Elke, der Schlingel
ihren Liebling auf den Schoß. „Ich möchte ihn mit
nach Hause nehmen.“
„Frag doch, ob du das darfst“, riet
Katje.
Elke schüttelte den Kopf. „Ich darf
doch keinen Hund haben. Ich hab’ mir schon so oft einen gewünscht, aber Mutti
und Anke sagen, daß ein Hund in einer Mietwohnung nichts ist.“
„Schade!“ sagte Katje. „Ali hätte so
schön zu dir gepaßt. Die Männer vom Tierschutz haben gesagt, daß das
Hundetheater wahrscheinlich aufgelöst wird. Die Hunde sollen dann in gute Hände
gegeben werden.“
„Ich hab’ ja wenigstens meine Maus!“
tröstete Elke sich. „Hoffentlich hat Fränzi nicht vergessen, sie zu füttern.“
Dann strich sie Ali zärtlich über Kopf und Rücken, und das Tier streckte sich
dabei vor Wohlbehagen auf ihrem Schoß lang aus und schloß die Augen.
„Das mag er haben!“ sagte Katje.
„Ich auch!“ antwortete Elke und
lächelte dabei. Aber obgleich sie lächelte, war sie traurig. In kurzer Zeit
mußte sie von Ali Abschied nehmen und sah ihn dann vielleicht niemals wieder.
„Elke und Katje! Elke!!“ Das war Ankes
Stimme.
„Wir sind bei den Hunden!“ antwortete
Elke rufend.
„Kommt! Wir wollen jetzt nach Hause.
Habt ihr euch gewaschen? — Hoppla! da war’ ich fast gefallen! Abscheulich diese
Bretter und Latten hier überall!“
Elke hatte es nicht sehr eilig, sich
von Ali zu trennen, sie ließ die große Schwester ganz nahe herankommen.
„Ist er nicht niedlich?“ sagte sie
dann.
„Gabele dir bloß keine Flöhe auf!“ war
Ankes Antwort.
„Diese Hunde haben keine Flöhe!“
erwiderte Elke.
Anke machte ein ungläubiges Gesicht.
„Nein, sie haben keine“, erwiderte
Elke. „Ihr Fell ist sauber gehalten worden, denn sie dürfen während der
Vorstellung doch nicht anfangen sich zu kratzen!“
„Nun setz deinen Ali aber in seine
Kiste zurück! Die Eltern warten auf uns“, mahnte Anke.
Elke nahm ihren Hund auf den Arm und
stand schweren Herzens auf.
„Tschüß, mein Ali!“ sagte sie wenige
Augenblicke später, über seine Lagerstätte gebeugt, „tschüß!“ Und dann ging sie
fort, ohne sich noch einmal nach ihm umzudrehen.
Es war inzwischen drei Uhr nachmittags
geworden, und es war wirklich höchste Zeit, daß die Kinder nach Hause kamen, um
dann so bald wie möglich den Schlaf nachzuholen, der ihnen diese Nacht
vorenthalten geblieben war. Elke hatte gehofft, daß sie wieder mit zu Katje
gehen dürfte. Aber als die Mutter ihr dann klarmachte, daß doch
Sonnabendnachmittag sei, und daß von vornherein vereinbart sei, daß sie
Sonnabend wieder nach Hause zurückkehren sollte, war sie auch zufrieden. Schade
war ja nur, fand sie, daß sie die Küche nicht wieder mit einräumen konnte.
Die Mutter wunderte sich. „Wieso die
Küche einräumen?“
„Elke wollte so gern malen, und da
haben wir den Küchenfußboden gemalt“, erklärte Katje.
„Ja, Malen ist mein Schönstes!“
bestätigte Elke.
Ulf wollte sich ausschütten vor
Lachen. „Den Fußboden habt ihr gemalt?“ rief er aus.
„Ja, er war nicht mehr schön“, sagte
Elke ruhig.
Ulf faßte die kleine Schwester bei ihren
beiden schmalen Schultern: „Goldbückel!“ sagte er lachend. „Wenn du nächstens
meinst, daß die Uhrzeiger vom Michaelsturm nicht mehr blank genug sind,
kletterst du ‘rauf und putzt sie!“
„Hast du ‘ne Ahnung, wie groß solche
Zeiger sind!“ antwortete Elke nachsichtig. „Außerdem würde ich mit dem
Fahrstuhl auf den Turm ‘rauffahren!“— —
Und nun waren sie auf dem Nachhauseweg
und gingen durch die Budenstadt dem Parkplatz ihres Wagens zu.
„Du meine Güte! Ich hab’ meine
Handtasche nicht!“ Anke blieb plötzlich erschrocken stehen. „Die schöne Tasche!
Und ich hab’ auch ziemlich viel Geld drin. Wo kann ich die gelassen haben?“
„Ich glaube, ich weiß, wo sie ist“,
sagte Elke. „Du hast deinen Rock abgeklopft, als wir aus dem Hundetheater
‘rausgingen, und dabei hast du die Tasche, glaube ich, auf eine Kiste gelegt.“
Schon war Elke davon, um sie zu holen.
Ihr Zurückkommen ließ länger auf sich
warten, als man vermutet hatte.
„Sie spielt sicher noch mit dem Hund
Ali“, meinte Anke ungeduldig.
Aber nein, Anke irrte sich, Elke
spielte nicht mit Ali. Es war ganz anders um sie bestellt. Sie lag auf dem
Fußboden des Hundetheaters und konnte nicht wieder aufstehen. Sie hatte
besonders flink sein wollen und war dabei gestrauchelt. Nun lag sie da, und ihr
rechtes Bein tat ihr sehr weh.
Die Tierpfleger hörten ihr Rufen
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