Elke, der Schlingel
und
kamen und hoben sie auf. Aber Elke konnte ihr Bein nicht ansetzen, und es war
nur gut, daß Ulf erschien, um zu sehen, wo sie blieb. Er nahm seine kleine
Schwester auf den Arm und trug sie zum Auto. — Arme kleine Elke!
Sie hatte das Bein gebrochen, und
Anke, die Medizinstudentin legte ihr einen Notverband an.
Es wurde eine betrübliche Heimfahrt.
Siebentes Kapitel
KRANK, ABER VERGNÜGT!
Das heißt, krank war Elke ja eigentlich
gar nicht. Sie hatte das Bein gebrochen, es lag jetzt in einem Gipsverband und
bereitete ihr keine Schmerzen mehr. Und im übrigen war ihr Befinden sehr gut.
Aber da sie im Bett liegen mußte, sprach man von ihr immer als von der kranken
Elke und daß man ihr einen Krankenbesuch machen wollte und sich ausdenken, was
man mitbringen wollte, damit die Kranke sich freute. So wurde Elke, wenn sie
auch nicht richtig krank war, doch ganz als Kranke angesehen. Und man muß
sagen: sie stand sich gut dabei. Tadsens Wohnung glich manchmal einem
Taubenschlag, so viel Besuch bekam Elke. Sie war sehr beliebt bei ihren
Kameradinnen, und dazu kam, daß sie all das brennend Interessante auf dem Dom
erlebt hatte und — was für viele noch wichtiger war! — daß sie das in das Eis
eingebrochene Mädel gerettet hatte. Was hätte werden sollen, wenn auch Elke
brüllend weggelaufen wäre, wie die beiden anderen, größeren Mädchen das so gut
gekonnt hatten! Die Verunglückte wäre doch ganz sicher ertrunken! Hatte Elke da
nicht eigentlich die Rettungsmedaille verdient? Ja, die hatte sie verdient!
Viele blieben ganz fest bei der Überzeugung, auch nachdem Fräulein Samtleben
ihnen erklärt hatte, daß Elke sich hervorragend benommen hätte und man sich
überlegen müsse, wie man ihr eine ganz besondere Freude machen könnte, aber die
Rettungsmedaille würde Elke nicht bekommen können, denn diese Auszeichnung
schließe ein, daß jemand bei der Rettung sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt
habe, und das hätte Elke ja, Gott sei Dank, nicht zu tun brauchen.
Alle waren in diesen Wochen sehr lieb
und gut zu Elke, und sie erlebte viel Freude. Aber die größte Freude war doch,
daß Onkel Bernhard aus Stuttgart kam. Er hatte eigentlich erst drei Wochen
später für ein paar Tage kommen wollen, aber als er hörte, welches Mißgeschick
seine kleine Elke betroffen hatte, da kam er gleich. Was? Die springlebendige
Elke mußte wochenlang ruhig im Bett liegen? Da mußte er sie trösten!
Es wurden ganz herrliche Tage, als
Onkel Bernhard da war. Um solchen Besuch konnte man sich schon ein Bein
brechen, fand Elke.
Onkel Bernhard war unerschöpflich in
seinen lustigen Erzählungen, man kam aus dem Lachen oft gar nicht heraus. Und
das Schönste war, daß er zu allem, was er erzählte, immer seine kleinen
drolligen Zeichnungen machte, dadurch wurde alles noch viel lebendiger und
anschaulicher, als es so schon war. Ob es sich um Onkel Bernhards Schuster
handelte mit den ungeheuer großen Ohren, um die Zeitungsfrau, die so breit war
wie hoch, um die drei Straßenmusikanten, die immer bei derselben Stelle zum
Gotterbarmen falsch bliesen, um die zahme Dohle vom Gastwirt Nagler, die jeden,
ob er Briefträger oder Bürgermeister war, mit „Du Spatzenschreck!“ anredete —
sie alle waren für Elke in kurzer Zeit so gute Bekannte, als wäre sie selbst in
Stuttgart und nicht in Hamburg zu Hause.
Onkel Bernhard war auch sofort in das
große Geheimnis eingeweiht worden, daß Fränzi eines Morgens eine falsche tote
Maus in dem großen Herd in der Küche verbrannt hatte, und daß die richtige, die
gefangen werden sollte, durchaus noch lebendig war. Und wie lebendig! Sie wurde
von Woche zu Woche übermütiger und kam jetzt sogar bei Tage manchmal aus ihrem
Versteck heraus und setzte sich auf die Fensterbank und putzte sich oder sonnte
sich gar, wenn das Wetter danach war.
Onkel Bernhard lachte, als er die
ganze Geschichte, einschließlich der Mogelei von Fränzi, erfuhr, aber er war
doch der Ansicht, daß die Mutter alles wissen müsse. Er wolle gern den Vermittler
spielen. Elke sagte, sie wolle es sich überlegen, war aber sehr beunruhigt. Sie
selber hatte damals Katje gegenüber geäußert, daß sie ihrer Mutter alles sagen
wollte, wenn Onkel Bernhard da war, aber nun, wo es soweit war, kamen ihr
Bedenken. Die Mutter und vor allem Anke mochten Mäuse nicht leiden, es würde
bestimmt so kommen, daß sie Minimax nicht behalten durfte.
Und dabei war es doch wirklich eine so
hübsche Maus! Onkel Bernhard sagte
Weitere Kostenlose Bücher