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Elke im Seewind

Elke im Seewind

Titel: Elke im Seewind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Gündel
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trippelt ganz nahe bei ihnen im Sand herum. Warum tut er das? Es hört sich auch so ängstlich an, wie er immerfort djüidjüi ruft. Sie tun ihm doch gar nichts. Als Elke sich wieder einmal ein wenig zurück und nach rechts dreht, bemerkt sie plötzlich, daß sich an einer Stelle im Sande etwas bewegt. Als sie schärfer hinsieht, erkennt sie ganz deutlich, daß es kleine, halbnackte Vögelchen sind, die da krabbeln. Sie erschrickt — so nahe ist das Nest. Sie freut sich, ja, sie denkt aber auch daran, wie leicht es hätte geschehen können, daß sie das Nest zertreten hätten. Sie haben doch nicht auf jeden Schritt achtgegeben. Und außerdem — was für eine Angst muß der Vogel um seine Jungen haben!
    Elke weckt die Gefährtinnen und zeigt ihnen ihre Entdeckung. Lotti springt temperamentvoll auf und geht auf das Nest zu. Elke hält sie fest. „Du darfst hier nicht rumgehen“, sagt sie, „du kannst die Kleinen treten.’
    Lotti macht sich los von Elke und geht weiter. Sie beugt sich sogar nieder und nimmt eines von den Jungen in die Hand.
    „Das darf man nicht’, sagt Elke böse. „Es gibt Tiere, die sich um ihre Jungen nicht mehr kümmern, wenn sie Menschengeruch an sich haben.“
    „Was du nicht alles weißt“, antwortet Lotti gleichgültig.
    „Djüidjüi“, ruft der ängstliche kleine Vogel.
    „Nein, Lotti, das ist nicht richtig von dir“, mischt nun auch Katje sich ein.
    „Ich laß mir von Elke nichts sagen!“ antwortete Lotti.
    Also von daher weht der Wind bei Lotti. Sie kann es nicht vertragen, wenn Elke etwas besser weiß als sie und sie darauf aufmerksam macht. Elke zuckt die Achseln.
    „Wollen wir jetzt mal nach der Wiese gehen, wo die vielen Schafe sind?“ schlägt Katje vor.
    „Mir ist es einerlei“, sagt Elke und folgt der Freundin in der eingeschlagenen Richtung. Die beiden anderen gehen im Abstand hinter ihnen her, und Lotti lutscht bereits wieder Bonbons. Ruth hat gedankt.
    Als Katje später den Versuch macht, dieses und jenes der grasenden Schafe zu streicheln, stößt sie auf Ablehnung. Die Tiere lassen sie bis auf einen Meter herankommen, dann weichen sie zurück. Auch nachher in den Dünen laufen noch Schafe herum. Sie fressen Heidekraut. Sie blicken die Spaziergänger neugierig an, aber für Annäherungsversuche sind auch sie nicht zu haben. Anders ist es nachher bei einem alleingehenden Schaf, das sie drüben in der Dünenwildnis, schon fast am Rande des Kniepsandes, treffen. Es ist ein Jungtier, ein stämmiger, kleiner Bursche mit gedrungenem, dunkelgrauem Kopf und einer schwarzen Nase, die wie plattgedrückt aussieht. Er hat große, seidigblanke Ohren und ein dickes, grauweißes Fell, Seine gar nicht dumm blickenden Augen sind bernsteingelb und haben waagerechte Sehschlitze. Der kleine Kerl hat irgend etwas an sich, was Elke, „großartig“ findet. Ist es seine Stämmigkeit — die Art, wie er selbstherrlich und breitbeinig dasteht und die Ankömmlinge mustert?
    Elke geht auf ihn zu. Was das Schaf aber damit quittiert, daß es seine Stirn zum Angriff senkt. „Dann nicht!“ sagt Elke und geht weg.
    Auch Lotti und Ruth sind inzwischen herangekommen, und Lotti möchte ihr Heil bei dem Schaf auch einmal probieren. Sie nimmt sich aber nicht genügend in acht und bekommt einen kräftigen Stoß ans Bein. Au! schreit sie und fängt an zu hinken. Was Elke dazu verleitet, selber auch noch einmal zu dem Schaf hinzugehen. Sie wünscht sich brennend, Lotti zu übertrumpfen. „Nimm dich in acht, es stößt furchtbar!“ warnt Lotti.
    Einen Augenblick lang steht Elke da und überlegt. Was so ein kleines Schaf einem schon tun kann! denkt sie. Dann beugt sie sich zu dem Tier hin und sagt munter: „Du hast wohl Lust zum Boxen, du kleiner Boxer!“
    Schon fängt sie eine Stoßbewegung der streitbaren Stirn geschickt mit den Händen auf. Sie merkt dabei, daß sich in dem krausen Gelock der Stirn zwei Hornansätze versteckt halten,
    „Also so einer bist du — du kriegst Hörner“, sagt sie lachend. „Denn man zu! Fürs erste bin ich aber durchaus noch nicht bange vor dir. Da mußt du dir die Hörner erst noch größer wachsen lassen.“

    Katje hat es schon immer an Elke bestaunt, wie unbefangen sie mit Tieren umgeht. Voriges Jahr im Sonnenhof die großen Pferde — Elke machte sich gar nichts daraus, bei ihren riesenhohen Beinen vorbeizugehen, wenn sie in ihrem Stand im Stall standen.
    Der kleine Schafbock findet offenbar Gefallen daran, seine Kräfte mit Elke zu messen. Immer wieder

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