Elke, der Schlingel
wieder
einschliefen und erst kurz vor zehn Uhr aufwachten.
Elke bekam einen richtigen Schreck,
als sie an der Wanduhr sah, wie spät es war. Was? Die schöne Zeit bei Katje
verschlafen? Das gäb’s! Im Nu war sie aus dem Bett.
Es wurde nun beraten, was mit dem
schönen langen Tag, der vor ihnen lag, angefangen werden sollte.
Zunächst mußte natürlich gefrühstückt
werden.
Katje stand in der kleinen Küche vor
dem Gasherd und blickte aufmerksam in einen Topf mit Milch, damit die nicht
überkochte. Eine ganze Weile stand sie so und guckte, da fragte Elke vom
Wohnzimmer her, wieviel Briketts sie in den Ofen werfen sollte, und Katje ging
hin, um der Freundin Bescheid zu sagen. Als sie zurückkehrte, war die Milch
natürlich übergekocht. So ist es ja immer: Man braucht nur für ein paar
Augenblicke den Rücken zu kehren, und schon steigt die Milch über den Topfrand.
Katje besah sich den traurigen Rest,
der in dem Topf übriggeblieben war. Der sollte genügen zum Kakao für Elke und
sie?
Gut, daß es eine Wasserleitung in der
Küche gab! Im Nu war der Topf wieder ebenso voll, wie er vor dem Überlaufen
gewesen war.
Elke schmeckte der Kakao, den die Freundin
mehr schlecht als recht zubereitet hatte, vorzüglich, und das Schwarzbrot mit
wenig Butter und viel Zucker drauf, wie Katje es so gern aß, verzehrte sie mit
Begeisterung.
„Schwarzbrot gibt Kraft!“ sagte Elke,
wie sie es von ihrem sportbegeisterten Bruder Jens oft gehört hatte, und sie
spannte dabei die Armmuskeln, als wenn sie Bäume ausreißen wollte.
Aber Bäume ausreißen wollte sie nicht —
saubermachen wollte sie. Abseifen, schrubben, wischen! Am liebsten irgend
etwas, was fürchterlich schmutzig war, damit man nachher auch sah, was man
getan hatte.
„So was haben wir nicht in der
Wohnung!“ erklärte Katje lachend.
„Schade“, meinte Elke und sah sich in
der Küche bedauernd um. „Die Tür müßte eigentlich neu gemalt werden“, sagte sie
dann. „Wenn wir nun die alte Farbe ganz abscheuerten?“
„Bloß nicht!“ Katje wurde fast bange
vor Elkes Arbeitseifer. „Ölfarbe ist so teuer! Nein, die Tür muß so bleiben,
wie sie ist.“
„Die Farbe könnte ich kaufen!“ Elke
beharrte bei ihrem Vorschlag. „Vati hat mir Geld mitgegeben, damit ich deiner
Mutter eine Freude machen kann. Ich kann mit dem Geld machen, was ich will,
auch Ölfarbe kaufen.“
Katje schüttelte den Kopf. „Das
schmiert so, wenn man malt“, sagte sie.
„Ich hätte schon Lust, die Tür
anzumalen!“ sagte Elke. „Aber vielleicht wird es nichts Ordentliches.“ Dann
fiel ihr Blick auf den Fußboden. Die Farbe war an vielen Stellen abgetreten.
„Wir streichen den Fußboden!“ rief sie erfreut aus. „Damit überraschen wir
deine Mutter.“
Katje spielte mit den Fingern am Mund
und dachte nach. Ja, der Fußboden hatte Farbe und Öl nötig. Mutter hatte ihn
längst in Ordnung bringen wollen, aber immer wieder war irgend etwas
dazwischengekommen. Es war ja so oft so, daß sie dachte, sie könnte ein paar
Tage zu Hause sein und notwendige Arbeiten erledigen, und dann wurde sie doch
irgendwohin zum Nähen bestellt.
Katje sagte deshalb nun: „Ja, darüber
würde Mutti sich freuen, glaube ich, wenn wir den Fußboden anmalten. Wir dürfen
bloß kein Öl nehmen, das nachher backig ist.“
„Kommt gar nicht in Frage!“ erklärte
Elke und wollte wissen, wo der nächste Drogist wohnte. Dann war sie fort und
kam zehn Minuten später mit zwei großen Flaschen und einer kleinen Flasche und
einem dicken Pinsel wieder. — „Ich mal’ den Fußboden ganz allein. Du kannst
derweil lesen“, sagte sie zu Katje.
Es stellte sich nun heraus, daß Elke
zwar einen Riesenkoffer mit unglaublich vielen verschiedenen Sachen mitgenommen
hatte, aber das, was sie jetzt brauchte, hatte sie doch nicht da. Die älteste
Kittelschürze, die sie besaß, hätte sie jetzt brauchen können, und auch die
wäre eigentlich noch zu schön gewesen, aber die neuen, die sie mitgebracht
hatte, kamen für die Malarbeit gar nicht in Frage. Katje verbot ihr ganz
energisch, die vorzubinden.
Was sollte sie aber sonst vorbinden?
Katje suchte nach etwas Passendem, und
was sie schließlich fand, war ein alter Kartoffelsack.
„Großartig!“ stimmte Elke bei und ließ
sich den Sack mit einer Unzahl von Sicherheitsnadeln am Kleid feststecken. Oder
nein, besser war es noch, wenn sie das Kleid überhaupt auszog, dann brauchte
sie nicht aufzupassen, daß sie sich die Ärmel vollschmierte. Der Drogist
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