Elke, der Schlingel
nicht
wahr? Elke Tadsen und Katje Reimers? Den beiden geht’s gut. Gehen Sie ein
kleines Stück so herunter“, — er gab mit seinem Arm die Richtung an — „und
biegen Sie dann in die erste Straße rechts ein. Dann wieder links. Dann kommen
Sie an ein Hundetheater. Polizeilich geschlossen! steht dran. Dort finden Sie
die beiden Mädel. Patente Kerlchen übrigens! Sie helfen jetzt den Männern vom
Tierschutzverein beim Überholen der Zirkushunde. Besonders die eine ist ein großartiges
Mädel, die Blonde! Ist das etwa Ihre Schwester? Der ist es auch zu verdanken,
daß die Brandstiftung heute nacht so schnell hat aufgeklärt werden können.“
Inzwischen waren auch die Eltern und
Anke herangekommen. Der Zusammenhang von alldem, was der Beamte gesagt hatte,
war Ulf zwar nicht aufgegangen — polizeilich geschlossenes Hundetheater —
Brandstiftung
— Aufklärung einer Brandstiftung —Was
sollte das alles bedeuten? —• aber die Hauptsache war ja doch ganz klar: Elke
und Katje waren hier auf dem Dom! Den Eltern und Anke fiel eine Bergeslast vom
Herzen, als sie es hörten.
„Ich werde Sie zu dem Hundetheater
hinbringen, dann brauchen Sie es nicht erst lange zu suchen”, sagte der
Schutzmann jetzt. „Sie scheinen sich aufgeregt zu haben über das Ausbleiben der
Kinder!"
Während des etwa fünf Minuten langen
Weges bis hin zum Hundetheater erzählte der Schutzmann in kurzen Zügen, was
sich in der Nacht zugetragen hatte.
„Wer hat nun recht behalten?“
triumphierte Ulf.
Das Hundetheater war jetzt erreicht, und
der Schutzmann fragte: „Soll ich die Kinder herausrufen oder wollen Sie mit
hineingehen?"
„Wir gehen mit hinein",
antwortete der Vater.
Und da waren sie nun wirklich, die
beiden Schlingel Elke und Katje. Katje scheuerte gerade eine Blechschüssel aus,
und Elke war dabei, den großen, schwarzen Hund Nero zu bürsten.
„Elke! Elke!“ Frau Tadsen stolperte
über einen der quer den Fußboden durchlaufenden Holzbalken und wäre fast
gefallen, so eilig hatte sie es, Elke in die Arme zu schließen.
„Mutti, du?“ rief Elke verwundert und
hörte mit dem Striegeln des Hundes auf und sah dann auch den Vater und Ulf und
Anke kommen. „Oh, fein, daß ihr da seid! Es ist großartig hier!“
„Wir haben uns so geängstigt!“ Die
Mutter drückte ihr geliebtes Kind ganz fest an sich. „Fränzi hat euch einen
Kuchen bringen sollen, den Onkel Bernhard geschickt hat, und da wart ihr nicht
bei Reimers’.“
„Katjes Onkel und Tante haben die
Kuchenbude nebenan“, antwortete Elke, „Lohmeyers heißen sie, und Frau Lohmeyer
hat gestern abend gesagt, wir sollten doch lieber nicht nach Hause gehen, weil
solches Glatteis war. Und da haben wir hier geschlafen. Das heißt, richtig
geschlafen haben wir gar nicht - - -“
Schon war Elke im Erzählen drin, und
in der ihr eigenen lebhaften Art schilderte sie alles, was sie erlebt hatte:
Wie sie mit Sprungfedern verkauft hatte, wie sie den Miauchor gemacht hatten,
wie sie in der Nacht die Theaterhunde gefüttert hatte und wie plötzlich der
Italiener gekommen war. Wie sie dann den Brand bemerkt hatte, wie die Feuerwehr
gekommen war und wie der Schutzmann alles aufgeschrieben hatte, was sie gesagt
hatte. Ach, und dann waren die Herren vom Tierschutzverein gekommen und hatten
den Hunden tüchtig was zu essen gegeben, und Katje und sie waren mit den Hunden
spazierengegangen. Den kleinen Ali mochte sie am liebsten leiden von allen — da
hinten der struppige weiße, das war er — und nun brauchte sie nur noch zwei
Hunde zu bürsten, dann hatte sie alle acht fertig.
Elke sprudelte alles nur so heraus.
Sie sprach mit leuchtenden Augen und war so erfüllt von dem, was sie erlebt
hatte und auch jetzt noch erlebte, daß ihr mit dem besten Willen niemand mehr
böse sein konnte, weil sie sich auf dieses Domabenteuer eingelassen hatte. Es
war ja noch alles gut gegangen. Grauenhaft, sich auszudenken, was geschehen
wäre, wenn der Italiener Elke bei den Hunden entdeckt hätte, aber es war ja
nichts geschehen — lieber gar nicht mehr darüber nachdenken!
Katje stand still dabei, während Elke
erzählte. Sie sah bedrückt aus. Sie sorgte sich, daß Tadsens böse sein könnten
über all das Aufregende, das Elke erlebt hatte. Schließlich war ja alles nur
daher gekommen, daß sie die Verwandten hatte, die hier auf dem Dom eine
Kuchenbude besaßen — vielleicht gab man ihr nun die Schuld an allem. Wer weiß,
was noch draus wurde! Vielleicht durften Elke und sie keine
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