Elke, der Schlingel
Detlefs sein, bei Reimers’ ist sie nicht mehr.“
Elkes Mutter war natürlich aufs
höchste verwundert und ließ sich von Fränzi erzählen, was sie von der Nachbarin
erfahren hatte. Dann rief sie bei der Mutter von Ingeborg Detlefs an und hörte,
daß weder Elke noch Katje Ingeborg besucht hätten. Ja, Frau Detlefs war sogar
ein bißchen gekränkt. Wenn Elke bei ihnen hätte schlafen wollen, würde sie doch
selbstverständlich vorher Frau Tadsens Erlaubnis dazu erbeten haben.
Bis zu diesem Augenblick hatte Frau
Tadsen geglaubt, daß Elke sich nur eine ärgerliche Eigenmächtigkeit erlaubt
hätte, jetzt aber überkam sie ernste Sorge. Wo sollte man die Kinder suchen?
Frau Detlefs hatte recht: Wenn irgendeine Mutter die Kinder des Glatteises wegen
bei sich zurückgehalten hätte, würde sie Tadsens doch Nachricht gegeben haben.
Gut, daß Elkes Schwester Anke heute
vormittag zufällig im Hause war. So konnte sie es der aufgeregten Mutter
abnehmen, überall anzurufen, wo man glaubte, daß Elke und Katje möglicherweise
stecken könnten. Ohne Erfolg, niemand hatte von den Freundinnen etwas gehört
oder gesehen. Schade, daß Kiki Lütjens’ Eltern kein Telefon hatten! Kiki war
jetzt die einzige Hoffnung. Fränzi wurde beauftragt, so schnell wie möglich
nach der Blumenstraße zu fahren, wo Kiki wohnte. Kaum war Fränzi zwei Minuten
fort, als die Mutter von Elkes Mitschülerin, die in der Klasse „Floh“ genannt
wurde, anrief. Sie hätte erfahren, sagte sie, daß nach Elke und Katje gesucht
würde. Ihre Tochter hätte erzählt, daß sie die beiden auf dem Dom gesehen
hätte. Katjes Verwandte besäßen dort eine Kuchenbude. Die Bude wäre neben dem
Hundetheater. Auch „Floh“ wurde an den Fernsprecher geholt und mußte
ausführlich erzählen, was sie gestern mit Elke und Katje erlebt hatte.
Aber durch diesen Bericht wurde die
Sorge von Frau Tadsen und Anke nicht geringer, sondern im Gegenteil — sie wurde
eher größer. Was? Elke war auf dem Dom gewesen — allein mit Katje mitten in
diesem Jahrmarktstrubel, wo sich wer weiß was für gefährliche Menschen
herumtreiben konnten?
Anke rief bei dem Vater an, erzählte
ihm alles und bat, der Vater oder Ulf oder am besten alle beide möchten doch
bitte sofort mit ihr zum Dom fahren, damit sie dort nachforschten, wo die
Kinder geblieben waren. Anke, die ruhige, selbstsichere, energische Anke,
konnte kaum sprechen vor Aufregung.
Eine halbe Stunde später waren der
Vater und Ulf zu Hause. Ulf sagte: „Ich glaube, die ganze Geschichte wird sich
als vollkommen harmlos herausstellen!“ Er sagte es in der guten Absicht, Öl auf
die Wogen der Erregung zu gießen, aber da kam er bei Anke schlecht an. Sie
weinte fast vor Empörung über Ulfs Zuversichtlichkeit. „Es ist das Schlimmste,
was wir tun können, wenn wir die Sache auf die leichte Schulter nehmen“, sagte
sie erzürnt.
Herr Tädsen rief bei der Polizei an,
und man versprach, sofort Nachforschungen anzustellen.
Ulf blieb bei seiner
Zuversichtlichkeit. „Elke und Katje sind doch schon große Mädchen“, meinte er.
„Sie lassen sich doch nicht irgendwohin verschleppen. Ich halte das für ganz
ausgeschlossen. Außerdem kennen wir meiner Ansicht nach des Rätsels Lösung
schon: Katjes Verwandte haben eine Kuchenbude auf dem Dom. Das mag Elke wer
weiß wie verlockend erschienen sein. Ich erinnere mich von mir selber, daß es
lange mein sehnlichster Wunsch war, einmal in einem Zigeunerwagen zu schlafen.
Tatsächlich ist gestern abend ja ein ganz gefährliches Glatteis gewesen, und
wenn dann die Kuchenbudenleute die Kinder
bei sich behalten haben--schließlich
war das ja nur
vernünftig! Daß jemand sich Sorgen
machen könnte, das haben sich die guten Leute natürlich nicht klargemacht.“
Wenige Minuten später saßen die Eltern
mit Anke und Ulf im Auto. Ulf fuhr. Er lenkte den Wagen in Richtung des
Weihnachtsmarktes.
Nach einer Viertelstunde war das Ziel
erreicht, und sie stiegen aus. Ulf blickte suchend nach einem Schutzmann aus,
aber in dieser Mittagsstunde, wo es kaum Verkehr zu regeln gab, war weit und
breit keiner zu sehen. „Suchen wir also auf eigene Faust die Kuchenbude, die
neben dem Hundetheater liegt!“ sagte er.
Sie waren eben ein paar Schritte
gegangen, als aus einer Querstraße ein Polizist einbog, Ulf mit seinen langen
Beinen lief sofort auf ihn los! Aber kaum hatte er sein Anliegen vorgebracht,
so nahm ihm der Beamte auch schon das Wort aus dem Munde.
„Sie suchen zwei kleine Mädchen,
Weitere Kostenlose Bücher