränzi wies die Ermahnung zurück. „Ich
werd’s schon nicht vergessen! Viel wichtiger ist es, daß ich endlich die tote
Maus kriege!“
Elke sah zu Katje hinüber. „Habt ihr
heute wohl eine?“ fragte sie. Die Freundin zuckte die Achseln.
„Ich glaube nicht“, meinte sie dann.
„Nein, Elke, das geht aber nicht“,
sagte Fränzi ebenso leise wie energisch. Du hast gesagt, daß Katjes Mutter
immer Mäuse fängt, und daß wir leicht eine tote kriegen könnten!“
Elke sah ziemlich ratlos drein. „Hat
der Bäcker, der in eurem Haus unten wohnt, wohl eine tote Maus?“ fragte sie
Katje.
„Fränzi kann ja mal bei ihm fragen“,
meinte Katje.
„Ich fragen?“ entsetzte sich das
Mädchen. „Ich soll in die Bäckerei ‘reingehen und mich vor den Ladentisch
hinstellen, und wenn der Bäcker mich dann fragt, was ich haben möchte, dann
soll ich sagen, daß ich eine tote Maus haben möchte? — Ausgeschlossen! Eher
fang’ ich hier die Maus im Zimmer weg!“
„Das wäre gemein von dir!“ sagte Elke
entrüstet.
Katje wußte schließlich einen Rat.
Fränzi konnte im Auto mitfahren, wenn Ulf sie beide nachher zu ihrer Mutter
brachte. Dann wollte Katje schnell zu dem Bäcker hineingehen und nach einer Maus
fragen, und wenn er eine hatte, konnte Fränzi sie gleich mit nach Hause nehmen.
Man konnte das sicher so machen, daß niemand etwas merkte.
Elke war begeistert. Ja, das war ein
Gedanke! Fränzi konnte im Auto mitfahren, um ihren Koffer die Treppe bei Reimers
hinaufzuschaffen. Ulf fuhr von der Eschenstraße aus weiter ins Geschäft und
würde Fränzi sowieso nicht wieder nach Hause fahren, sie hatte also Zeit genug,
das mit der Maus in Ordnung zu bringen.
Eine halbe Stunde später saßen Elke,
Katje und Fränzi in Tadsens großem, dunkelblauen Wagen, und Ulf fuhr sie.
Elke strahlte, aber Katje kamen auf
einmal Bedenken. Es war eine häßliche, billige Straße, in welcher sie mit ihrer
Mutter wohnte. Wenn Elke bloß bei ihnen sein mochte!
Frau Reimers empfing die Kinder mit
großer Herzlichkeit. Sie war eine kleine, blasse Frau, der man auf den ersten
Blick ansah, daß sie viele Sorgen hatte. Sie hatte dieselben dunklen Haare und
Augen wie Katje.
Fränzi, die Elkes Koffer in die
Wohnung brachte, sah sich erstaunt um.
Du lieber Himmel! Wie ärmlich sah es
bei Reimers aus. Hatten sie gar kein Klavier? Kein Büfett? Und nur zwei Zimmer
außer der Küche? Und wie waren die Gardinen bloß verstopft, die vor den
Fenstern hingen! Und das Schlafzimmer war ganz dunkel. Eine entsetzliche Wohnung!
Elke freute sich noch darauf, hier ein paar Tage zu verbringen? Unbegreiflich!
Ja, Elke war eben Elke. Elke hatte
ihre Freundin lieb, und es war ihr ganz einerlei, ob die Wohnung und die
Sachen, die Frau Reimers hatte, schön oder nicht schön waren.
Mit Katje war niemand zu vergleichen,
sie war die netteste von allen in der Klasse. Trudl Bremer war auch nett, aber
die erzählte immer alles weiter, wenn ihr jemand mal was im Vertrauen
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